Marc Strucken
· 23.01.2025
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 08.11.2024 veröffentlicht. Jetzt haben wir unsere Testerfahrungen ergänzt.
Für schnelle Mountainbikes, aber auch die Abenteuer- und Gelände-Fraktion unter den Dropbar-Bikes, also Gravel, Cyclocross und Allroad präsentiert Prologo jetzt verbesserte Sättel. Die Palette wird um 2 neue Scratch M5 AGX Slide Control-Modelle erweitert, die in Breiten von 140 mm und 147 mm erhältlich sind, sowie um 2 neue Dimension AGX Slide Control-Sättel in den Breiten 143 mm und 153 mm.
Die neuen Modelle der AGX-Linie sind mit einem verbesserten Schaum ausgestattet, der entwickelt wurde, um die Vibrationsdämpfung in allen Arten von Gelände zu optimieren. So sollen die neuen Fahrradsättel gleichzeitig mehr Komfort bieten, ohne die Leistung zu beeinträchtigen. Diese Vorteile werden sowohl von denen geschätzt, die Gravel mit einem Rennansatz fahren, als auch von Langstrecken- und Bikepacking-Fans, die viele Stunden am Stück im Sattel verbringen.
Die Stärke der neuen Prologo AGX-Sättel soll die 3D-Slide Control-Beschichtung sein, die sich über die gesamte Oberfläche des Bezugs erstreckt. Diese quer zur Fahrtrichtung verlaufenden Streifen sollen für optimalen Halt sorgen und helfen, in den rauesten Offroad-Abschnitten die ideale Position im Sattel beizubehalten. Folglich können Fahrerin und Fahrer immer effizient Treten, mit einer konstanten Kraftentfaltung und ohne unnötigen Energieverlust durch Rutschen oder unbeabsichtigte Positionsänderungen.
Im Vergleich zum vorherigen Modell verfügt der neue Scratch M5 AGX Sattel nun über ein Cut-Out in der Mitte, das Prologo PAS (Perineal Area System) nennt. Das von Prologo entwickelte System, das bereits bei den Dimension-Sätteln vorhanden ist, soll durch das zentrale Loch im Dammbereich Druckspitzen dort reduzieren.
Die neuen Anti-Rutsch-Streifen der Slide Control-Technologie finden sich auch auf den Space-Versionen der Prologo AGX-Reihe. Das sind nun 2 neue Modelle mit einer breiteren Breite und 2 mm zusätzlicher Polsterung, was sie noch komfortabler macht.
Der Sattel Scratch M5 AGX Slide Control Space von Prologo mit 147 mm und der Dimension AGX Slide Control Space mit 153 mm sind für Radfahrer/innen mit einem breiteren Sitzknochenabstand oder einem höheren Body-Mass-Index (BMI) konzipiert oder für alle, die einen breiteren und komfortableren Allroad-Sattel suchen.
Die Sättel der neuen Prologo AGX Slide Control-Linie sind bereits erhältlich. Modelle mit Titan (Tirox)-Gestell werden zu einem Listenpreis von 139 Euro angeboten, die Modelle mit Carbon (Nack)-Schiene kosten 219 Euro.
Wir haben die Varianten Scratch M5 mit Nack-Schienen und den Dimension mit Tirox-Gestell zum Praxistest eingeladen. Beide in der “normal-breiten”, also nicht Space-Version. Wir hatten zuvor schon den Prologo Scratch NDR im Test, es war also auch interessant herauszufinden, was und wie das Modell verändert wurde.
Wie bei allen Sattel-Tests ist das individuelle Körpergefühl auf dem Sattel, auch Popometer genannt, entscheidend. Das hängt nicht nur davon ab, dass der Sattel grundsätzlich die richtige Breite hat, sondern zum Beispiel auch, wie gebeugt man sitzt oder was der Hintern zuvor gewohnt ist. So ist der Umstieg von sehr weichen auf harte Sättel zunächst meist schwierig.
Schließlich ist es für ein gutes Gefühl beim Sitzen besonders wichtig, dass der Sattel und damit die Sitzposition passend eingestellt ist - in der Höhe, der Neigung und der vertikalen und horizontalen Position. Da Sättel unterschiedlich lang, breit und auch hoch sein können, muss man sich bei einem Wechsel an die perfekte Position oft langsam herantasten.
Was optisch genauso wie bei den ersten Pedalumdrehungen auffällt, das ist der Halt, den die Hose auf dem Sattel hat. Kein versehentliches Rutschen und Ausweichen - aber auf der anderen Seite: man muss bewusst den Hintern entlasten und umsetzen, wenn man eine andere Position einnehmen will. Beispielsweise in steilen Passagen, für die die lange Nase des Scratch gemacht ist. Die von Prologo genau dafür auf dem Obermaterial angebrachten Slide-Control-Streifen tun, was sie sollen und verhindern das Rutschen.
Ebenfalls ist die wirklich große Aussparung (Cut-out) in der Mitte des Sattels, die der zuvor getestete Scratch NDR nicht hatte. Neben spürbar mehr Luft - im Sommer konnte es schon mal schwitzig dort werden beim Vorgänger - ist auch die Entlastung des Damms deutlich spürbar. Auch die geringere Wölbung des Sattels im Vergleich zum genauso breiten, alten Testmodell fühlt sich deutlich besser an, auch wenn ich schon auf dem alten Modell viele Hunderte Kilometer ohne Schwierigkeiten gesessen habe.
Ob es einen spürbaren Unterschied in der Materialhärte gibt, konnte mein Popometer nicht wirklich ausmachen. Im größeren Vergleich liegt der Prologo Scratch meiner Einschätzung nach im mittleren Härtebereich. Laut Hersteller sollen aber 5 mm mehr Schaumstoff beim neuen Scratch M5 für mehr Dämpfung sorgen.
Die lange Nase ist des neuen Modells ist eventuell gewöhnungsbedürftig: Entweder man bleibt nach einem Wechsel zunächst öfter unbeabsichtigt daran hängen, weil die weiter in den Überstand ragt - oder der Sattel fühlt sich einfach ungewohnt groß zwischen den Beinen an. Beides vergeht aber nach 2 oder 3 Fahrten.
Sowohl die Anti-Rutsch-Streifen, als auch der jetzt beim Prologo Scratch realisierte Cut-out sind wirkliche Verbesserungen im Vergleich zum Vorgängermodell. Wer grundsätzlich mit Prologo-Sätteln zurechtkommt, macht mit diesem Update sicher nichts falsch.
Der Prologo Dimension hatte zuvor bereits die Entlastungsaussparung, daher sind nur die Streifen gegen Verrutschen neu sowie die Schaumfüllung des Sitzpolsters. Dieser Sattel baut im Vergleich zum Scratch M5 deutlich weiter nach hinten aus. Das Mehr an Polster ist in verschiedenen Passagen angenehm, wenn man auf dem Sattel nach hinten rutschen kann und mit etwas veränderter Position in die Pedale tritt.
Zwar besteht kein Vergleich zu einem Vorgänger, aber das Fahrgefühl beim Prologo Dimension ist - rein individuell - stabiler, weil dieser noch etwas flacher und breiter konzipiert ist. Ich habe ihn zuletzt auf einem XC-Mountainbike gefahren, wo er perfekt platziert zu sein scheint. Die geringere Länge gefällt mir am MTB besser - die lange Nase des Prologo Scratch passt gut auf ein Gravelbike.