Micromobility.com wird den insolventen E-Bike-Hersteller Vanmoof aus Amsterdam nicht übernehmen. Die vom Gericht bestellten Insolvenzverwalter haben das Angebot des US-amerikanischen E-Scooter- und E-Bike-Verleihers abgelehnt. Neben dem US-Unternehmen galten der Accell Group-Eigentümer KKR Group, Giant, Trek und ein bislang unbekannter Bieter aus Deutschland als Interessenten. Giant dementierte jedoch inzwischen, jemals Interesse an einem Kauf von Vanmoof gezeigt zu haben.
Das US-Unternehmen Micromobility.com Inc. hat für das insolvente Vanmoof ein unverbindliches Angebot abgegeben. Der CEO von Micromobilty.com, Salvatore Palella, erklärt: „Diese potenzielle Übernahme ist Teil unserer langfristigen Strategie, unsere Führungsposition auf dem Mikromobilitätsmarkt zu festigen und unser Lösungsportfolio zu diversifizieren. Vanmoofs starker Ruf als Marke, seine innovative E-Bike-Technologie und sein einzigartiges Abonnementmodell passen perfekt zu unserer Vision für die Zukunft des Stadtverkehrs."
Ab dem 1. September startet der Refurbish-Spezialist Upway in fünf Ländern mit einem Reparatur-Angebot für die E-Bikes von Vanmoof. In Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Belgien und den USA können sich Besitzer eines defekten Vanmoofs schon mal freuen. Es gibt bereits eine Warteliste für einen Reparaturtermin, in die man sich bzw. sein Bike eintragen kann.
Zu den Leistungen von Upway zählen die Abholung, Inspektion und Reparatur des E-Bikes. Die Servicekosten inklusive Rückversand werden sich auf 89 Euro belaufen. Hinzu kommt ein Kostenvoranschlag für die Ersatzteile. Durch eine enge Zusammenarbeit vom Vanmoof-Team und den Mechanikern von Upway bei der Entwicklung der Ersatzteile, fühlt sich der Refurbish-Spezialist für die kommende Aufgabe gut aufgestellt. Im Sinne des Kunden kann es jedoch auch sein, dass herkömmliche Teile verbaut werden.
Was die Software angeht empfiehlt Upway den digitalen E-Bike-Schlüssel herunterzuladen. Dadurch können Smartphone und E-Bike auch nach Herunterfahren der Vanmoof-Server gekoppelt werden. Neben Cowboy haben wohl auch andere Anbieter eine entsprechende App entwickelt.
Für die Kunden, die sich ein Fahrrad von Vanmoof kaufen wollten und dieses bereits angezahlt haben, hat der deutsche Fahrradhersteller Diamant eine gute Nachricht. Als Entschädigung gibt es auf den Kauf eines Diamant-E-Bikes 300 Euro Rabatt. Das großzügige Angebot sei aus Mitgefühl entstanden. Bei Diamant kenne man eine solche Situation und das Unternehmen möchte den Menschen helfen, die kein Vanmoof-Rad mehr erhalten haben, erklärt ein Sprecher des Deutschen Radherstellers. Die Gutschrift bekommen Kunden durch das Ausfüllen eines Formulars auf der Diamant-Homepage, sowie das Hochladen von den Belegen der Rad-Anzahlung und der ausstehenden Lieferung.
Wie wirkt sich die Insolvenz auf die Kunden von Vanmoof aus? Diese befinden sich in einer heiklen Lage. Sowohl die Frage nach Ersatzteilen der markeneigenen Komponenten, als auch die Nutzbarkeit der internen App ist nicht gänzlich geklärt. Hinzu kommt, dass das Unternehmen etliche angezahlte Bikes nicht liefern kann.
Da es sich bei den Rädern um Hightech-Bikes handelt, kommt es immer wieder zu Problemen. Weil die meisten Komponenten von keinem anderen Hersteller produziert werden, müssen viele Kunden um die Reparaturmöglichkeiten der Bikes fürchten. Für kleinere Komponenten, sowie Reifen oder Bremsen kann man sein Glück natürlich bei einer freien Werkstatt versuchen.
Die App braucht man, um das Rad überhaupt entsichern zu können. App und Server sollen laut Vanmoof trotz Insolvenz weiterlaufen, man rät aber Kunden, zeitig einen Backup-Freischaltcode zu erstellen, eine Art Tastenkombination zur Aktivierung des Bikes über die Lenkertasten. Bikehersteller Cowboy hat superschnell reagiert und stellt Vanmoofern mit der „Bikey“-App einen solchen Generator für die digitalen Schlüssel zur Verfügung, mittlerweile auch Android-Nutzern.
Bereits Wochen vor dem Urteil des Amsterdamer Gerichts stand es kritisch um Vanmoof. Nachdem das Unternehmen seit längerem finanzielle Probleme hatte, wurde der Online-Verkauf eingestellt und die Geschäfte geschlossen. Anschließend stellte man einen Antrag auf Zahlungsaufschub und Gläubigerschutz.
Durch das Insolvenz-Urteil wurde der gewährte Zahlungsaufschub vom 12. Juli rückgängig gemacht. Es stellt sich die Frage, ob und wer das Unternehmen wieder auf einen finanziell aufsteigenden Ast manövrieren kann. Jan Padberg und Robin de Wit sind zwei Verwalter, die dieser Frage nachgehen.