Timo Dillenberger
· 18.12.2024
Lange haben wir überlegt, mit welchem Auftritt wir die Serie starten, die höchstgelobten Podcasts der Radszene sind meistens recht spezialisiert und im Leistungssport oder irgendeiner Art von Extrem zu Hause. Falsche Zielgruppe. Das Format von Ingo Quendler und Dan Miessen gefiel uns genau wegen der breit aufgestellten Themenauswahl und nicht zu vercodeten, aber auch für Radler mit einer Basis an Fachwissen nicht langweiligen Sprache. Ganz besonders die Folgen über aktuellste Technik fürs Rad und zu Sinn bzw. auch mal Unsinn von Equipment sind lehrreich für jedermann, ganz gleich, welche Art Bike man fährt. Blicke über den Tellerrand hinaus sind auch nie verkehrt! In den aktuell 115 Folgen von “Enjoy your bike” wechselt das Hauptthema alle zwei Wochen fröhlich von Radreisen und Bikepacking mal zu Radsport und radpolitischen Themen, aber auch Rad-Events und Indoorcycling sind große Themen.
Die zugehörige Zwift*- Community nimmt vielleicht etwas viel Raum ein – einfach zum nächsten Kapitel springen, die durchweg sehr langen Folgen zwischen zwei und dreieinhalb Stunden sind gut unterteilt. Regelmäßig werden auch Gäste eingeladen: echte Größen wie Exrennfahrer Heinrich Hausler und Kai Hundertmarck oder Weltumrunder Jonas Deichmann, aber auch interessante Nichtpromi-Sportler und helle Köpfe der Industrie. Die Atmosphäre ist bei allen wohnzimmerartig, eher “Schnack” als Interview, weshalb sich die Gäste wohl auch Zeit nehmen. Zwei weitere elementare Punkte für einen guten Podcast: Die Moderatoren scheinen durchweg unvoreingenommen, haben zwar Meinungen zu jedem Thema, versuchen aber nicht, uns diese gewaltsam überzustülpen. Und die Aufnahmetechnik ist gut! Bei der Recherche mussten wir uns auch durch Aufnahmen mit der Telefonqualität der 70er quälen. “Enjoy your bike” gibt’s auch auf Youtube.
Der “pressedienst-fahrrad” – oder pdf – ist eigentlich nicht unbedingt ein Medium für den Endverbraucher, sondern liefert Radjournalisten wie uns Inspiration, Infos, News, Bildmaterial und auch philosophische Ansätze zum Thema Bike. Und wer sich von uns bei ihnen bedienen will, zahlt natürlich auch für die Arbeitserleichterung. Ihr Podcast dagegen ist kostenlos und für Radfahrer gemacht. Darin unterhält sich das kompetente Team jeweils monatlich über das aktuell bestimmende Thema in der Redaktion.
Das kann mal eine konkrete politische Frage sein, mal Themenfusionen wie E-Bike und Radreisen, mal Reportagen von einer Messe oder – sehr interessant – eine Folge über Workpacking, also dem remoten Arbeiten während einer Radreise. Experte ist mit Gunnar Fehlau gleich ein Teammitglied vom pdf. Auch sonst nutzen die Leute um Moderator Hans Dorsch ihre gute Vernetzung in der Branche, um immer wieder interessante und tief in der Materie involvierte Gäste ans Mikro zu bekommen. Zwischen zehn und 90 Minuten dauert eine Folge, man füllt also nicht mit Gewalt eine Episode auf oder kürzt stark, um eine Art Standardlänge zu halten – sehr gut! Der QR-Code führt zur kompletten Liste bei Spotify. Vielleicht ist ja im Dezember auch was für die MYBIKE dabei.
Eine Fahrrad-Podcast-Empfehlung zu Radtrips und Radreisen ist der “Biketour Global”-Podcast. Bikepacking, das entsprechende Material und Leben auf dem Fahrrad sind hier Themen, wobei es um Fernziele in Europa und der ganzen Welt geht. Man lernt ja am besten von den Großen, heißt es. Und lernen kann man aus den Geschichten, die Herausgeber Martin Moschek mit seinen Gästen, Freunden oder auch mal mit sich selbst bespricht, sehr viel.
Richtige oder besser passende Ausrüstung, Routen und deren Planung oder auch das Verhalten in Krisen, das allermeiste könnte man auch auf die lokale Tour übertragen. Wer zum Hören gern sieht: Moschek hat den passenden Blog zum Thema: Aufteilung, Layout und vor allem die Bebilderung ist klasse, auch die Textlängen nicht wie so oft überlang. Die Podcasts gehen schon mal bis zwei Stunden, sind dafür auch interessant genug, der Sound klingt anfangs zu dumpf, aber daran gewöhnt man sich, gerade in der Kombination aus Themen, Gästen und den tollen Bildern im Kopf. Und im Blog liegt die Besonderheit dieses Kanals.
Ob flowige Mittelgebirgstrails, fordernde Alpenüberquerungen oder der Adrenalinkick im Bike-Park – der “Alles ist fahrbar”-Podcast bringt Mountainbike-Begeisterte auf ihre Kosten. Die Experten der MOUNTAINBIKE-Redaktion greifen die spannendsten Themen der Szene auf und bieten Einblicke in aktuelle Trends, Technik, Reiseziele und Trainingstipps. Dabei geht es nicht nur um klassische MTB-Abenteuer, sondern auch um E-MTBs und die neuesten Entwicklungen. Egal ob Genussfahrer oder Adrenalinjunkie, dieser Podcast ist ein Muss für alle, die das Biken lieben!
Wie können Städte radfreundlicher werden? Welche Technologien und Konzepte prägen die Mobilität von morgen? Im Podcast “Nimms Rad” widmet sich Host Sissi Pärsch diesen Fragen und bietet tiefgründige Einblicke in die Welt der urbanen Radmobilität. Mit spannenden abwechselnden Gästen aus Forschung, Industrie, Politik und Verbänden beleuchtet der Podcast innovative Ansätze, aktuelle Herausforderungen und natürlich Visionen für die Verkehrswende. Besonders abwechslungsreich wird es im “CatchUp”-Format, wenn Chefredakteur Laurenz Utech dazukommt.
Gemeinsam diskutieren Sissi und Laurenz über die neuesten Trends, die drängendsten Themen und spannende Entwicklungen in der Radbranche. Von politischen Weichenstellungen über technische Neuheiten bis hin zu gesellschaftlichen Diskussionen rund um den Radverkehr – “Nimms Rad” bietet inspirierende Inhalte für alle, die die Zukunft des Radfahrens mitgestalten möchten. Ein Muss für Mobilitätsfans, Radenthusiasten und alle, die unsere Städte nachhaltiger und lebenswerter machen wollen. Anfang November erschien bereits die 62. Folge des Podcasts, der Teil des Online-Blogs “nimms-rad.de” ist. In dieser Episode sprach Host Sissi Pärsch mit Michael Sodar, Gründer der Berliner Kinderradmarke TYPE Bikes, die nachhaltige Räder speziell für Kinder und Jugendliche entwickeln.
An sich sollte man sich nicht auf Tipps und Fachsimpelei über Verkehrsregeln im Netz verlassen, eigentlich sollte man so was tunlichst vermeiden, weil das spätestens in den Kommentaren recht zügig zu einem Glaubenskrieg inklusive Anfeindungen und Beleidigungen mutiert. Ganz anders “Der Fahrlehrer” auf YouTube. Er zeigt uns mittels Videos aus seinem realen Fahrschulalltag und Fahrschulauto typische Alltagssituationen, bei denen immer etwas falsch gelaufen ist.
Eingeklinkt im Videoscreen kommentiert er dann die Situation. Manchmal nimmt er sich aber auch fremder oder eingesandter Videos aus dem Verkehr an und zerpflückt den Inhalt, die Attitüde des Einsenders oder das Verhalten des “Schuldigen” im Video nach allen Regeln – nicht der Kunst, sondern der StVO. Ab und zu regt er sich auch mal auf, bleibt aber grundsätzlich sachlich, wie das ein Fahrlehrer, der er nun mal ist, auch tun sollte. Dem Unterhaltungsfaktor tut es gut! Unter dem QR-Code finden Sie eine komplett radspezifische Folge, aber auch bei den radfreien der über 200 Videos kann man sein Wissen über die Verkehrsregeln prima kurzweilig auffrischen.
Der Godfather der Radbeherrschung! Man weiß gar nicht genau, wie seine Berufsbezeichnung lauten soll: Stuntfahrer, Profimoutainbiker, Showfahrer, Trialvirtuose oder einfach nur einer der Menschen mit der besten Radbeherrschung der Geschichte – Danny MacAskill. Seine waghalsigen Kletter- und Downhillpassagen sollte jeder, der sich fürs Radfahren interessiert, schon einmal bestaunt haben – einfach um zu sehen, was man auf einem Fahrrad machen kann.
Und nicht nur seine Rad- und Körperbeherrschung sind unfassbar; Witz, natürlicher Charme und die Kreativität in den Videos des Schotten katapultierten seinen Youtube-Channel schnell auf die Poleposition der Szene. Unerreicht sind die Episoden “Danny Daycare”, in dem er eine Dreijährige im Einspuranhänger mit auf Stuntfahrt nimmt, oder sein “Gymnasium”, in dem er eine Sporthalle samt Trainingsequipment auf spektakuläre Weise… missbraucht! Nichts für schwache Nerven und definitiv nichts zum Nachmachen, aber absolut sehenswert!
Rein wettertechnisch steht uns Bikern ja die finsterste Jahreszeit ins Haus: wenig Licht, kurze Tage, seltener tolle Bedingungen, um das Rad und die Landschaft zu genießen. Gerade dann macht es dreifach Freude, dass andere sich eben nicht durch Schmuddelwetter plagen, sondern mit ihrem Drahtesel oder gleich einer Herde davon durch die schönsten Fleckchen der Erde radeln, dankbarerweise oft dokumentiert von einer Kamera. Die Ergebnisse beeindrucken dann auf Portalen wie Instagram. Einzelne Weltenbummler oder Biketourer so zu begleiten zieht sich jedoch mitunter. Und will man Abwechslung, muss man sich schnell durch sehr viele Posts scrollen.
Deshalb gefällt uns der Kanal “bikewander” sehr, eine Plattform, die sich Radreisende über alle Klima- und Zeitzonen hinweg teilen. Die Bild-Uploads müssen nur mit dem entsprechenden Hashtag vercodet sein, die so gesammelten Bilder scheinen zusätzlich handverlesen zu sein, denn die Qualität ist durchweg super bis sensationell. Der Motivmix ist so bunt wie die Menschen, die ihre Bike-Erlebnisse so mit uns teilen wollen. Das ist kein Infokanal, sondern eher einer zum Schmökern, Träumen, Inspiriertwerden und Sonnetanken, wenngleich nur indirekt. Tolle Community, Hammerbilder, tolle Charaktere, super Motive und kein Schnickschnack – und keine schäbigen Produktplatzierungen.
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Radtouren machen zu zweit doppelt so viel Spaß? Na, dann wird der Spaßlevel mit der Community-Website aber rasant steigen. Auf der Plattform planen und verabreden sich nämlich Freunde, Fremde, Bekannte, Gefährten oder Kollegen zu gemeinsamen Ausfahrten. Die Anmeldung dauert keine zwei Minuten, und nur wer angemeldet und bestätigter User ist, sieht seine potenziellen Mitradler samt Profilbild und Rufnamen. Die Touren sind geografisch sortiert, immer mit Karte und zu erwartendem Umfang.
Das Portal ist nicht nur Ideengeber für neue Touren, sondern verbindet auch Menschen gleichen Interesses ohne viel Schnickschnack. Für die Gruppengröße können Limits gesetzt werden, so eine Gruppentour kann also kaum ausufern. Die meisten Fahrten waren mit 10 bis 15 Teilnehmern super besucht. Sobald man angemeldet ist, kann man mit den Mitfahrern über die Plattform Kontakt aufnehmen und Details besprechen. Nach einer Stunde hatten wir nicht eine einzige unfreundliche Zeile gelesen – genau so muss das sein! Wer offen für neue Menschen und Radrouten ist, sollte sich hier definitiv blicken lassen. Link: app.radfahrer.community/index
Fakten, Fakten, Fakten: Immer informiert bleiben, auch zwischen den MYBIKE-Ausgaben? Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) ist stets bikerfreundlich, aber objektiv und bringt auf seinen Social-Medial-Kanälen aktuelle News zu Verkehrspolitik, Ausbau von Radwegenetzen, Verkehrssituationen im Winter, neuen Gesetzen im Zusammenhang mit dem Bike oder zu bevorstehenden Events wie Sternfahrten oder Demos.
Der Unterhaltungswert ist nachrichtentypisch nicht ganz so hoch, dafür handelt es sich um ausgesuchte, sachdienliche Inhalte. Und man wird nicht mit sechs Posts täglich zugeschwemmt, sodass sich die Aufnahme des ADFC-Bundesverbands in die Liste derer, denen man auf Facebook, Instagram oder X (ehemals Twitter) folgt, richtig lohnt, selbst wenn man nicht täglich auf dem Rad sitzt. Pedelecfahrer freuen sich aktuell vermehrt über Tipps zu guter und teils sogar kostenloser Ladelogistik.
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*Onlineplattform, auf der man sich in virtuellen Landschaften zum Radfahren aufhalten oder mit anderen treffen kann. Voraussetzung ist neben dem PC ein Gerät, das das Fahrrad in eine Art Fahrradergometer mit variablem Widerstand umrüstet.