Trailbikes besitzen zwischen 120 und 140 Millimeter Federweg und sind meist für einen breiten Einsatzbereich konzipiert. Nichtsdestotrotz: Die Definition bleibt schwammig. Die Hersteller interpretieren die Bike-Kategorie teils sehr unterschiedlich.
Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Die Rahmen werden mittlerweile stabiler konstruiert. Auch Staufächer kosten Gewicht, wie Last-Konstrukteur Jochen Forstmann in seinem Statement verrät. Die Laufradgröße ist ein weiterer Aspekt. Statt 27,5 Zoll vorne und hinten, oder Mullet, rollen die meisten Trailbikes nun auf All 29 Zoll. Ins Gewicht fallen besonders die Reifen. Hier verbauen die Hersteller seit einiger Zeit keine leicht rollenden Reifen mehr, sondern ziehen stattdessen Abfahrts-Pneus auf die Felgen. Dazu 800-Millimeter-Lenker. All das drückt auf die Waage.
Für das 5010 CC XXI Reserve rief Santa Cruz damals 9.699 Euro auf. Das Trailbike mit 130 Millimeter in Front und Heck rollte damals noch auf 27,5 Zoll Laufrädern. Ohne Pedale brachte das Bike 12,3 Kilo auf die Waage.
Das aktuelle Santa Cruz 5010 X0 AXS RSV (Topmodell) im gleichen Preissegment wiegt heute knapp 14 Kilo (13,74 Kilo Herstellerangabe). Es rollt auf Mullet-Bereifung, besitzt nun 140 Millimeter Hub in der Front und besitzt ein Staufach.
Nein, moderne Trailbikes mögen etwas schwerer sein, doch dafür machen sie in der Abfahrt auch viel mehr Spaß. Außerdem bedeutet eine robustere Bauweise auch eine längere Haltbarkeit – davon profitieren wir alle. Dank moderner Geometrien mit steilen Sitzwinkeln spürt man das bisschen Mehrgewicht im Uphill ohnehin kaum. Doch klar, gerade auf welligen Trails machen spritzige Bikes Sinn. Hier gilt nach wie vor: leicht ist schnell.
Nein, denn es gibt sie noch. Zum Beispiel unser Clay (12,3 kg) und unser Asco (11 kg) liegen unter dem Maximum, das ich bei 13 Kilo sehe. Gewichtstreiber sind Reifen, größere Laufräder, breitere Lenker, aber auch neue Rahmen-Features wie Staufächer und Schützer. Dazu kommt, dass Trailbikes dank moderner Geometrien immer vielfältiger einsetzbar sind und zum Beispiel für Bikepark-Besuche zu Recht robust gebaut werden.
Die Kategorien haben sich verschoben. Heutige Trailbikes sind All Mountains, All Mountains wiederum haben die Abfahrtspotenz der damaligen Enduros und Enduros? Das sind Mini-BigBikes. Ja, ich weine den Zwölf-Kilo-Trailbikes hinterher, weil nicht alle von uns viele Höhenmeter vor der Haustür haben. Bei eher flachen Trails ist Vortrieb Trumpf und dafür muss ein Bike leicht sein. Wenn ich mehr Abfahrtspotenzial will, kann ich mir auch gleich ein All Mountain oder Enduro zulegen.
Die richtig leichten Trailbikes um die zwölf Kilo sind in der Tat rar geworden oder kosten ein Vermögen. Da sich die Kategorie in der goldenen Mitte der Federwege bewegt, kann sich die Ausrichtung von 130-Millimeter-Trailbikes extrem unterscheiden und unterstreicht die Vielseitigkeit. Daher liegt es insbesondere an Reifen und Cockpit, ob man das Trailbike auf Vortrieb trimmt oder auf Abfahrt. Die Ausstattung ist ausschlaggebend.
Ja, Trailbikes sind zu schwer geworden. Und ja, man kann den leichten Trailbikes nachweinen. Natürlich darf ein Rahmen etwas mehr wiegen, wenn er dafür durch bessere Lager länger hält und später knarzt. Ab 14 Kilo frage ich mich allerdings, warum nicht gleich ein Trailduro/All Mountain mit etwas mehr Federweg kaufen? Aktuell verwässern die Kategorien und verlieren an Profil. Schade auch, dass die Hersteller die Bikes so wenig stringent ausstatten. Klar, man kann selbst einen leicht rollenden Hinterreifen montieren und den 800er Lenker kürzen, aber viele Kunden fahren das Rad so, wie sie es bekommen. BTW: Bitte mehr Mullet-Trailbikes, weniger All-29.