WTB Verdict und JudgeDie neuen Gravity-Reifen im Test

Max Fuchs

 · 21.10.2025

WTB Verdict vorne: gräbt sich zuverlässig in Kurven.
Foto: Max Fuchs
​Die Reifenspezialisten von Wilderness Trail Bikes (WTB) haben ihre Gravity-Reifen Verdict und Judge überarbeitet. Mit dem SG1-Pannenschutz, der doppellagigen TCS-Tough-Karkasse und High-Grip-Gummimischung zielen die beiden Modelle auf maximale Traktion und Haltbarkeit ab. Ob das gelingt? Wir haben die Kombi getestet.

Wilderness Trail Bikes (WTB) hat in den vergangenen Jahren intensiv an seinem Reifenprogramm gearbeitet und sowohl neue Modelle eingeführt als auch bestehende Produkte weiterentwickelt. Mit der Einführung des SG1-Pannenschutzes erhielten die Gravity-Reifen Verdict und Judge zusätzlich optimierte Profile und Feintuning bei der Gummimischung. Wir haben die Kombi im Härtetest gefahren: Verdict vorne, Judge hinten – beide in 29 Zoll, mit SG1-Schutz, Tough-Karkasse und High Grip-Mischung. Robuster und griffiger geht’s im WTB-Portfolio derzeit nicht.

MerkmalWTB VerdictWTB Judge
EinsatzbereichVorderrad, GravityHinterrad, Gravity
Größe29×2,5 Zoll29×2,4 Zoll
KarkasseTCS Tough (doppellagig)TCS Tough (doppellagig)
PannenschutzSG1 (Slash Guard)SG1 (Slash Guard)
GummimischungTriTec High GripTriTec High Grip
Gewicht1.346 Gramm 1.295 Gramm
E-Bike-FreigabeE50E50
Tubeless-kompatibelJa (TCS)Ja (TCS)
UVP69,95 Euro69,95 Euro

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Die Technologien kurz erklärt

Der SG1-Pannenschutz (Slash Guard) legt eine zusätzliche Schutzschicht unter das Profil, die den Reifen vor scharfen Gegenständen auf dem Trail schützt und die Wahrscheinlichkeit von Durchstichen verringert. Ergänzt wird dies durch die Inner Peace+ Technologie, bei der eine verstärkte Reifenwulst Durchschläge reduziert und gleichzeitig die Flanke stabilisiert, was die Kurvenstabilität erhöht.

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Die TCS-Tough-Karkasse von WTB besteht aus zwei Gewebelagen und bietet so maximalen Pannenschutz und Stabilität. Fahrerinnen und Fahrer sollen dadurch mit niedrigerem Luftdruck fahren können, ohne dass Stabilität und Pannenschutz leiden – was die Traktion und den Fahrkomfort verbessert.

TCS steht für Tubeless Compatible System und definiert WTBs Standard für Reifen, die für den Einsatz ohne Schlauch optimiert sind.

Die High-Grip-Gummimischung von WTB nutzt die TriTec-Technologie, bei der drei unterschiedliche Gummimischungen gezielt im Profil eingesetzt werden, um Traktion, Stabilität und Haltbarkeit zu optimieren. Die Basis besteht aus einem harten Compound, der den Stollen die nötige Stabilität verleiht und Verformungen minimiert. Der Mittelstreifen fällt etwas weicher aus und soll ein Gleichgewicht aus Rollgeschwindigkeit, Traktion und Langlebigkeit herstellen. Die Seitenstollen bestehen aus ultraweichem, langsam zurückfederndem Gummi, um in Kurven und auf Schräglagen maximale Haftung und Eigendämpfung zu gewährleisten.

Der WTB Verdict im Detail

Der WTB Verdict am Vorderrad: Das offene Stollenlayout gräbt sich tief in losen Untergrund und leistet gute Führungsarbeit– allerdings nur, solange es trocken bleibt.Foto: Max FuchsDer WTB Verdict am Vorderrad: Das offene Stollenlayout gräbt sich tief in losen Untergrund und leistet gute Führungsarbeit– allerdings nur, solange es trocken bleibt.

Der Verdict ist vor allem für das Vorderrad gedacht. Sein offenes Profil soll besonders auf losem und nassem Untergrund für guten Grip sorgen, gleichzeitig aber auch auf hartem Boden ausreichend Halt bieten. Die Stollen auf der Lauffläche sind leicht abgeflacht, damit die Seitenstollen sich in Kurven besser in den Boden graben können. Ein 2-2-Muster aus engen und weiter auseinander liegenden, angeschrägten Profilblöcken soll in Bremsrichtung viel Angriffsfläche bieten und das Verzögern unterstützen.

Der WTB Judge im Detail

Der WTB Judge am Hinterrad: Auf trockenen Böden generiert er viel Traktion, sitzt stabil auf der Felge und rollt überraschend leicht.Foto: Max FuchsDer WTB Judge am Hinterrad: Auf trockenen Böden generiert er viel Traktion, sitzt stabil auf der Felge und rollt überraschend leicht.

Der Judge ist als Hinterradreifen konzipiert. Die flache Karkassenform soll dafür sorgen, dass die Seitenstollen schon bei moderater Schräglage greifen. Das erleichtert den Übergang in Kurven und gewärhleistet ein konstantes Grip-Niveau. Das Profil folgt einem 2-2-Design: Die Mittelstollen wechseln von zwei langen, schmalen Profilblöcken zu einem breiten, kurzen Paar. Laut Hersteller entsteht so ein guter Kompromiss zwischen starker Bremstraktion und akzeptabler Rollgeschwindigkeit.

Verdict und Judge: Die Reifenkombi im Test

Das Gewicht der Reifen fällt sofort auf und vermittelt ein robustes Gefühl in der Hand. Der 29×2,5 Zoll Verdict Tough High Grip wiegt 1.346 Gramm, der 29 Zoll Judge Tough High Grip 1.295 Gramm. Damit gehören beide Reifen selbst für E-Bike-taugliche Gravity-Reifen zu den schwereren Modellen.

Dank der stabilen Karkassenkonstruktion vermittelt der Verdict am Vorderrad auf trockenen Böden ein direktes und präzises Fahrgefühl. In Steinfeldern oder Wurzelpassagen ermutigt er, die Bremsen offen zu lassen und draufzuhalten. Um dem eher steifen Reifen maximale Traktion und Komfort zu entlocken, sind vergleichsweise niedrige Luftdrücke nötig – sonst kann sich die Karkasse nicht optimal an den Untergrund anschmiegen. Eine flexible Sänfte wird aus dem Verdict so aber trotzdem nicht.

Das Grip-Niveau auf tiefen und losen Böden überzeugt voll und ganz: Sowohl beim Anbremsen als auch in Kurven gräbt sich das offene Profil tief in den Untergrund. Bei nassen Bedingungen stößt der Reifen allerdings früh an seine Grenzen. Die Gummimischung bietet nur wenig Eigendämpfung, und der Nassgrip ist begrenzt. So bricht der Reifen schnell aus und lässt sich schwerer kontrollieren als Modelle mit geschmeidigeren Karkassen und weicheren Gummimischungen.

E-MTB approved: Getestet haben wir die WTB-Gravity-Reifenkombi am Whyte eLyte EVO RS.Foto: Max FuchsE-MTB approved: Getestet haben wir die WTB-Gravity-Reifenkombi am Whyte eLyte EVO RS.

Der Judge am Hinterrad zeigt einen ähnlichen Charakter. Auf trockenen Böden fährt er sich sehr stabil, berechenbar und rollt dabei überraschend leicht. Vollgas durch Anlieger pressen? Wo andere Reifen zu walken beginnen, steht der Judge felsenfest fest auf der Felge. Die großflächigen Stollen bieten viel Aufstandsfläche und damit reichlich Grip bei trockenen Bedingungen.

Bei Nässe zeigt das Profil allerdings seine Grenzen: Es setzt sich schnell zu, der Reifen neigt zum Aufschwimmen, und die Traktion beim Beschleunigen oder Anbremsen lässt deutlich nach. Der harte Compound fühlt sich auch am Hinterrad wenig geschmeidig an und erreicht nur ein mittleres Traktionsniveau.

Preislich fair: 69,95 € für langlebige, Gravity-taugliche Reifen. Kauf-Tipp für Park-Rats.Foto: Max FuchsPreislich fair: 69,95 € für langlebige, Gravity-taugliche Reifen. Kauf-Tipp für Park-Rats.

Der Verschleiß? Unauffällig. Der Judge ist weder extrem langlebig noch nutzt er seine Stollen im Zeitraffer ab. Das Verschleißbild passt: Keine ausgefransten oder ausgerissenen Stollen, nur leicht abgenutzte Kanten – das passt.

Fazit von Max Fuchs BIKE-Redakteur

Max Fuchs ist Testredakteur und Fotograf bei BIKE.Foto: Dan GriffithsMax Fuchs ist Testredakteur und Fotograf bei BIKE.
WTB Verdict und Judge sind schwere, robuste Reifen, die auf trockenen Trails Grip, Stabilität und Präzision liefern. Nässe ist nicht ihr Element: Hier werden beiden Modellen die steife Karkasse und das vergleichsweise harte Gummi zum Verhängnis. Dafür punkten sie mit guter Haltbarkeit und gleichmäßigem Verschleiß. Ideal für alle, die haltbare Reifen für trockene Strecken suchen.

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