Deutschlands größtes Trail-Netz im Sauerland

Henri Lesewitz

 · 20.01.2019

Deutschlands größtes Trail-Netz im SauerlandFoto: Paul Masukowitz
Deutschlands größtes Trail-Netz im Sauerland

Im Sauerland rund um Willingen, Winterberg und Brilon soll das größte Trail-Netz Deutschlands für Biker entstehen. Wir haben mit Willingens Bürgermeister gesprochen, was dran ist an den Gerüchten.

Mit dem Bikepark am Ettelsberg und dem Touren-Netzwerk rund um Willingen, dem Trail- und Bikepark Winterberg und dem Trailground Brilon gilt das Sauerland als Top-Adresse für Mountainbiker. Doch es gibt Gerüchte, dass rund um Willingen in den nächsten Jahren ein riesiges Trail-Netzwerk entstehen soll. Es wäre ein MTB-Paradies gewaltigen Ausmaßes. Wir haben mit Thomas Trachte, dem Bürgermeister von Willingen, gesprochen.


BIKE: Es gibt Gerüchte über ein geplantes Trail-Netz rund um Willingen. Was ist dran an den Gerüchten?

Thomas Trachte: Der Landkreis Waldeck-Frankenberg und mehrere kreisangehörige Städte/Gemeinden planen, sich zu einem Zweckverband zusammen zu schließen, dessen Aufgabe darin bestehen soll, ein großes Trail-Wegenetz für Mountainbiker zu bauen, zu betreiben und zu vermarkten. Das Wegenetz soll so aussehen, dass mehrere einzelne Trail-Parks im Kreisgebiet angelegt und durch ein Wegesystem miteinander verbunden werden. Auf diese Weise soll nach derzeitigem Planungsstand ein rund 600 Kilometer umfassendes und zusammenhängendes Wegenetz auf hohem Niveau entstehen. Natürlich gibt es viele weitere und wichtige Punkte, die der Trail-Park dann bieten soll: Navigation, gute Ausschilderung, spannende Natur und Landschaft, Verbindung vieler touristischer Besonderheiten. Das Investitionsvolumen für die Planung und Erstellung des Wegenetzes beläuft sich nach derzeitigem Kenntnisstand auf rund 14 Mio. Euro. Ob und in welchem Umfang das geplante Wegenetz nun tatsächlich realisiert werden kann, soll sich in den nächsten Monaten klären. Ich denke, dass wir in dem Projekt weiterkommen werden. Wir sind aber noch in einem Entwicklungsstadium, in dem das Projekt scheitern kann.


Wie ist der Stand der Planungen?

Es gibt eine Projektskizze mit einer entsprechenden Finanz- und Wirtschaftsplanung, einem Konzeptansatz für das Streckensystem und einem Ansatz für das Marketingkonzept. Diese Projektskizze stellt also dar, was gebaut werden soll, welche Investitionskosten anfallen, wie der spätere laufende Betrieb finanziert werden soll und welche Marketingansätze zur Vermarktung des Konzeptes bestehen bzw. wie das Ziel der Tourismusförderung erreicht werden kann. Im Laufe dieses Frühjahres soll ein Planungsbüro für die Projektleitung gefunden werden. Dessen Aufgabe wird es sein, das endgültige Wegenetz zu entwickeln, zu planen und dann auch den Streckenbau zu ingenieurmäßig zu betreuen. Aber auch das Marketingkonzept soll parallel dazu von der Projektleitung entwickelt werden. Wenn alles gut läuft, liegen die Planungen und Genehmigungen bis Mitte/Ende 2020 vor und wir können mit dem Streckenbau beginnen, wobei dieser natürlich auch einige Zeit in Anspruch nehmen wird.

  Thomas Trachte, der Bürgermeister von Willingen im HochsauerlandFoto: Privatfoto
Thomas Trachte, der Bürgermeister von Willingen im Hochsauerland


Was sind die größten Hürden, die zu nehmen sind?

Es sind noch sehr viele Hürden zu nehmen. Das Projekt sehr komplex. Zunächst muss sich eine ausreichende Zahl an Kommunen finden, die sich dem Projekt anschließen und es mitfinanzieren wollen. Die entsprechende politische Willensbildung erfolgt zur Zeit in den Kommunen. Ein Teil hat schon eine Zusage erteilt. Generell sind noch Finanzierungsfragen zu klären. Dann muss das Streckennetz entwickelt werden, wobei jede Menge öffentlich-rechtlicher und privater Genehmigungen notwendig sind. Deswegen soll das Wegenetz im Einvernehmen mit den zuständigen Fachbehörden wie beispielsweise Naturschutz und Forst, den Grundstückseigentümern, den wirtschaftlichen Nutzern von Wald- und Landwirtschaftsflächen, den Jagdpächtern und weiteren relevanten Interessengruppen entwickelt werden. Das wird sehr anspruchsvoll werden, weil wir nur mit Zustimmung dieser Interessengruppen weiter kommen. Alle eventuell bestehenden Ziel- oder Interessenkonflikte müssen abgearbeitet und ausgeglichen werden. Wenn das erreicht ist, wird auch der Streckenbau sehr anspruchsvoll werden, denn dafür benötigen wir ausreichende Kapazität von erfahrenen Streckenbauern. Auch das wird eine Herausforderung sein.


Was könnte Mountainbiker also in zehn Jahren im Sauerland erwarten?

Wir möchten im Waldecker Land ein Trail-Wegesystem entwickeln und bauen, dass im Hinblick auf Streckenumfang, Streckenaufbau, Qualität und Service einem sehr hohen Anspruchsniveau der Mountainbiker gerecht wird und damit zu den führenden Angeboten auf dem deutschen Markt gehören soll.


Wie hat sich der MTB-Tourismus in Willingen seit den Nullerjahren entwickelt?

In Willingen hat sich der MTB-Tourismus sehr positiv entwickelt. Schon heute halten wir gute Angebote für Mountainbiker vor. Letztlich hat auch das jährliche BIKE-Festival, das seit über zwei Jahrzehnten bei uns stattfindet, zu den Erfolgen beigetragen. Wir sehen für die Zukunft noch sehr viel weiteres Potential in diesem Segment.

  Neben einem neuen Achter-Sessellift können Mountainbiker 2019 im Bikepark Willingen zwei neue Strecken befahren. Gebaut werden die Lines von Diddie Schneider. Foto: Facebook,MTB Zone Bikepark Willingen
Neben einem neuen Achter-Sessellift können Mountainbiker 2019 im Bikepark Willingen zwei neue Strecken befahren. Gebaut werden die Lines von Diddie Schneider. 
  Gerade einmal elf Kilometer trennt das Trailnetz in Brilon von Willingen. Nach Winterberg sind es nicht einmal 20 Kilometer vom Ettelsberg aus.Foto: Trailground Brilon
Gerade einmal elf Kilometer trennt das Trailnetz in Brilon von Willingen. Nach Winterberg sind es nicht einmal 20 Kilometer vom Ettelsberg aus.
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