Ines Thoma über ihre Zeit als Profi Mountainbikerin

Björn Kafka

 · 02.09.2015

Ines Thoma über ihre Zeit als Profi MountainbikerinFoto: Bastian Morell
Ines Thoma über ihre Zeit als Profi Mountainbikerin

Seit zwei Jahren steht die studierte Grundschullehrerin bei Canyon unter Vertrag und weiß eigentlich nicht so genau, wohin sie die Reise im Profi-Sport führen soll.

Im Allgäu schneit es. Ines Thoma schiebt ihr Enduro-Bike fröstelnd durch den Pulverschnee. "Eigentlich würde ich jetzt gerne Ski fahren gehen, aber ich fahre bald nach Neuseeland zum Auftakt der Enduro World Series", sagt die 25-Jährige und setzt den Helm auf. "Eigentlich sollte diesen Herbst Schluss sein. Ich wollte mein Referendariat anfangen, doch nach den Erfolgen der letzten Saison hat sich vieles geändert." Thoma gewann die prestigeträchtige Trans-Provence, den Deutschen Meistertitel im Enduro und belegte den fünften Platz in der Enduro World Series. Die Sponsoren waren so glücklich, dass sie Thoma ein unwiderstehliches Angebot machten. "Ich stehe auf dem Scheideweg. Bike-Sport oder Referendariat? Seit zwei Wochen trage ich das mit mir rum und hab’ mich noch nicht entscheiden können", sagt sie und klickt in die Pedale.

  Aus Spaß wurde Ernst: Thoma startete nur aus einer Laune heraus beim Enduro. Nach ersten Erfolgen kann die Allgäuerin jetzt davon leben.Foto: Bastian Morell
Aus Spaß wurde Ernst: Thoma startete nur aus einer Laune heraus beim Enduro. Nach ersten Erfolgen kann die Allgäuerin jetzt davon leben.

Die letzten zwei Jahre lebte Thoma ihren Sport wie ein Voll-Profi. Nach dem Studium konzentrierte sich die Allgäuerin voll und ganz aufs Enduro, während sie in Form eines Fernstudiums ihr Wissen über den Umgang mit Legasthenikern vertiefte.

"Die Bedingungen hier sind ideal für mich: Ich habe eine Wohnung bei meinen Eltern, und die Trainingsmöglichkeiten sind perfekt. Das sind die Gründe, warum ich so weit vorne mitfahre. Wenn ich im Herbst 2015 in der Schule stehen würde, könnte ich diese Leistung sicher nicht mehr abrufen. Vor allem könnte ich natürlich auch nicht mehr so viel reisen."

Thoma fuhr vor ihrem Umstieg auf Enduro mehr als zehn Jahre lang Cross Country im National-Team. Ihr Traum von den Olympischen Spielen zerplatzte 2009, als sie sich so stark verletzte, dass sie mit dem Biken vorübergehend aufhörte. "Danach studierte ich und zog es durch. Das Enduro-Fahren kam ganz nebenbei, als mich Freunde überredeten, mal wieder ein Rennen zu fahren. Ich war danach so infiziert, dass ich es nach dem Studium noch mal so richtig mit dem Sport probieren wollte."

  Ines Thoma bei den Enduro World Series in Chile 2014Foto: Markus Greber
Ines Thoma bei den Enduro World Series in Chile 2014

Windeln wechseln, Carbon-Laufräder kleben, in der Verwaltung arbeiten oder studieren – Profi sein bedeutet fast immer auch, einen Plan B in der Tasche zu haben. Ein Sturz, ein schlechtes Jahr, und schon versiegt die Geldquelle. "Wie gut man sich dann noch mit der absoluten Weltspitze messen kann, bleibt fraglich. Aber bei manchen funktioniert das perfekt", ruft Thoma ins Schneetreiben hinein. Dann rast sie Vollgas den Abhang hinunter.


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