Reifen sind das Verschleißteil schlechthin – und damit ein erheblicher Kostenfaktor beim Biken. Da kann das teuerste Modell mit weicher Gummimischung und potenter Karkasse schon mal 60 Euro kosten. Macht 120 Euro pro Satz. Sparpotenzial bieten Ausführungen mit günstigen Gummimischungen, die fast jeder Hersteller von seinen Erfolgsmodellen anbietet.
Für unser Duell haben wir exemplarisch den Schwalbe Hans Dampf ausgewählt. Einsatzbereich: ein bisschen All Mountain, viel Enduro. Einmal in der Performance-Variante für 32,90 Euro pro Reifen und einmal in der Trailstar-Version für 57,90 Euro. Für unseren Blindtest haben wir die Reifenmodelle mit Lackfarbe unkenntlich gemacht. Das Szenario: zwei Fahrer, zwei identische Bikes (Giant Reign), gleicher Druck, gleiche Trails. Da sich nur die teure Trailstar-Mischung tubeless fahren lässt, zogen wir in beide Reifen Schläuche und befüllten sie in trockenen Verhältnissen mit 1,7 bar vorne und 1,8 bar hinten und in feuchtem Terrain mit 1,55 bar vorne und 1,65 bar hinten. Würden wir trotz Maskierung merken, welcher der teure Reifen ist?
Als Abfahrt wählten wir den Tschilli-Trail in Latsch. Er bietet alles, was es für einen Reifentest braucht: zornige Steinfelder, Wurzeln und massig Kurven-Kombis. Nach der ersten Passage (steinig, grob) machen wir Halt und tauschen die Bikes. Noch haben wir Tester nur eine Ahnung, welchen Reifen wir gerade fahren. Dann folgt die zweite Passage (technisch, kurvig, staubig). Danach tauschen wir erneut. Beim nächsten Stopp muss jeder Tester Farbe bekennen: Wie war die Performance der Reifen in den unterschiedlichen Fahrsituationen, und um welches Modell handelt es sich? Nachdem wir den Sprühlack von der Reifenbeschriftung kratzen, zeigt sich: Wir lagen beide richtig. Der teurere Trailstar liefert mehr Grip in Kurven und auf Steinfeldern, während die günstige Performance-Mischung sich besonders auf hartem Untergrund schlechter mit dem Boden verzahnt – wenngleich der Unterschied nicht groß ausfällt. Auffälliger ist die spürbar schlechtere Dämpfung des Performance-Pneus. Gleichwohl: Auch das günstigere Modell hinterließ auf uns einen guten Eindruck.
Für den Test auf feuchtem Untergrund fuhren wir auf den Isar-Trails (meist Waldboden) bei München. Wieder hat unser Mechaniker die Reifenaufschrift mit Lackspray verdeckt. Auf dem rutschigen, aber eher zahmen Trail fällt das Urteil sehr deutlich aus: Beim Kurven-Grip auf feuchtem Untergrund unterscheiden sich die beiden Modelle ganz erheblich. Die Enthüllung des Labels bringt die Gewissheit: Der günstige Performance liefert merklich weniger Grip und rutscht selbst in geringer Kurvenlage auf dem feuchten Waldboden weg.
Auch das Labor zeigt die Unterschiede. Das härtere Performance-Modell rollt deutlich besser (27,2 Watt bei 1,8 bar) als die klebrige Trailstar-Mischung. Hätten wir Race-Reifen getestet, würde dieser Umstand in der Gesamtbewertung eine stärkere Gewichtung bekommen. Bei der Pannensicherheit dagegen überzeugt die teure Trailstar-Mischung. Trotz identischem EPI-Wert (Gewebefäden pro Zoll) gewinnt sie bei Durchschlag und Durchstich. Unser Testsieger heißt somit: Hans Dampf Evo Trailstar.
Evo Trailstar (unten) vs. Performance-Line: In der teureren Trailstar-Mischung ist der Faltkern stabiler, um den Reifen im Tubeless-Einsatz dicht zu machen. Die Karkasse ist zudem hochwertiger, und der Reifen besitzt einen besseren Seitenwandschutz. Der günstige Reifen rollt jedoch aufgrund der härteren Gummimischung besser. Zudem: Unsere Praxiserfahrungen zeigen, dass weichere Gummimischungen schneller verschleißen.
Preis / Gewicht 32,90 Euro / 754 Gramm
Rollwiderstand 27,2 Watt
Durchschlag 51 cm (Höhe)
Durchstich 121,1 N (F-max)
Details EPI: 67, Dual Compound, 27,5 x 2,35 Zoll
Preis / Gewicht 57,90 Euro / 818 Gramm
Rollwiderstand 39,9 Watt
Durchschlag 61 cm (Höhe)
Durchstich 140,8 N (F-max)
Details EPI: 67, Trailstar Compound, 27,5 x 2,35 Zoll