Es gibt nicht viele MTB-Sättel auf dem Markt, denen so etwas wie Geschichte anhaftet. Einen Selle Itaila Flite vielleicht. Oder den Cinelli Unicanitor – der erste Kunststoffsattel, den es heute wieder in einer Retro-Auflage gibt.
Einen echten Klassiker werden aber nur die wenigsten Mountainbiker auf dem Schirm haben: den SDG Bel-Air. Die Ur-Version des Bel-Air kam bereits 1995 auf den Markt. Seitdem wurden weltweit etwa eine Million Stück in den unterschiedlichsten Ausführungen und Abwandlungen verkauft. Darunter auch der erste Sattel mit I-Beam-Gestell, zahlreiche Sonder-Editionen mit Kevlar-Bezug, Tierfell-Prints oder für die Factory-Teams von GT, Santa Cruz oder dem legendären Honda G-Cross Team. Für Rampage-Legende Kyle Strait legte SDG über die Jahre sogar eine komplette Kollektion des Bel-Air mit unterschiedlichen Designs auf.
Um auch den aktuellen Ansprüchen von Trail-Bikern und Enduro-Fahrern zu genügen, wurde der Bel-Air zum 25-jährigen Jubiläum nun komplett neu aufgelegt. Für 2020 wurde der etwas sperrige und wulstige Sattel deutlich abgespeckt. In der Länge schrumpfte der Sattel auf 260 Millimeter und erhielt eine insgesamt etwas kürzere, breitere Nase für Komfort im Anstieg. Die 140 Millimeter breite Sitzfläche fällt leicht zur Seite hin ab und soll vor allem in nicht allzu sportlicher Position viel Komfort spenden.
Die Polsterung wurde deutlich gestrafft, im Vergleich zu früheren Versionen, damit die Sitzknochen auch auf langen Strecken nicht zu stark in den Sattel einsinken. Eine leichte Vertiefung in der Mitte soll zusätzlich den Dammbereich entlasten. Die Sattelstreben sind beweglich gelagert, um die Tretbewegung zu unterstützen, was nicht zuletzt Schmerzen im Rücken vorbeugen soll.
Das Heck wurde leicht nach oben gezogen und soll dem Fahrer im Anstieg oder bei harten Antritten ausreichend Rückhalt geben. Bei der Fertigung setzt SDG auf modernste Technologien, die Nähte überflüssig machen und so Scheuerstellen minimieren sollen. So bietet der neue Bel-Air einen Flanken-Schutz auch ohne den Einsatz von Kevlar.
Den SDG Bel-Air 3.0 gibt es in zahlreichen Gestell-Varianten und diversen Farb-Kombinationen. Das günstigste Modell setzt auf ein Stahl-Gestell und soll 318 Gramm wiegen. Wer größeren Wert auf geringes Gewicht legt, bekommt den Bel-Air aber auch mit Alu-Gestell und einem Gewicht von 236 Gramm oder mit Carbon-Rails. Mit denen soll der Sattel dann nur noch 181 Gramm auf die Waage bringen.
Besonderheiten:
Preise: 189,99 Euro (Carbon) / 89,99 Euro (Alu) / 59,99 Euro (Stahl) / www.sdgcomponents.com
Wir konnten den neuen Bel Air 3.0 mit Alu-Gestell bereits testen. Schon bei der Montage kann der neue Bel-Air mit sauberer Verarbeitung punkten. Die Satteldecke wird nahtlos auf die Schale aufgebracht, Reibungspunkte gibt es also schon mal keine. Die Polsterung fällt relativ straff aus, auf der breiten, nur minimal abfallenden Sitzfläche findet der Hintern aber trotzdem bequem Platz. Eingesessene Fahrer sollten mit dem Bel-Air keine Probleme haben. Weniger ausdauernde Biker werden sich dagegen etwas mehr Polsterung wünschen, zumal die frei beweglich gelagerten Sattelstreben kaum spürbaren Flex bieten. Das hochgezogene Heck dagegen hält den Fahrer auch bei harten Antritten sicher im Sattel und gibt spürbaren Gegenhalt.
Sie leiden unter Sitzbeschwerden? Dann werfen Sie doch einen Blick in die nächste Ausgabe des BIKE Magazins. Dort haben wir uns in unserem Ergonomie-Special nicht nur der optimalen Sitzposition gewidmet, sondern auch 20 aktuelle Mountainbike-Sättel aus den Kategorien Marathon/Race und Tour/Trail getestet. Mit Hilfe von aufwändiger Messtechnik zeigen wir, welche Sattel-Modelle den Dammbereich entlasten und den Druck auf die Sitzknochen verteilen.
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