BIKE Magazin
· 17.07.2013
Walter hat es geschafft! Er ist in Santiago de Compostela angekommen – insgesamt vier Wochen war er unterwegs auf seinem Surly Moonlander Fatbike. Hier lest Ihr das Tagebuch seiner MTB Pilgerreise.
Walter Lauter hat schon viele verrückte und fordernde Bike-Touren hinter sich. Angefangen bei der Grenzsteintrophy über die Mallorca-Umrundung bis zum Survival-Camp. Auch den Jakobsweg ist er in Etappen von Fulda bis Santiago schon mal gefahren. Dieses Jahr wird er mit seinem Fatbike auf dem „Original-Jakobsweg“ unterwegs sein. Es hat ein Gewicht von 15,6 Kilo und an Gepäck kommen nochmals acht bis zehn Kilo dazu.
„Das Feeling mit dem Surly ist einfach wunderschön auf so einem Trip. Passt perfekt zu dem Flow, den man auf einem Pilgerweg erfährt,“ so Walter. Ich werde zwar durch das Mehrgewicht und den schlechteren Rollwiederstand jeden Tag circa ein bis zwei Stunden mehr unterwegs sein, aber das nehme ich gerne in Kauf." Ihn erwartet viel Natur, viele Trails, auch mal Schiebepassagen und ein Portion Abenteuer, denn er wird meist im Zelt übernachten. Am 28.7. geht es mit dem Flugzeug ab Santiago zurück in die Heimat. Das heißt, dass Walter jeden Tag so 100 Kilometer und 2000 Höhenmeter zu absolvieren hat. "Zwischendurch werde ich natürlich ein paarmal mehr km pro Tag fahren, um ein wenig Zeitpuffer heraus zu fahren." Walter lässt uns in den nächsten Wochen in seinem „Pilger-Tagebuch“ mitlesen und uns so an seiner Reise teilhaben.
Tagebuch Jakobsweg
Samstag, 29. Juni, mit dem Zug nach München
Schon in Schweinfurt kein Radtransport. Deshalb nächster Zug. Jochen hat mich am Bahnhof mit dem Rad abgeholt. Am Kloster der Armen Schulschwestern, am Startpunkt des Jakobswegs den ersten Stempel abgeholt. Dann bei ihm übernachtet. Regenwetter!
Sonntag, 30. Juni, 6:30 Uhr; Start in München, erster Pilgertag
Isarauen, bald das erste Mal verfahren. Bin auf Wanderwegen schlechtester Ordnung gelandet. Das Wetter bessert sich. Um 11 Uhr, nach 50 Kilometern Bier und Weißwürste im Kloster Andechs. PROST :-) Bin bis 21:30 geradelt. Es lief so gut. Wäre am liebsten in die Nacht hinein gefahren. Aber nach 204 Kilometern und 2450 Höhenmeter muss auch mal Schluss sein :-)
Habe davor in Marktoberdorf das große M aufgesucht und mir einem Mac gegönnt. Wie gut, dass die Araltankstelle nebenan noch'n 1 Liter FAXE hatte :-) hab mir nen kuscheligen Zeltplatz am Waldrand gesucht. PROST und gute Nacht :-) Alles gut !!!
Montag, 1. Juli, zweiter Pilgertag
Vergangene Nacht recht schlecht geschlafen. Sehr oft aufgewacht. Das hat sich heute bei meiner Leistung gezeigt. Die Anstiege waren recht schleppend. 118 km bei 2650 Höhenmeter. Aber ich bin trotzdem gut unterwegs.
Deutschland liegt hinter mir, Österreich fast auch. Morgen früh ab in die Schweiz. Der Pfänder am Bodensee war sehr zäh. In Bregenz noch ne liebe Freundin getroffen :-) Übernachtung auf dem Campingplatz in Bregenz, mal wieder Duschen :-). Nudelgericht und ein Dosenbier, ALLES GUT :-)
Dienstag, 2. Juli, dritter Pilgertag
Welch tolles Wetter :-) Geschwitzt wie ein Toller. So mag ich's. Heute habe ich ein paar Fußpilger getroffen, Schweizer, Afrikaner, Franzosen und Deutsche. Ein Bauer hat nicht nur meine Flaschen mit Quellwasser gefüllt, sondern auch noch'n Bier angeboten. OK, die nächste halbe Stunde bin ich dann ein wenig im Tran gerollt :-)
Unterwegs Walderdbeeren gepflückt, lecker :-) die Füße im Zürichsee gekühlt und die Socken gewaschen.
Jetzt sitz ich nach 111 km und satten 2300 Hm unter einem Kirchenvordach und lass ein Gewitter mit Regen an mir vorüber ziehen. Mal schaun, ob heute noch was geht!
Mittwoch, 3. Juli, vierter Pilgertag
Gestern Abend ab 19:00 Uhr hat mich ein Gewitter mit Starkregen ausgebremst. Ich saß 2 Stunden unter einem Kirchenvordach, der Regen hörte nicht auf. Habe mich dann hinter der Kirche auf eine überdachte Bank zur Ruhe gelegt. OK, kein Gute-Nacht-Bier und nix Gscheites zu essen, aber für solche Fälle kommt die Notration (Studentenfutter) raus :-)
Hab sehr gut geschlafen und bin um 05:30 Uhr gestartet. "Nur der frühe Vogel fängt den Wurm" ;-)
Bis 08:30 Uhr hatte ich schon 32 km und knappe 1000 Hm. Am Kloster Einsiedeln hab ich mir meinen 2. Pilgerstempel abgeholt und erst mal richtig gefrühstückt. (Die Schweiz ist ganz schön teuer!) Heute war ja für die ganze Schweiz Dauerregen vorhergesagt. Bis 14:00 Uhr nur einzelne Tropfen. Dachte das war's. Aber danach kams umso heftiger. Bin oberhalb der Vierwaldstätter Sees einen Trail gewandert, der mehr ein Klettersteig war! Für Biker definitiv nicht geeignet. Aber alles gut. Da mir Nachmittags Kiemen und Schwimmheute gewachsen sind, heute mal ne Übernachtung in einem Pilgerhotel. Gesamt heute: 105 Kilometer und 2300 Höhenmeter. Ab morgen wieder Sonne pur, YEAH :-)))
Donnerstag, 4. Juli, fünfter Pilgertag
Schade: der Regen sollte heute Morgen vorbei sein :-( Waschküche draußen! Da ich ein kuscheliges Hotelzimmer in Beckenried habe, starte ich halt ein wenig später. Bin gut in der Zeit und ja nicht auf der Flucht :-) Dann trotz Regen im "Ganzkörperkondom" losgeradelt. Hat auch sein gutes. Tunnelblick aufgesetzt, nicht viel nachgedacht. So kann man Strecke machen. Nach 2 Stunden endlich trocken. Bin an vielen Seen (Lungener, Brenzer, Thuner See ...) vorbei gekommen. Jetzt nach 7 Std hab ich so langsam wieder Hunger. Der Rest des Tages lief bei tollem Wetter recht easy. Bin am Thuner See an einem Campingplatz gelandet. Der Schweizer Käse/Wurstsalat schmeckt köstlich. Ach ja, 125 km bei 1780 Höhenmeter. Ich glaub, die Schweiz wird flacher :-)))
Freitag, 5. Juli, sechster Pilgertag
Perfekt geschlafen. Habe einen coolen Schwyzer Fußpilger getroffen. Er hat geschätzte 30 Kilo Gepäck dabei, Rucksack und einen einrädrigen Handwagen. Gerade passe ich auf sein Gepäck auf, da er nebenbei auch noch Geocaches sucht :-) Auf meine Frage, wie lange er noch unterwegs sein wird, sagte er "vier Monate bis zwei Jahre"!! Auch ne Ansage!
Sehr heiß heute. Musste ein paarmal im Schatten pausieren. Aber so mag ich's :-)
Heute bin ich durch Fribourg geradelt. Das ging noch. Aber am Spätnachmittag durch Lausanne. Für Pilgerverhältnisse ein wahrer Moloch! Fußpilger brauchen vermutlich einen ganzen Tag für die Durchquerung :-)
Bin heute geschafft (138km/1970Hm) aber glücklich und froh, auf nem Campingplatz Nähe Lausanne am Genfer See eine wunderbare Dusche genossen zu haben. Morgen überquere ich dann bei Genf die Grenze nach Frankreich. PROST und gute Nacht :-)))
Samstag, 6. Juli, 7.Pilgertag
Eine Hitze! Bin mittags nach 70 Kilmetern auf recht flachem Terrain in Genf angekommen. Pause in einem Park unter einer schattigen Linde.
So langsam kommt das Pilgerfeeling. Wann habe ich das letzte mal eine Ameise minutenlang dabei beobachtet, wie sie ein Stückchen Brot wegschleppt …?
Campe jetzt im hübschen Rhonetal.
Werde trotzdem heute gut pennen :-)
146 Kilometer bei recht flachen 1240 Höhenmetern.
Alles gut :-)))
Sonntag, 7. Juli, achter Pilgertag
Früh erstmal 30 Kilometer gerollt und dann herrlich an einem Strassencafé gefrühstückt. Dass die Franzosen immer so übertreiben müssen. Mein Käsesandwich ist 40 Zentimeter lang :-)
Kleiner Tip am Rande: Wassernachschub gibt's immer auf Friedhöfen :-)
Mist: für die „Tour de France“ bin ich wohl ne Woche zu früh :-)
Eigentlich wollte ich heute keine 156 Kiloemert mit 1780 Höhenmetern radeln, bis ich nen Campingplatz gefunden habe.
Jetzt lasse ich mir Pommes/Nuggets und einen Rosé schmecken PROST :-)
Montag, 8. Juli, neunter Pilgertag
Oh Gott, was für zähe 126 Kilometer mit 2100 Höhenmetern. Unterwegs einen Schweizer Pilger getroffen, der seit 71 Tagen von Santiago aus rückwärts unterwegs ist. In der Früh ein typisches französisches Frühstück.
Ich wollte unbedingt in „Le Puy en Velay“, ankommen. Ein ganz wichtiger Pilgeretappenort. Dort habe ich erst die Kathedrale Notre Dame angesehen, und dann noch zentrumsnah einen Campingplatz für 6,43 Euro pro Nacht gefunden. Was für ein Glück :-) Morgen früh werde ich mal so richtig ausschlafen!
Jetzt kurz relaxen, was essen und dann noch 'nen Stadtbummel
Dienstag, 9. Juli, zehnter Pilgertag
Ist das schwer, an der Kathedrale „Notre Dame" einen Pilgerstempel zu bekommen. Habe bis 10 Uhr gewartet, bis das Büro geöffnet hatte.
Auf diesen beiden Vulkankegeln steht einerseits eine Kapelle aus dem 10. Jahrhundert, auf dem anderen eine Marienstatue, die 18 Meter hoch und begehbar ist. Das hab ich mir diesmal gespart, hab sie ja 2004 schon „erobert“ :-)
Wär hätte das gedacht. Grad noch geschwitzt wie ein Ochse und bestes Fatbike-Terrain und jetzt auf 1100 Meter üNN ein kurzer Regenschauer. Naja, die Regenklamotten müssen auch wieder mal gelüftet werden ;-)
Ich dachte, das war's. Leider weit gefehlt :-( Das dicke Ende kam noch! Gewitter/Starkregen auf 1400 Meter Höhe. Dann ne lange Abfahrt, brrh, war das kalt! Naja, dann eben heut mal nur 92 Kilometer und 2130Höhenmeter. Passt scho :-)
Mittwoch, 10. Juli, elfter Pilgertag
Seit „Le Puy en Velay“ sind merklich mehr Pilger unterwegs. Es gibt auch immer mehr Herbergen und Restaurants/Cafés, die sich diesem Klientel verpflichtet fühlen :-)
Heute früh musste ich mich entscheiden, ob ich die feuchten Klamotten (vom Waschen tags davor) oder die nassen vom gestrigen Regen anziehe :-)
Die Wege sind manchmal sehr schmal. Muss teilweise die Ellbogen einziehen :-)
Heute Mittag schon wieder Gewitterregen! Trocken werden und abwarten mit anderen Pilgern in einer Kirche.
Dann ein kleiner Pass auf 1340m. Endlich kommt die Sonne wurde auch Zeit :-)
Zwischendurch mal ein Panaché und ein Ricard. Man gönnt sich ja sonst nix.
Ich Hirsch! Nur weil ich nem Campingplatz-Schild gefolgt bin, unnötige 350 Höhenmeter gefahren. Tut weh am Ende des Tages.
Kleine Zwischenbilanz: heute nach elf Tagen habe ich die Hälfte der Strecke hinter mir. Und noch 17 Tage Zeit. Ab jetzt lass ich's ein weniger gemütlicher angehen :-) PROST bei heutigen 128 Kilometer mit 1930Höhenmetern.
Ach ja: heute campiere ich ungefähr 20 Kilometer hinter Estaing.
Donnerstag, 11. Juli, zwölfter Pilgertag
Mmhh, gibt's was leckeres als eine Instant Nudelsuppe? Mein kulinarisches Highlight gestern Abend. Da war bestimmt ein ganzes Rind drin :-)
Liebe Grüße an meine Drei daheim. Ein bißchen vermisse ich euch schon! Danke, das ihr mir diesen Trip ermöglicht :-)
Zwischenstopp in Conques. Auch ein geschichtsträchtiger und wichtiger Pilgerort mit einer wunderschönen Kathedrale. Auch der Pfarrer ist Biker, wie er mir versichert hat :-) Hier hab ich mir wieder mal einen Tampon (Stempel) geholt.
Endlich erreiche ich mein Tagesziel, Figeac in den Midi-Pyrenées. Heut hat mir die Hitze ganz schön zu schaffen gemacht. War zeitweise ziemlich schlapp. Aber immer noch besser als der Regen gestern :-)
Erst mal ein/zwei Panaché und ein Ricard und dann suche ich mir in der Nähe einen Campingplatz. Wäsche waschen, Duschen, relaxen ;-)
Am Ziel nach 105 Kilometern und 1530 Höhenmetern wartet 15 Kilometer hinter Figeac ein kuscheliger Campingplatz. Alles gut ;-)
Freitag, 12. Juli, dreizehnter Pilgertag
Der Tag beginnt herrlich. Frühstück auf dem Campingplatz. Normalerweise starte ich ohne und gönne mir 2-3 Std später etwas.
Ach ja, immer die Fragen, ob das ein Motorrad oder ein Bike mit Elektroantrieb ist :-) Mein Solarmodul vorne am Lenker, mit dem ich mein IPhone versorge, tut ein Übriges. Aber immer erstaunte und freundliche Gesichter :-)) Ein gutes Kommunikationsmittel ;-)
Die Grillen zirpen so laut, dass sie selbst einen MP3-Player übertönen würden. Die Luft steht!
Heute war ich fast ausgetrocknet!
Hab viel zu wenig getrunken. Bei der trockenen Luft vergisst man das zu häufig!
Zwischendurch mal an einem ehemaligen Wäschewaschplatz erfrischt.
Diese Steinhäuser sind ohne jeglichen Mörtel gebaut. Eine Kunst. Dienten wohl früher als Kühlhäuser für Lebensmittel
Habe heute Cahors durchquert und bin nach 116km/1890Hm in der Nähe von Lauzerte gelandet.
Jetzt alles gut :-)
Samstag, 13. Juli, Tag 14
Guten Morgen fette Sonne :-)
Mit den richtigen Trikots läufst gleich viel besser :-)
Der Jakobsweg in Frankreich ist besonders gut ausgeschildert, quasi doppelt :-) Verläuft er doch identisch mit dem Weitwanderweg "GR65"
Habe heute im Laufe des Tages Moissac (schöne Kathedrale) durchquert, mir dort wieder einen Pilgerstempel von einer Nonne geben lassen und auf dem Markt 5 Monsterschrimps gekauft. Ein köstliches, verspätetes Frühstück.
Gelandet bin ich heute auf einem Campingplatz bei CONDOM. Jetzt weiß ich endlich, wo die Dinger herkommen *grins*.
Auch hier trifft man viele Pilger, jeder hat extrem unterschiedliche Storys auf Lager. Manche sind schon seit Monaten unterwegs. Die Lebensläufe sind so unterschiedlich! Heute war's recht wellig bei 108km/2050Hm.
Muss jetzt Schluss machen, es warten noch ein paar Gläschen Rotwein :-)))
Sonntag, 14. Juli, fünfzehnter Pilgertag
Habe gestern zu lange mit netten Leuten gequatscht und zuviel Rotwein getrunken. Mitternachts in den Schlafsack ist definitiv zu spät für einen Pilger :-). Heute morgen ist das Wetter umso schöner zum Radeln: bewölkt, warm genug, einfach herrlich. Sitze grad in Eauze auf dem Marktplatz und lasse mit einen Kaffee und eine Cola munden.
Mein Moonlander läuft perfekt.
Jetzt habe ich noch cirka 1000 km vor mir. Da wirds auch mal Zeit mich für das perfekte Bike-Tuning zu bedanken: "Vielen Dank an das Team von "Bikeword Brand". (Gerhard, deine Jakobsmuschel werde ich nicht vergessen)
Wie geil: Sitz in ner coolen Kneipe und schau mit grad die letzten 17km der TdF an :-))
So, heute meine erste Cite l'Etape (Pilgerherberge) in Pimbo. OK, nicht ganz: da alle Betten belegt sind, habe ich mein Tarptent davor aufgeschlagen. Aber Duschen/Wäschewaschen könnte ich und zum Abendessen war ich auch eingeladen :-)
So gesehen, perfekte 115 Kilometer und 1920 Höhenmeter
Montag, 15.7. sechzehnter Tag
Gestern am Sonntag war in Frankreich Nationalfeiertag. Deshalb wars überall geschmückt. Und die Kriegsveteranen sind mit Fahnen und stolzgeschwellter Brust rummarschiert.
Die Pilger in den Herbergen gehen recht früh schlafen in laufen in aller Frühe los. So bin auch ich gestern um 21:30 in mein Zelt gekrochen und heute früh um sechs losgeradelt. Es war wieder herrlich bewölkt und warm, wunderbar.
Und wen treffe ich da auf der Strecke? "Dieter aus Heidelberg". Der bis jetzt coolste Pilger :-) Er ist mit Esel und selbstgebauten Gespann schon lange unterwegs. Das Teil ist total durchdacht, 170 cm Liegefläche, Küche, Solar, etc. Alles an Bord...
Unterwegs durfte ich einem Bauern helfen. Er hatte Probleme mit seinem Traktor und kein Handy dabei. War echt lustig, wie ich ihm mein iPhone erklärt habe :-))
Der Untergrund wechselt ständig: Asphalt, Schotter, Erde. Heute bin ich nach 102km/1850Hm ein paar Kilometer vor "Croix Gibraltar" gelandet. Morgen geht es über die Pyrenäen nach Spanien. ULTREYA !!!
Dienstag, 16. Juli, Tag 17
Gestern Abend habe ich ein vorzügliches 4-Gänge-Menü genossen. Hatte richtig Hunger.
Heute morgen regnets leider.
Bin um 11:00 in "St. Pied de Port" angekommen. Der letzte Ort in Frankreich. Jetzt geht's hoch über die Pyrenäen. Schön, dass der Regen aufgehört hat. Donnern im Hintergrund! Zieht vorbei...
Der Aufstieg war recht hart! Hab ein paarmal geschoben, naja bei teilweise 20%.
Mehrmals in den Wolken. Am höchsten Punkt dann wunderbares Wetter. Zeit zum ausruhen, wie viele andere Pilger auch. Die Abfahrt runter nach Roncesvalles war perfekt. Hab dann ein paar km später nach 81 km/2070 Hm mein Zelt aufgeschlagen. Morgen Mittag werde ich Pamplona durchqueren. PROST ;-)
Mittwoch, 17. Juli, Tag 18
Heute Morgen um sechs war's total neblig. Als ich aber um acht losgeradelt bin, hat sich die Sonne wieder von ihrer besten Seite gezeigt. Der Pilgerweg ist recht gut ausgebaut. Massen von Fusspilger sind unterwegs. Radpilger treffe ich nur dann, wenn Strassenpassagen dabei sind. Grad jetzt um 13:00 Uhr sitze ich in Pamplona in einem Park und relaxe ein wenig. So schön wie diese Städte sind, ich bin froh, wenn ich dem Verkehr wieder entfliehen kann. Pilgerzeichen auch für Radfahrer in der Stadt. Es sind wunderschöne Pilgerwege, aber oft auch sehr steinig. Auf einem Berg dieser magische Ort mit Metallfiguren: Schön!! Der Pilgertag ist wieder vollbracht. 93 Kilometer und 1500 Höhenmeter, wobei die letzten immer recht schleppend sind. Habe einen herrlichen Campingplatz erreicht :-) Noch 660 km bis Santiago. ULTREYA!!!
Donnerstag, 18. Juli, neunzehnter Pilgertag
Ich war gestern Abend ziemlich kaputt. Deshalb war mein Abendessen auch aus meinem Rucksack: Bier, Brot, salzige Sardellen in Öl, und Hase im Weisswein aus der Dose. Aber alles sehr köstlich. Habe tief und lange geschlafen. Heut Vormittag war's häufig bewölkt, da ist die Wärme dann erträglicher. Unterwegs immer wieder Hinweisschilder auf den "Camino"(Weg) und wunderschöne alte Kirchen
Nachmittagspause nach 65 Kilometern in Logrono. Das tut gut, im Schatten auszuruhen :-) Bin nach 99 km/1780 Hm wieder mal auf einem Campingplatz in Najera gelandet. Heute geht's ins wunderschöne Städtchen zum Abendessen :-)
Freitag, 19. Juli, 20. Pilgertag
2 Portionen Calamares, 2 Cerveza und ein Glas Vino Tinto: mir ging's richtig gut gestern Abend :-)
Heute morgen um zehn habe ich "Santo Domingo de la Calzada" erreicht. Hier werde ich erstmal ein verspätetes Frühstück einnehmen. Die Kathedrale hier ist einmalig. Es leben in einem Käfig zwei Hühner! (Googelt mal nach "Hühnerwunder":-) Zwischendurch ein Hinweisschild: noch 559km. Um 16:30 habe ich Burgos erreicht. Bin ziemlich platt. Erstmal ein Cerveza und Scampis, das baut auf!
Nach 96km/1660Hm habe ich mich entschieden, nach knapp 3 Wochen wieder mal ein Hotelbett kurz nutzen.
Alles gut, PROST :-)
Samstag, 20. Juli, 21. Pilgertag
Perfekt geschlafen. Heute ist die Etappe recht flach. Wenn die brutale Hitze nicht wäre! Der Pilgerpfad ist perfekt für mein Moonlander. Treffe eine Unmenge von Pilgern und es ergeben sich schöne kurze Gespräche unterwegs. Viele bauen Steinmännchen am Rande des Wegs.
Heute war ich hauptsächlich auf der Meseta-Hochebene (~850m üNN) unterwegs. Hier gibt es eine Passage, wo 15 km lang keine Möglichkeit besteht, Wasser aufzunehmen. Für einen Radpilger kein Problem. Aber für Fusspilger. Einem ausgetrockneten Iren habe ich meine 1,5l Wasser gegeben. Den ersten Liter hat er auf ex getrunken, der Arme. Heute schlafe ich im Garten einer Pilgerherberge. Das hat zwei Gründe: 1. Alle Betten waren belegt, 2. im Zelt ist's nicht so stickig wie in einem 20 Betten-Saal :-) Alle anderen Vorzüge (Duschen, Essen, Smalltalk und die besondere Atmosphäre) genieße ich natürlich :-) Ach ja, 103 km/920 Hm ULTREYA !!
Sonntag, 21. Juli, 22. Pilgertag
Als ich heute früh um 07:30 mein Zelt abgebaut habe, waren alle Pilger schon ausgeflogen. Na, die meisten werde ich in der nächsten Stunde auf dem Jakobsweg nochmal sehen :-)
Mittags habe ich schon 50 Kilometer geschafft, wieder sehr flach heute. Am frühen Nachmittag habe ich dann Leon erreicht. Hier steht eine der schönsten Kathedralen auf dem ganzen Weg. Leider setzt auch hier immer mehr der Kommerz ein. Fünf Euro kostet es, sie von innen zu betrachten! Nicht mit mir. Schließlich war ich 2006 schon hier :-)
Habe heute meine Fahrt um 16:30 schon nach 100 km/950 Hm beendet. Übernachte in einer Pilgerherberge, mal ausnahmsweise in einem Bett. Bin jetzt circa 25 km vor Astorga. Morgen erwarten mich noch ein paar richtige Hügel. Aber es sind ja nur noch 285 km bis ans Ziel :-)) ALLES GUT!
Montag, 22. Juli, dreiundzwanzigster Tag
Was für ein Tag! Alles perfekt heute. Ich liebe gerade die kleinen Kirchen unterwegs. Protzen sie doch nicht so.
Bin über den höchsten Hügel der ganzen Pilgertour geradelt. Hier steht das "Croix de Ferre", das eiserne Kreuz. Dies steht auf einem Hügel aus Steinen. Viele dieser Steine bringen Pilger von ihrem Startpunkt mit und legen in hier ab. Ein schöner Brauch.
Bergab hat ein Schamane einen sehr coolen Pilgerstop angelegt. Fahnen und Wegschilder.
Bin heute in einer wunderschönen Pilgerherberge gelandet. Viele kleine Schlafkabinen rund um eine alte Kirche.
Heute 98km/1420Hm. Es liegen noch 194 km und einige Hügel vor mir! PROST !! (Und sehr hungrig)
Dienstag, 23. Juli, 24. Radpilgertag
Sooo geil heute! Herrlich geschlafen, um sechs aufgestanden, um sieben Uhr losgeradelt. Heut früh war's erstaunlich frisch, aber gut so :-) Der Weg hoch war wieder recht steinig und sehr steil, habe teilweise geschoben.
Sitz gerade um 12:00 Uhr am "Col d' Cebreiro" (1293m). Der letzte längere Anstieg der Tour. Bin sooo happy gerade :-)))
Lustig finde ich immer die japanischen Pilger. Sie hüllen ihr Haut komplett ein, damit sie daheim nicht mit Reisbauern die teilweise gebräunt sind, verwechselt werden. Eine sehr große und beeindruckende Jakobs-Statue auf einem Berg kurz nach dem Cebreiro.
Und dann eine wunderbare Abfahrt. Diese beiden spanischen Radpilger treffe seit ein paar Tagen immer wieder :-) Sehr nett mit holprigen Englisch.
Die letzten Kilometer nach Sarria (87 km/1930 Hm) waren easy. Sind dann hier mit weiteren Radpilgern in einer Pilgerherberge für 8€ eingezogen.
Noch 112km bis Santiago. Das teile ich mir in 2 lockere Tage ein :-)) ULTREYA !!
Mittwoch, 24. Juli, 25. Tag
Heute hat es das Wetter wieder gut mit uns Pilgern gemeint. Schön bewölkt und kühl am Morgen. Habe mich den beiden spanischen Radpilgern angeschlossen. Wir fahren dasselbe relaxte Tempo. Das passt.
Wie gut, dass die Jungs Klingeln an ihren Bikes haben. Überholen wir doch Fusspilger im 10-Sekunden-Takt. Das ist nicht verwunderlich. Sind doch die letzten 100 km Pflicht für Fusspilger, um in Santiago die begehrte "Compostela" (Ablaß-Urkunde) zu bekommen.
Beim ersten Tagesstop habe ich mir in Portomarin wieder einen Stempel in meinen Pilgerpass geben lassen. Uff, heute wärs sehr staubig - erstmal ein Cerveza ;-)
Beende heute nach lockeren 63km/1230Hm meinen Tag in Melide. Morgen sind's noch 52km bis Santiago :-)) Übrigens: Morgen findet in Santiago das größte Fest des Jahres statt. Der Legende nach ist der 25. Juli der Todestag vom Sankt Jakob. Die Stadt ist übervoll. Ich bin gespannt !!!
DONNERSTAG, 25. Juli, 26. TAG
Was für ein toller Abend gestern. Habe mit den 2 spanischen Radpilgern in einer "Pulperia" (Tintenfisch) gespeist. Dazu Weißwein vom Feinsten :-) Die Vorfreude auf Santiago ist RIESENGROSS!Heute hat's nach vielen Tagen wiedermal geregnet. Kurz vor Santiago steht diese riesengroße Pilgerstatue.
Jetzt gerade um 14:30 Uhr bin ich in Santiago angekommen. ICH BIN TOTAL HAPPY, ich glaube, das kann man mir nachfühlen :-) Heute nochmal 52 Kilometer und 1050 Höhenmeter für die Statistiker, aber das ist mittlerweile egal :-))
FAZIT: Was habe ich falsch gemacht: NICHTS. Ich habe mir die Strecke sehr gut eingeteilt. Am Anfang Kilometer gutgemacht und am Schluss, als die Kräfte ein wenig nachließen und die Stecke durch die vielen Pilger immer interessanter wurde, zurück geregelt und alles viel besser genossen. Ich hatte außer Magenproblemen keinerlei sonstigen Pannen, weder körperlich noch mit meiner Ausrüstung.
Insgesamt war es wieder mal eine Erfahrung besonderer Art: sportlich radfahren, tolle Landschaften, viele nette Leute kennengelernt, das Besondere des Pilgerwegs "erfahren", mich auf das Wesentliche des Lebens (essen, trinken, träumen, schlafen, genießen) eingependelt.....
Wem möchte ich für diese Erfahrung danken? Zuerst meinen 3 Lieben daheim, die mich wieder mal losgelassen haben. Dann meinem Freund Franz aus Brendlorenzen, ohne den ich nie den Jakobsweg im Fokus gehabt hätte. Den Unmengen von netten Leuten unterwegs. Ich habe in diesen 4 Wochen nie ein böses Wort gehört oder eine grimmige Miene gesehen.
Darf man so eine Pilgerreise jemandem widmen? Ich meine, JA! Ich denke hier an unseren letztes Jahr bei einer Radausfahrt verstorbenen Freund Klaus Schön, mit dem ich und sechs andere Freunde den Jakobsweg vor einigen Jahren "erfahren" durften.
Ich freue mich jetzt so sehr darauf, wieder daheim sein zu dürfen im Kreise meiner Familie und meinen Freunden :-)))