Stefan Frey
· 21.08.2024
Die Firma Kind Shock gilt als ausgewiesener Experte, was das Thema absenkbare Sattelstützen anbelangt. Das Portfolio reicht von der einfachen Einsteiger-Stütze bis hin zur Race-Teleskopstütze Lev Ci mit Carbon-Tauchrohr. Seit kurzem hat der taiwanesische Hersteller auch eine elektronische Variosattelstütze im Programm, die sich per Funk vom Lenker aus absenken lässt. Damit könnte die Rockshox Reverb AXS endlich ernstzunehmende Konkurrenz bekommen. Wir konnten die Kind Shock Lev Circuit bereits ausführlich testen.
Anders als die meisten Standard-Variosattelstützen kommt die Kind Shock Lev Circuit als komplettes Set – was natürlich auch Sinn ergibt. Im Lieferumfang befindet sich neben der Stütze somit auch der passende Remote. Zusätzlich packt Kind Shock ein kompaktes Ladegerät sowie die nötige Batterie für den Remote in den Karton.
Anders als die Rockshox setzt die Kind Shock Lev Circuit nicht auf einen eigenen Funk-Standard, sondern nutzt das Bluetooth-Protokoll für die Kommunikation zwischen Remote und Stütze.
Beim Thema Montage geben sich Rockshox und Kind Shock absolut nichts. Es müssen weder Kabel verlegt werden, noch Züge gekürzt. Stütze einschieben, Hebel montieren, losfahren. Auch das Pairen der beiden Komponenten erledigt bereits der Hersteller. Falls die Verbindung beim Transport verlorengegangen ist, lassen sich Stütze und Remote mit wenigen Tastenklicks wieder vereinen.
Wie kommt die Teleskopstütze ans Bike? Eigentlich ganz einfach. Mit unserer Step-by-Step-Anleitung ist der Einbau der absenkbaren Sattelstütze kein Problem.
In Sachen Handling kann der Kind-Shock-Hebel dem Rockshox-Controller nicht das Wasser reichen. Er wirkt weniger wertig und reagiert bereits auf die kleinste Berührung. In Verbindung mit dem extrem kurzen Hebelweg und einem kaum spürbaren Druckpunkt löst man die Circuit schon mal unbeabsichtigt aus. Vor allem beim Verladen des Bikes im Auto kann das nerven. Bei der Positionierung bietet auch die Kind Shock Lev Circuit lediglich zwei seitliche Positionen sowie die Möglichkeit, den Controller im Winkel zu verstellen. Die wirklich ideale Position findet man so nicht immer.
Wie die Rockshox läuft auch die Kind Shock weich und geschmeidig. Sattelspiel ist hier keins zu spüren. Schon im Standard-Setup ist die Ausfahrgeschwindigkeit nahezu optimal. Bei Bedarf lässt sich die Geschwindigkeit per Dämpferpumpe auch noch anpassen. Auch die Lev Circuit hat das Problem, dass sie nur leicht arretiert ist und schon bei geringem Zug am Sattel ausfährt. Eine Reset-Funktion wie die Reverb, falls die Stütze mal Luft zieht und knautschig wird, bietet die Lev allerdings nicht.
Weiterer Minuspunkt: Zwar senkt sich die Stütze mit angenehm geringem Druck ab, Zwischenpositionen lassen sich aber nicht so leicht finden. Die Bluetooth-Verbindung scheint nicht ganz so zackig zu funktionieren, wie das AXS-Protokoll von Rockshox. So senkt sich die Stütze teilweise noch etwas ab, nachdem man den Controller bereits losgelassen hat.
Auch in Sachen Akku-Management konnte uns die Rockshox mehr überzeugen. So musste der Kind-Shock-Akku bereits nach wenigen Ausfahrten wieder an die Steckdose. Eine App, mit der sich der Akkustand überprüfen ließe, gibt es bei der Circuit nicht. Zudem ist die Diode für die Akku-Anzeige schwer sichtbar direkt unterhalb des Sattels angebracht. Die Integration des Akkus ist dagegen – bis auf den etwas fummeligen Verschluss – sehr gut gelöst.
Die neue elektronische Variosattelstütze Kind Shock Lev Circuit ist ähnlich fix montiert wie die Rockshox Reverb und auch die Funktion an sich ist gut: geschmeidiger Lauf und angenehme Geschwindigkeit. Dass sie der Rockshox aber nicht das Wasser reichen kann, liegt am wenig definierten und arg sensiblen Controller, mit dem sich nur schwer Zwischenpositionen finden lassen. Die Akkulaufzeit ist eher kurz und nicht per App abrufbar, die Anzeige an der Stütze aber schwer einsehbar. Gewicht und Hub sprechen für die Lev Circuit, alles andere für die Reverb AXS.
¹BIKE-Messwerte. Gewicht: Teleskopstütze / fahrfertig: Stütze, Remote, 1,5 m Außenhülle, Seilzug ²Die BIKE-Note ist preisunabhängig. Die BIKE-Bewertung orientiert sich am Schulnotensystem mit den Bewertungsstufen 1 bis 5.