Die kabellose und funkgesteuerte Rockshox Reverb AXS Vario-Sattelstütze hat mittlerweile so einige Jahre auf dem Buckel. Es war also höchste Zeit, dem Elektro-Stützen-Klassiker ein umfangreiches Update zu spendieren. Obwohl die Reverb AXS auch in unserem letzten Vergleichstest noch einmal einen Sieg nach Punkten einfahren konnte, gab es inzwischen auch mehr und mehr Kritik an der Teleskopstütze. Vor allem der geringe Hub von nur 170 Millimetern ist nach heutigen Maßstäben nicht mehr Stand der Technik. Doch auch die Elektronik, die dem Schlammbeschuss schutzlos ausgesetzt an der Rückseite der Sattelaufnahme angebracht war, konnte etwas Aufmerksamkeit seitens der Sram-Entwickler vertragen. Nun ist sie da, die brandneue Rockshox Reverb AXS und es hat sich einiges geändert.
Die neue Reverb AXS von Rockshox integriert sich weiterhin nahtlos in das bestehende AXS-Ökosystem von Sram. Durch die drahtlose Steuerung entfallen Leitungen und komplizierte Verlegungen. Die Installation ist mit wenigen Handgriffen und einem Multitool erledigt. Die kabellose Technologie ermöglicht es, die Reverb AXS flexibel mit anderen AXS-Komponenten zu kombinieren. Über die SRAM AXS App können Nutzerinnen und Nutzer die Bedienelemente frei konfigurieren und so ihr individuelles Cockpit-Setup erstellen. Zudem teilt sich die Reverb AXS Akku, Controller und Ladegerät mit anderen AXS-Komponenten, was zusätzlich die Komplexität reduziert.
Bisher war bei der Reverb AXS bei 170 Millimeter Hub Schluss. Dieses Manko hat Rockshox eliminiert und spendiert der neuen Reverb AXS Verstellwege zwischen 100 und satten 250 Millimetern in 25-Millimeter-Schritten.
Auch die Akkuhalterung wurde komplett geändert und so gestaltet, dass mehr Platz für den Reifen zur Verfügung steht. Das ist vor allem bei kleinen Rahmengrößen relevant, wo es mit der alten Variante schon mal eng werden konnte. Außerdem wurden Elektronik und Akku aus der Schusslinie von Schlamm und Schmutz genommen. Die neue Optik mit der Akkuhalterung direkt oberhalb der Sattelklemme ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, doch die Ausrichtung des Akkus in Fahrtrichtung dürfte wohl dafür sorgen, dass die Elektronik kaum mehr in Mitleidenschaft gezogen wird.
Ein kleiner Wermutstropfen ist aus unserer Sicht die neu konstruierte Sattelaufnahme, die sich mit der veränderten Lage der Akkuhalterung ergibt. Bisher gefiel uns vor allem die sehr einfache Sattelmontage der Reverb AXS, für die lediglich eine Schraube gelöst werden musste. Auch das Einstellen der Sattelneigung war über die separate Tilt-Schraube extrem einfach. In der neue Version verfügt die Reverb AXS über eine klassische Zwei-Schrauben-Sattelaufnahme, was das Handling minimal aufwändiger gestalten dürfte.
Wie kommt die Teleskopstütze ans Bike? Eigentlich ganz einfach. Mit unserer Step-by-Step-Anleitung ist der Einbau der absenkbaren Sattelstütze kein Problem.
Die Reverb AXS kommt ab sofort mit einem Design, das „Air-over-Air“, also nur mit Luft arbeitet und deswegen deutlich robuster und haltbarer sein soll. Der Vorgänger arbeitete, wie eigentlich alle gängigen Stützen, mit Öl und Luft. Komplett ausgefahren, sorgt das neue Luft/Luft-Design dafür, dass der Fahrer auf einer speziell entwickelten Luftfeder sitzt, die praktisch keine Negativ-Luftkammer besitzt. Dadurch entsteht eine starre und fixe Plattform für den Fahrer – ein leichtes Absinken des Sattels soll damit der Vergangenheit angehören. Sobald das Zwischenventil aktiviert ist und die Stütze komprimiert wird, beginnt das sogenannte ActiveRide zu wirken - eine Art Federung der Sattelstütze. Mit ActiveRide vergrößert sich die Negativ-Luftkammer und es kommt zu einem Druckausgleich mit der Positivkammer, was den Komfort erhöhen und mehr Kontrolle während technischen Anstiegen bieten soll.
Das Design der neuen Rockshox Reverb AXS wurde speziell auf lange anhaltende Leistung ausgelegt. So braucht die Reverb AXS nur alle 300 Stunden Fahrzeit, also etwa 1x im Jahr, einen einfachen Service (grobes Zerlegen, Reinigen und Schmieren) und alle zwei Jahre eine Routine-Wartung mit dem 2-Jahres Service-Kit. Außerdem ist es mit der neuen Konstruktion explizit erlaubt, das Bike auch mit eingefahrener Stütze am Sattel anzuheben. Das führte bei früheren Reverb-Modellen oft zu Fehlfunktion, da das System Luft zog.
Die Reverb AXS wird mit ihrem zulässigen Maximaldruck von 600 psi ausgeliefert. Die Sram-Testfahrer argumentieren, dass die Stütze so den besten Kompromiss aus Widerstand beim Absenken und stabilem Halt im Hub bietet. Es ist aber nach wie vor möglich, den Luftdruck zu reduzieren. Dadurch verringert sich der Widerstand beim Absenken, was vor allem leichten Fahrern zugutekommen soll. Es sorgt außerdem dafür, dass ActiveRide so noch komfortbetonter wird. Die neue Reverb funktioniert mit extrem hohen Drücken zwischen 400 und 600 psi. Für die Anpassung benötigt man eine spezielle Hochdruckpumpe die bis zu 600 psi Maximaldruck packt.
Mit der ActiveRide-Technologie führt Sram eine integrierte Komfortfunktion in die Reverb AXS ein. Dieses System soll besonders bei technischen Anstiegen auf E-Mountainbikes von Vorteil sein. In der voll ausgefahrenen Position bietet die Reverb AXS eine stabile Plattform. Sobald die Stütze etwas abgesenkt wird, aktiviert sich ActiveRide. Ähnlich einer gefederten Sattelstütze lässt die Reverb dann etwas Bewegung im Hub zu.
Das Setup der Reverb AXS läuft nach wie vor spielerisch einfach. Über lediglich drei Knopfdrücke lässt sich die Stütze mit dem Controller pairen. Eine App ist hierfür nicht nötig. Nur wer die Tastenbelegung an seine Bedürfnisse anpassen will, muss mit der App verbunden sein.
Etwas aufwändiger sind Montage und Einstellung des Sattels. Aber das macht man zum Glück nicht jeden Tag und es ist deshalb auch kein allzu großer Kritikpunkt. Dennoch hat uns das Handling der alten Sattelaufnahme mit ihrer Einschrauben-Befestigung besser gefallen.
Von der Funktion her ist die Reverb AXS auch in der neuen Version absolut überzeugend. Die Reaktionsgeschwindigkeit der Steuerung ist überragend, eine Verzögerung ist nicht zu spüren. Solange man den Controller gedrückt hält, gleitet die Reverb AXS geschmeidig und leichtgängig durch den Hub. Weniger Luftdruck hätte unser 80-Kilo-Fahrer nicht gebraucht. Auch die Ausfahrgeschwindigkeit trifft ziemlich genau den Sweetspot. Mit einem gut hörbaren Klacken rastet die Stütze in der Endposition ein.
Im ausgefahrenen Zustand steht die Reverb AXS nun wirklich absolut fix im Hub. Der Fakt, dass man nun das Bike auch am Sattel anheben kann, ohne befürchten zu müssen, dass die Stütze Luft zieht, ist ein riesiger Schritt nach vorne. Nicht einmal ein leichtes Knautschen war während des ersten Tests zu spüren. Senkt man die Stütze etwas ab, sinkt der Sattel im Sitzen noch mal etwa 1,5 Zentimeter weiter ein und arbeitet wie eine kleine zusätzliche Dämpfung. In technischen Passagen, die man im Sitzen erklettert, könnte das durchaus ein Komfort-Plus bedeuten. Wie stark der Effekt ist, wird sich aber erst im Dauertest herausstellen. Ob es sich hierbei nun um ein cleveres Feature oder einen konstruktionsbedingten Nebeneffekt handelt? Das bleibt Spekulationssache.