So finden Frau und Mann den perfekten Sattel fürs Mountainbike

Stefan Frey

 · 24.06.2022

Technik-Basics für Einsteiger werden präsentiert von
So finden Frau und Mann den perfekten Sattel fürs MountainbikeFoto: SQlab
So finden Frau und Mann den perfekten Sattel fürs Mountainbike

MTB-Sättel gibt es in den verschiedensten Breiten, Härten und Formen. Wir klären auf und zeigen, wie Frauen und Männer den richtigen Sattel fürs Mountainbike finden und auf was sie achten sollten. Zwei Expertinnen erklären außerdem im Interview, worauf speziell Frauen beim Sattel achten sollten.

Gleich vorne weg: DEN perfekten MTB-Sattel gibt es nicht. Bikerinnen und Biker sitzen immer individuell. Darum führt auch nur die Probefahrt ans Ziel. Wir haben Bike-Fitting-Expertin Franziska Schmidt gefragt, wie man den richtigen Sattel ausfindig macht. Speziell zum Thema: Welcher Fahrradsattel ist für Frauen besonders geeignet? geben uns die Ergonomie-Expertinnen Janina Haas von Ergon / Terry und Sarah Seckler von SQlab Zunächst bilden aber folgende drei Punkte eine generelle Auswahlhilfe bei der Sattelwahl - für beide Geschlechter. Ein aktueller MTB-Sattel-Test zeigt Ihnen unsere Favoriten.

3 entscheidende Punkte, um den perfekten MTB-Sattel zu finden:

Sitzknochenabstand

Digitale Vermessung des Sitzknochenabstands bei Ergon.Foto: Tino Pohlmann
Digitale Vermessung des Sitzknochenabstands bei Ergon.

Man sitzt auf einem Hocker mit Gel-Folie oder Wellpappe und drückt darin die Sitzhöcker ab. Der gemessene Abstand hilft, die Beckenbreite einzuordnen – das ist aber nur bei aufrechter Sitzposition aussagekräftig. Die Wahl des Sattels nur an diesem Wert festzumachen, greift zu kurz.

Sitzposition auf dem Mountainbike

  Entspannt mit aufrechter Sitzposition oder agressiv-sportliche Vorbeugung wie auf einem Racer? Entsprechend fällt die Wahl beim Sattel aus.Foto: Georg Grieshaber
Entspannt mit aufrechter Sitzposition oder agressiv-sportliche Vorbeugung wie auf einem Racer? Entsprechend fällt die Wahl beim Sattel aus.

Bikerinnen und Biker lassen sich grob in Sitzbein- oder Schambein-Belaster einteilen. Bei sportlichen Sitzpositionen rotiert das Becken vorwärts. Die Belastung wandert von den Sitzbeinhöckern vor auf die Schambeinkufen. Der Sattel kann dadurch schmaler sein, sollte aber den Dammbereich besser entlasten.

Polsterhärter des Sattels

Die Härte des Paddings sollte unbedingt den Fahrgewohnheiten angepasst werden. Das heißt: Je länger man im Sattel sitzt, desto härter darf die Polsterung sein. Sitzknochen gewöhnen sich an die Druckbelastung. Ein weicher Sattel, der anfangs bequem scheint, kann sich auf längeren Touren durchsitzen und für Druckschmerzen sorgen.

Druckmessung erleichtert die Sattelsuche

Die Bike-Fitterin Franziska Schmidt von Gebiomized gibt zu verstehen: "Um den richtigen Sattel zu finden, empfiehlt sich eine Druckmessung auf dem Rad. Dann sieht man die Beckenposition, die belastete Fläche und kann daraus schnell schließen, welche Sattelform am besten zu einem passt. Aus unseren Erfahrungen heraus wissen wir: Viele Frauen kommen mit V-Formen etwas besser klar. Die meisten männlichen Fahrer empfinden eine T-Form mit Cutout als angenehm. Aber das ist natürlich total individuell und kommt auf die Position auf dem Rad an. Frauen brauchen übrigens nicht zwingend einen speziellen Damensattel. Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass die meisten Frauen eine breitere Sattelmitte benötigen."

Sattelbreite und Sitzknochenabstand

Die Sattelbreite ist eine der wichtigsten Größen bei der Sattelwahl, besonders, wenn man eher aufrecht auf dem Bike sitzt, und wird immer an der breitesten Stelle gemessen. Der Sattel muss mindestens so breit sein, dass beide Sitzbeinhöcker komplett auf ihm aufliegen und man nicht an der Kante der Polsterung sitzt. Bei einer sportlicheren Sitzposition und einer guten Beckenkippung ist die Sattelbreite nicht ganz so ausschlaggebend. Dann haben eher die Schambeinkufen, die nach vorne zum Schambein verlaufen, Kontakt auf dem Sattel. Auch bei Frauen ist das häufiger der Fall - dazu mehr weiter unten. Hier sollte der Sattel im mittleren Teil etwas breiter ausfallen, um den Schambeinkufen ausreichend Auflagefläche zu bieten. Breite und Form des Sattels sollten also immer auch von der Sitzposition und nicht allein vom Sitzknochenabstand abhängig gemacht werden.

  Mit die wichtigste Größe bei der Sattelwahl ist die richtig Sattelbreite. Sie hängt unter anderem vom Sitzknochenabstand, aber auch von der Sitzposition ab.Foto: Georg Grieshaber
Mit die wichtigste Größe bei der Sattelwahl ist die richtig Sattelbreite. Sie hängt unter anderem vom Sitzknochenabstand, aber auch von der Sitzposition ab.

Polsterhärte beim MTB-Sattel

Bei der Schaumhärte kommt es stark auf das subjektive Empfinden an. Generell lässt sich aber sagen, dass die Knochenstrukturen auf einem weichen Polster mit der Zeit in den Sattel einsinken und es zu Scheuer- und Druckstellen kommen kann. Außerdem kann der Blutfluss im Dammbereich durch ein zu softes Polster abgedrückt werden. Ein zu harter Sattel kann zwar auch Druckschmerzen verursachen. Doch daran kann sich der Körper bei regelmäßiger Belastung gut gewöhnen. Wenn der Sattel optimal eingestellt ist und die Druckverteilung passt, ist es meistens nur eine Frage der Zeit, bis die anfänglichen Schmerzen durch die härtere Oberfläche verschwunden sind.

Auch bei der Polsterhärte spielt die Sitzposition wieder eine Rolle. Ist sie eher aufrecht, und die Sitzbeinhöcker tragen die Hauptlast, kann der Sattel auch härter sein. Wenn das Becken stärker kippt und auch die empfindlicheren Teile Richtung Schambein Kontakt auf dem Sattel haben, ist ein weicheres Modell meistens eine gute Wahl. Gelsättel oder Gelüberzüge kann man für ein Mountainbike nicht wirklich empfehlen. Hier sinkt der Körper zu stark ein und wird instabil.

Schön gemütlich und weich gepolstert? Beim Mountainbike-Sattel ist weniger oft mehr, denn zu weiche Sättel sind fürs MTB eher ungeeignet.Foto: Angel King / Hersteller
Schön gemütlich und weich gepolstert? Beim Mountainbike-Sattel ist weniger oft mehr, denn zu weiche Sättel sind fürs MTB eher ungeeignet.

Sofa oder Carbon-Brett? Die eigenen Fahrgewohnheiten sind bei der Polsterhärte wichtig | Foto: Angel King / Hersteller

T- oder V-Form des Sattels

Grundsätzlich unterscheidet man bei den Sattelformen zwischen T-Form und V-Form. Welche Form besser zum Fahrer passt, hängt von der Beckenposition auf dem Sattel ab. Die T-Form zeichnet sich durch eine etwas schmalere, lange Nase und eine im Verhältnis deutlich breitere Sitzfläche aus. Sie ist die klassische Sattelform, die auch häufig ab Werk auf Rädern verbaut wird und funktioniert besonders bei einer aufrechten Sitzposition, bei der die Sitzbeinhöcker Kontakt zum Sattel haben, oft sehr gut. Außerdem bietet sie etwas mehr Beinfreiheit gerade bei muskulöseren Oberschenkeln. Wenn das Becken gekippt ist (wie es bei vielen Frauen der Fall ist) und die Schambeinkufen Kontakt zum Sattel haben, empfiehlt sich eine V-Form. Die etwas breitere Sattelnase bietet den Schambein­kufen schon ab dem mittleren Teil deutlich mehr Kontaktfläche.

  Sättel in T-Form (links) werden häufig auf Rädern schon ab Werk verbaut. Die V-Form bietet sich für Menschen an, deren Becken auf dem Rad leicht nach vorn gekippt ist.Foto: Georg Grieshaber
Sättel in T-Form (links) werden häufig auf Rädern schon ab Werk verbaut. Die V-Form bietet sich für Menschen an, deren Becken auf dem Rad leicht nach vorn gekippt ist.

Kontur des Sattels

Sättel mit ebener Sitzfläche bieten dem Fahrer eine gute Stabilität. Eine seitlich abfallende Form kann aber durchaus entlastend sein, weil sie den Druck reduzieren kann. Auch hier kommt es wieder auf das subjektive Gefühl, aber auch auf die Position des Beckens an. Wenn man beim Treten mit dem Oberschenkel an die Sattelkante stößt, kann ein seitlich abfallender Sattel die Lösung sein. Ein ansteigendes Heck ist besonders für Fahrer und Fahrerinnen geeignet, die hohen Druck im Schambeinbereich verspüren. Liegen die Sitzbeinhöcker auf dem erhöhten Teil des Sattels auf, ist der vordere Teil entlastet. Ein Sattel der geschwun­gen gebaut ist, empfiehlt sich besonders für eine aufrechte Position, bei der die Schambeinkufen keinen Kontakt zum Sattel haben, da der vordere Teil wieder leicht ansteigt.

  Die unterschiedlichen Sattelkonturen (von oben nach unten): Sattel mit ebener Sitzfläche, seitlich abfallender Sattel, geschwungener Sattel.Foto: Georg Grieshaber
Die unterschiedlichen Sattelkonturen (von oben nach unten): Sattel mit ebener Sitzfläche, seitlich abfallender Sattel, geschwungener Sattel.

Mountainbike-Sattel mit Loch

Ein Sattel mit einem sogenannten Cutout dient hauptsächlich zur Entlastung von weichem Gewebe und soll so Taubheit verhindern. Das ist besonders bei Männern wichtig. Ein Nachteil der Aussparung kann sein, dass sich der Druck nicht mehr flächig verteilt, sondern auf den relativ schmalen Kanten neben dem Cutout liegt. Daneben gibt es auch Sättel mit "Channel", also einer leichten Vertiefung. Sie hat im Prinzip dieselbe Funktion wie ein Cutout, bietet aber etwas mehr Kontaktfläche und ist in der Regel die sinnvollere Lösung. Komplett geschlossene Sättel können bei einer aufrechten Beckenposition aber ebenso gut funktionieren.

Die Aussparung - Cutout genannt - im Sattel soll weiches Gewebe entlasten. Die Ränder der Aussparung müssen dafür aber speziell geformt sein, damit sich der Druck dort nicht erhöht.Foto: Georg Grieshaber
Die Aussparung - Cutout genannt - im Sattel soll weiches Gewebe entlasten. Die Ränder der Aussparung müssen dafür aber speziell geformt sein, damit sich der Druck dort nicht erhöht.

Die Sattelnase

Auch die Sattelnase hat einen Einfluss auf das Sitzfegühl: Eine breite Sattelnase hat den Vorteil, dass man den Sattel an verschiedenen Stellen gut belasten kann. Beim Bergauffahren rutschen viele Fahrer und Fahrerinnen gerne nach vorne. Wenn dort dann etwas mehr Fläche vorhanden ist, sitzt man stabiler und angenehmer. Eine schmale Nase bietet meist etwas mehr Beinfreiheit, ebenso wie die sogenannten Shortfit-Sättel. Da der vorderste Teil der Sattelnase meist nicht belastet wird, ist eine lange Sattelnase nicht zwingend nötig, kann aber gerade in technischem Gelände von Vorteil sein. Gerade Fahrer und Fahrerinnen mit kräftigen Oberschenkeln empfinden einen kurzen Sattel als sehr angenehm. Viele Shortfit-Sättel haben eine stark ausgeprägt V-Form die auf dem Mountainbike nicht zu jeder Beckenposition passt, aber gerade bei sportlicher Sitzposition sinnvoll sein kann.

  Lang oder kurz: Form und Kontur der Sattelnase können sehr stark variieren und sollten nach individuellem Fahrstil und Physiognomie ausgewählt werden.Foto: Georg Grieshaber
Lang oder kurz: Form und Kontur der Sattelnase können sehr stark variieren und sollten nach individuellem Fahrstil und Physiognomie ausgewählt werden.

Das Sattelgestell

Stahl, Titan oder Carbon? Hier kann prozentual gesehen jede Menge Gewicht gespart werden: Während die Gestelle bei preiswerten Sätteln meist aus CrMo-Stahlrohr bestehen und schon mal an die 100 Gramm wiegen, spart man mit einem Carbon-Gestell bis zu 60 Prozent Gewicht. Dünnwandigere Stahlrohre, wie sie hochwertigere Legierungen zulassen, liegen gewichtsmäßig genau dazwischen und ungefähr auf dem Niveau, das mit massiven Titanstreben erreicht werden kann.

Ein Carbon-Gestell hebt den Sattel jedoch auch in eine ganz andere Preisklasse – aber es passt nicht in jede Sattelstütze. Um bruchsicher zu sein, sind Carbon-Streben meistens hochoval. Sie haben Querschnitte von 7 x 9 oder 7 x 10 Millimetern. Auf den meisten hochwertigen Sattelstützen befindet sich an versteckter Stelle ein Hinweis, für welche Art von Gestellen sie geeignet sind.

Was braucht ein Fahrradsattel, damit Frauen schmerzfrei biken können?

Bei aller Freude für das Mountainbiken, die Frauen und Männer gleichermaßen teilen - es gibt doch physiologische Unterschiede bei beiden. Mit Auswirkungen auch auf die Wahl eines MTB-Sattels. Wir haben mit zwei Expertinnen gesprochen, die sich aber nicht in allen Punkten einig sind - umso spannender sind die unterschiedlichen Herangehensweisen.

Interview mit Janina Haas, Leiterin Ergonomie bei Ergon / Terry

BIKE: Was ist der Unterschied zwischen Sätteln für Mann und Frau?

Janina Haas: Wir unterscheiden bei unseren Sätteln von Ergon und Terry grundsätzlich zwei Bereiche. Zum einen ist das die knöcherne Struktur des Beckens. Zum anderen das Weichteilgewebe. Für die knöcherne Struktur haben wir bei den Sätteln für Frauen den mittleren Bereich breiter gemacht, was der Physiognomie der meisten Frauen entgegenkommt. Frauen haben durchschnittlich einen Schambeinwinkel von über 90 Grad, das heißt die Schambeinkufen laufen breiter aufeinander zu. Daher brauchen sie eine breitere Unterstützung auch in der Sattelmitte, der die Schambeine aufnehmen kann. Beim Mann laufen die Knochen an der Stelle in einem kleineren Winkel zueinander.

Zweitens steigen unsere Frauen-Sättel im hinteren Bereich etwas stärker an als die der Männer. Frauen kippen ihr Becken auf dem Sattel etwas mehr nach vorne – neigen zu einem ganz leichten Hohlkreuz – sodass wir die Sitzbeinknochen damit mehr unterstützen.

Das Weichteilgewebe - und vor allem die Genitalien - liegen beim Mann anders...Foto: Ergon
Das Weichteilgewebe - und vor allem die Genitalien - liegen beim Mann anders...

Und die sogenannten Weichteile?

Genau, dafür haben wir entweder einen Cut-out – besonders in unseren sportlicheren MTB-Sätteln. Im City- und Touringbereich, wo man aufrechter sitzt, haben unsere Sättel Kanäle. Hintergrund ist hier, dass im weiblichen Becken einfach weniger Platz für das Weichteilgewebe zwischen Sattel und Knochenstruktur ist – die Weichteile werden daher schneller gequetscht. Um das zu verhindern, haben die Frauen-Sättel eine etwas andere Form als die für Männer. Die Position der Entlastungskanäle sind daher für Männer- und Frauen-Sättel unterschiedlich positioniert. Hinzukommt, dass die weiblichen Genitalien nicht mobil sind. Die Frau sitzt ja quasi auf dem Genitalbereich. Damit es hier nicht zu Reizungen kommt, sind auch die Ränder der Cut-outs speziell designt, mit sanften Übergängen – so erreichen wir einen ebenso sanften Druckanstieg hin zu den robusten Sitzknochen.

... als bei der Frau, die quasi auf ihren Genitalien sitzt.Foto: Ergon
... als bei der Frau, die quasi auf ihren Genitalien sitzt.

Worauf sollten Frauen beim Kauf eines Sattels besonders achten?

Aus den oben gennannten Gründen, sollten Frauen darauf achten, dass der mittlere Bereich des Sattels gut unterstützt. Von T-Form-Sätteln raten wir vor allem im Mountainbike-Bereich daher ab. Y- oder V-Shape hingegen sind gut.

Allem geht voran, dass die Sattelbreite passt. Unsere Fachhändler vermessen den Sitzknochenabstand exakt mit unserem digitalen Sitzhocker. Hier entscheidet die Sitzposition auf dem Rad, wie die Sitzknochen auf dem Sattel aufsitzen. Also weit nach vorne gebeugt beim sportlichen MTB oder eher entspannt aufrecht. Deshalb entwickeln wir für jede Anforderung im Radsport spezielle Sättel, die die Sitzposition berücksichtigen. Der lokale Fachhandel ist da von Vorteil, weil man dort ausprobieren kann, ob ein Sattel wirklich passt und eine Beratung stattfindet.

Passen einer Frau grundsätzlich auch Männer-Sättel?

Unsere Studien und Erfahrungswerte zeigen, dass einer absoluten Mehrzahl von Männern und Frauen die passenden Männer- und Frauensättel sehr gut passen. Es gibt zwar auch immer wieder Frauen, die uns sagen „Ich fahre lieber auf diesem Männer-Sattel!“ – aber die meisten kommen doch besser mit einem für Frauen zurecht. Allgemein unterstützen wir für beide Geschlechter das sogenannte dynamische Sitzen. Aus dem Feedback unserer Teamfahrer und Kunden wissen wir, wie wichtig eine leicht variable Position auf dem Sattel ist. Gerade bei langen Ausfahrten wollen Bikerinnen und Biker nicht in eine statische Position gezwungen werden. Deshalb sind unsere Sättel mit durchgehenden Dämpfern aufgebaut, die mehr Bewegungsfreiheit zulassen. Alle Sättel haben fließende Übergänge, sodass man seine Sitzposition während der Fahrt ein wenig verändern kann, um von einer zu einseitigen Belastung wegzukommen. Denn: Wenn irgendwo etwas wirklich wehtut, entlastet man diese Stelle – früher oder später schmerzt es aber dann an der jetzt überlasteten Stelle. Das denken wir von vornherein mit.

Was ist bei Frauen bei der Verbindung von Bib / Bikehose und Sattel zu beachten?

Nicht nur Frauen, sondern alle sollten beim Kauf schauen, dass die Bike-Hose zum Sattel als auch zum Körper passt. Das heißt: keine Nähte im Sitzbereich. Die Bib sollte beim Sitzen nirgendwo Falten werfen, denn die Reiben auf Dauer sehr unangenehm. Das Polster muss den gesamten Sitzbereich – also mehr als die Breite der Sitzbeine – abdecken. Wir raten zu dünnen bis mittleren Polsterdicken. In dicke Polster einer Bib oder Bikehose sinken die Sitzknochen ein, man schwimmt förmlich darin und es drückt irgendwann. Insbesondere bei Sätteln mit Gel-Inlays können Hosenpolster – vor allem auf Touren bis zu 3 Stunden - sogar unnötig werden. Hier raten wir eher zu spezieller Bike-Unterwäsche.

Und wenn wir schon bei den Hosen sind: Der beste Sattel nützt nichts, wenn das gesamte Dreieck aus Sattel, Lenker und Pedale nicht stimmt. Wie schon gesagt, wenn irgendwo was zwickt, geht man erstmal in eine andere bzw. Schonhaltung auf dem Bike. Aber das führt meist zu weiteren Problem. Die Lösung ist ein professionelles Bike-Fitting, oder wir unterstützen Bikerinnen und Biker zuhause mit unseren Fitting-Boxen.


Interview mit Sarah Seckler von SQlab

BIKE Magazin: Was ist der Unterschied zwischen Sätteln für Mann und Frau?

Sarah Seckler: Bei SQlab sind alle Sättel Unisex-Produkte, denn eine Unterscheidung zwischen einem Frau- und einem Männersattel ist bei einem SQlab Stufensattel mit dem Sattelbreitensystem nicht notwendig. Denn entscheidend ist hier der Sitzknochenabstand und die Sattelform. Mit der richtigen Sattelbreite ist garantiert, dass die Sitzknochen vollflächig auf dem Sattel aufliegen. Nur so können der empfindliche Dammbereich beim Mann und der meist tieferliegende Schambeinbogen der Frau entlastet werden.

Der Sattel sorgt durch seine wellenartige Form und das hochgezogene Heck für Halt nach hinten und eine optimale Druckverteilung bis in die tiefen Strukturen des Körpers wodurch auch die Kraftübertragung auf das Pedal wesentlich verbessert wird. Zugleich schafft die tieferliegende Sattelnase in Kombination mit der Vertiefung in der Mitte mehr Platz und Freiraum für den Dammbereich für Frauen und Männer.

Oft entscheiden Millimeter über den passenden Sattel: Der unterschiedliche Beckenbau bei Frauen und Männern ist Schuld.Foto: SQlab
Oft entscheiden Millimeter über den passenden Sattel: Der unterschiedliche Beckenbau bei Frauen und Männern ist Schuld.

Aber Mann und Frau unterscheiden sich doch schon: Was ist der physiologische Unterschied bei Mann und Frau in Bezug auf die Wahl eines Sattels?

Für uns interessant ist allerdings die Auflage auf dem Fahrradsattel – und hier ist der Unterschied geringer als oftmals angenommen. Hier gibt es bei Frauen sowohl auch bei Männern eine hohe Varianz bei den Sitzknochenabständen. Es kann nicht pauschal gesagt werden, dass Frauen immer einen breiteren Sitzknochenabstand haben und Männer einen schmalen. Aus diesem Grund ist und bleibt das Wichtigste die Sitzknochenvermessung, um die richtige Sattelbreite zu bestimmen.

Der bei einem Fahrradsattel bislang kaum beachtete anatomische Unterschied, ist der bei einem Frauenbecken meist deutlich tieferliegenden Schambeinbogen, der häufig zu unangenehmen Druckstellen auf der Sattelnase führt. Mit Stufensattelkonzept und der damit zusätzlich tieferliegenden Sattelnase können der empfindliche Dammbereich bei Männern und der meist tieferliegende Schambeinbogen Frauen entlastet werden.

Der Sitzknochenabstand entscheidet maßgeblich über die nötige Breite des Sattels.Foto: SQlab
Der Sitzknochenabstand entscheidet maßgeblich über die nötige Breite des Sattels.

Worauf sollten Frauen beim Kauf eines MTB-Sattels dann besonders achten?

Von speziellen gewölbten Frauen-(Gel-) Sätteln oder gar Lochsätteln ist abzuraten. Hierzu gibt es auch diverse Studien, die das belegen. Gerade bei einem Lochsattel besteht der Glaube, dass dieser das Problem von zu hohen Druck im Genitalbereich löst. Das stimmt aber nicht, denn durch ein Loch im Sattel wird das Problem lediglich verlagert. Der Sattel mit Loch verteilt den Druck über eine kleinere Fläche, mit hohem Druck an den Seiten des Lochs. Deshalb hat der Lochsattel keinen positiven Einfluss auf den Gesamtdruck, sondern zentralisiert den Druck auf einen Bereich in dem der Blutfluß und die Lymphgefäße der äußeren Genitalien der Frau potentiell gefährdet sind.

Frauen haben öfter sogar Steißbein-Schmerzen, was beim Mann eher seltener vorkommt - warum?

Steißbein Schmerzen beim Fahrradfahren sind ein häufiges Problem bei Frauen, denn das weibliche Steißbein ist beweglicher und häufig empfindlicher als das männliche. Bei einer sehr aufrechten Sitzposition kommt das Steißbein dem Fahrradsattel sehr nahe. Hauptursachen hierfür sind meist zu schmale oder zu weiche Fahrradsättel. Um ein schmerzendes Steißbein - insbesondere bei Frauen - zu vermeiden, wird auch wieder die passende Sattelbreite und ein Stufensattel empfohlen!

  Viele Nerven verlaufen im und am Becken entlang - bei Mann und Frau. Daher ist es so wichtig, dass es da nicht zu Quetschungen und Reizungen kommt.Foto: SQlab
Viele Nerven verlaufen im und am Becken entlang - bei Mann und Frau. Daher ist es so wichtig, dass es da nicht zu Quetschungen und Reizungen kommt.

Was ist bei Frauen bei der Verbindung von Bib bzw. Bikehose und Sattel zu beachten?

Mit einem sehr weichen Polster "baut" man sich selbst einen weichen Sattel, der wiederum zu hohen Druck führt. Ist ein Sattel zu weich, führt dies zum Einsinken der Sitzknochen. Dadurch wird empfindliches Gewebe, sowie Muskel- und Sehnenansätze gereizt. Es gilt wie bei einem Sattel: je sportlicher, desto dünner und härter das Hosenpolster!

Die SQlab Hosenpolster sind für jeden Sitzknochenabstand universal geeignet. Dementsprechend steht bei kleineren Sitzknochenabständen das Polster rechts und links leicht über. Bei einem 4 – 8 mm dünnen Hosenpolster sind das nur zwei kleine Stückchen Schaum, die sich an die Anatomie des Körpers anschmiegen. Die leichte Überbreite sorgt dafür, dass auch während der Tretbewegung die Sitzknochen satt auf dem Polster aufliegen und dieses nicht nach innen schieben.

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