Mit manch guten Ideen ist man sofort Feuer und Flamme, sie scheitern dann aber bei der Umsetzung an fehlender Motivation. Sicher gehörte bei vielen Menschen der Arbeitsweg mittels Fahrrad zu den guten Vorsätzen für 2024, aber nach den Feiertagen warteten wenig einladende Wetter- und Lichtbedingungen auf die Umsteigewilligen. Das macht es nicht gerade leichter, und bei den meisten Menschen haben die guten Absichten vielleicht den inoffiziellen „Quittersday“ am 12. Januar schon nicht mehr überlebt, an diesem „Tag der Aufgebenden“ werden wohl statistisch die meisten solcher Veränderungsmaßnahmen ins Folgejahr vertagt. Aber vielleicht ist auch noch etwas zu retten in Sachen Motivation, und wenn das Wetter das nicht kann, dann vielleicht elf wirklich gute Argumente fürs Pendeln mit dem Fahrrad.
Auf manche wäre man wohl auch von allein gekommen, aber gerade die etwas weniger offensichtlichen haben echtes Überredungspotenzial. Also hiermit ein Aufruf an alle, die entweder noch gute Gründe zum Umstieg aufs Rad suchen oder welche gegen das Fallenlassen diesbezüglich guter Vorsätze: Lasst euch nicht von Witterung, Hosenklammern oder zwei Tropfen Schweiß aufhalten, das sind alles nur Äußerlichkeiten, die sich mit etwas Strenge gegen sich selbst und gutem Equipment gut zunichte machen lassen.
Pragmatisch gesehen gibt es immer doppelt so viele Gründe für den unmotorisierten Arbeitsweg wie dagegen. Also Sattel blank putzen, Öl auf die Kette und ab zur Arbeit!
Gerade im urbanen Raum sind Radfahrende ganz oft schneller am Ziel als Autofahrende. Dabei muss man nicht mal neue Bestzeiten erzielen und waghalsige Manöver vollführen, sondern es reicht, sein eigenes Tempo zu fahren. Auch vielbefahrene Radwege oder kleine Umwege ermöglichen es, am innerstädtischen Stau schnell vorbeizuziehen. Außerdem entfällt die leidige Parkplatzsuche. Immer mehr Arbeitgeber achten darauf, ausreichend Fahrradparkplätze anzubieten.
Mal abgesehen vom steigenden Ansehen bei Kollegen und Vorgesetzten, wenn man diszipliniert und regelmäßig das Auto stehen lässt, ist der Arbeitsweg auf dem Bike geradezu ein Statement in Sachen Zukunftsdenken, Verantwortung, persönlicher Attitüde und Selbstbewusstsein. Und beim Smalltalk über neuste Trends am Fahrradmarkt oder die cleverste Route kommt man besser ins Gespräch als bei der Raucherpause. In Japan und Teilen der USA hat gemeinsames Radfahren den Golfclub als Socializing-Tool Nummer eins längst abgelöst.
Schon eine halbe Stunde Radfahren pro Tag hilft, die Gesundheit zu verbessern. Studien zeigen, dass die Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch Diabetes oder Parkinson durch regelmäßiges Radfahren minimiert werden. Und parallel steigt die Lebensfreude, sowohl die Bewegung selbst als auch die Befriedigung des Durchhaltens (auch nur ein paar Tage am Stück) wirken wie ein Antidepressivum.
Wer öfter das Auto stehen lässt und stattdessen das Fahrrad nimmt, schont die Umwelt. Und das betrifft nicht nur den Kraftstoffverbrauch, sondern auch den Feinstaub der Bremsen, der Reifen und der Kupplung, aber auch den Lärmpegel, und langfristig könnte man sogar asphaltierte Flächen der Natur zurückgeben.
Zum Jahreswechsel wurde der CO2-Preis auf fossile Energieträger erhöht, was Autofahrer durch Preiserhöhungen an der Zapfsäule sehen. Über vier Cent pro Liter macht die Steigerung aus. Und die Bahn wird im ständigen Tarifstreit auch nicht attraktiver. Wer regelmäßig das Auto stehen lässt und dafür mit dem Rad fährt, wird die Preissteigerung hingegen kaum merken, Verschleißteilpreise sind aktuell stabil.
Für das tägliche Pendeln von der Wohnung zur Arbeit können für jeden Entfernungskilometer 30 Cent als Werbungskosten in der Steuererklärung angesetzt werden. Je nach Distanz und gefahrenen Tagen ist eine stattliche Entfernungspauschale möglich. Zudem können Nutzer von Leasing-Rädern von weiteren Steuervorteilen profitieren.
Dienstrad-Leasing über den Arbeitgeber ist ein Benefit, von dem bereits Millionen Angestellte profitieren. Aber es gibt auch noch weitere Möglichkeiten, wie Arbeitgeber das Radfahren der Mitarbeiter unterstützen können. Sei es durch das Angebot eines kostenlosen Radservices oder die Nutzung von Duschmöglichkeiten während der Arbeitszeit – das Angebot nimmt zu.
Die Förderung des Radverkehrs ist in vielen Kommunen mittlerweile als Thema angekommen. Konzepte für durchgehende Radnetze werden vielerorts gestartet oder bereits in Teilen umgesetzt. Auch die Akzeptanz der meisten Autofahrer scheint, wenn auch nur peu à peu, zu steigen. Den frischen Wind kann man doch ruhig mal ausprobieren!
Beim Heimweg einen Trail einbauen?
Warum eigentlich nicht? Wer Pendeln und Trainingsrunde kombinieren möchte, kann den Arbeitsweg um ein paar interessante Offroad-Wege aufpeppen. Das spart richtig Zeit und kostet „nur“ eine Überwindung. Versuchen Sie das mal mit einem Auto …
Es regnet oder schneit, oder strahlt die Sonne? Egal, das Angebot an passendem Fahrradzubehör ist groß; man findet für jedes Wetter und Licht die passende Ausrüstung – vom Schutzblech über die wasserdichte Tasche bis zur atmungsaktiven Winterjacke.
Wenn man beim Autofahren mit einem Fremden spricht, dann meist in weniger nettem Kontext. Bei Radlern ist das völlig anders: Jede Ampel oder jeder gemeinsame Meter kann Anlass für ein kurzes, längeres oder verbindendes Pläuschchen sein. Radfahren vereint! Und man lernt nicht nur neue Leute, sondern oft auch die Straßen in der Nachbarschaft, schöne Plätze oder neue Freizeitmöglichkeiten viel besser kennen.