Henri Lesewitz
· 10.05.2016
Irre Distanzen, kein Service: Self-Support-Rennen sind die Härteprüfungen der Ultrabike-Szene und einer ihrer Stars ist der US-Amerikaner Jay Petervary. Uns hat er die Geheimnisse seines Bike erklärt.
Wenn sich der US-Amerikaner Jay Petervary in den Sattel schwingt, dann vergehen meist Tage bis zum Absteigen. Der 44-jährige mit dem Ziegenbärtchen ist der Star der Ultrabike-Szene. "RIDE Forward", steht auf seiner Visitenkarte, die das Design eines Laufrads hat.
Bikepacking heißt die neue Lust am Abenteuer-Biken, deren Krönung die wahnwitzigen Self-Support-Rennen darstellen. Gemeinsamer Start, danach ist jeder auf sich selbst gestellt. Schlafen? Jedermanns eigene Sache, im Rennkonzept aber nicht unbedingt vorgesehen. Wer als Erster das Ziel erreicht, wird in der Szene vergöttert.
Stahlharte Ultrabiker gibt es viele. Doch keiner hat das Non-Stop-Biken derart perfektioniert wie Jay Petervary, der mit den Langstrecken-Abenteuern sogar sein Geld verdient. Für das 4418 Kilometer lange Kult-Rennen Tour Divide von der kanadischen bis zur mexikanischen Grenze brauchte er gerade mal 15 Tage. Unvorstellbar angesichts der anspruchsvollen Strecke, die entlang der Great Devide Mountain Bike Route dem Gebirgskamm der Rocky Mountains folgt.
Entsprechend groß war die Spannung nun beim Italy Divide, mit welcher Fabelzeit der US-Star ins Ziel preschen würde. Das Rennen zählt zu den neuen Härteprüfungen der Self-Support-Szene. Die Eckdaten lassen die Strapazen erahnen: knapp 850 Kilometer und 20 000 Höhenmeter von Rom bis nach Torbole am Gardasee. Dazu machte den Startern noch nass-kaltes Wetter das Rennen zur Hölle. Auf dem finalen Gipfel Monte Altissimo lag sogar Schnee. Petervary schien das alles nichts auszumachen. Er erreichte das Ziel bereits nach 82 Stunden. In unserem Abenteuerbericht von Walter Lauter werden die Strapazen deutlich, die die Tour bereit hielt.
Wie lange er geschlafen habe, wollten wir von ihm wissen. "Gesamt?", grinste Petervary in Vorfreude auf das verblüffte Reporter-Gesicht. Dann gab er genüsslich die Antwort, wissend, wie irre diese Auskunft auf Normalsterbliche wirkt: "Sieben Stunden. Während des gesamten Rennens." Petervary hat für uns exklusiv die Feinheiten seines Bikes erklärt. Denn ohne die ausgeklügelten Details wäre die Wahnsinnszeit nicht möglich gewesen.
Mehr Infos zu Jay Petervary: jaypetervary.com