Egal ob am E-MTB, Gravel, SUV oder sogar am klassischen Trekkingrad: Breite Reifen sind hip. Zurecht! Denn natürlich kann man breitere Reifen mit etwas weniger Luftdruck fahren. Mehr Komfort und mehr Fahrsicherheit sind die Folgen. Und: Breitere Reifen rollen tendenziell sogar besser.
Was viele nicht wissen: Breite Reifen rollen sogar besser!
Um genau das nochmal zu überprüfen, haben wir für diesen Test Schwalbes Gravel-Klassiker G-One Allround in zwei Breiten bestellt. Einmal als moderate Variante mit 45 Millimetern / 1,7 Zoll (>> hier erhältlich) und einmal als breiten 57 Millimeter / 2,25 Zoll SUV-Reifen (>> hier erhältlich). Beide Reifen verfügen über einen identischen Aufbau, beide wurden tubeless getestet.
Neben den klassischen Messungen zu Schnittfestigkeit und Durchschlagschutz haben wir im Labor auch eine Messreihe mit verschiedenen Luftdrücken zum Rollwiderstand durchgeführt. Das Ergebnis (s. unten) fällt deutlich aus. Bei nur 2 Bar rollt der breite 57er-Reifen immer noch besser als der 45er-Reifen bei 4 Bar! An der Messreihe ebenfalls gut sichtbar: Ein höherer Luftdruck führt selbst im Labor nur zu Einsparungen von 10 bis 15 Prozent beim Rollwiderstand.
| Luftdruck | 4 Bar | 3 Bar | 2,5 Bar | 2 Bar |
| G-One Allround 45 mm | 11,4 Watt | 12,3 Watt | 13,1 Watt | 13,5 Watt |
| G-One Allround 57 mm | 9,1 Watt | 9,2 Watt | 9,6 Watt | 10,3 Watt |
Für die Praxis heißt das: Lieber den Reifen etwas breiter wählen und etwas weicher fahren. Denn in der echten Welt auf oft unebener Strecke schlägt das Pendel noch stärker zugunsten breiterer Pneus aus. Kleine Hindernisse werden vom Reifen geschluckt, statt das Rad zu bremsen. Dadurch fällt der Unterschied im Rollen in der Praxis noch größer aus als im Labor. Vom Komfort- und Traktionsplus ganz zu schweigen. Durch die unruhige Fahrt fühlen sich schmale Reifen zwar oft schneller an, die Daten sprechen aber eine klare Sprache zugunsten breiterer Pneus.
Nachteile der breiteren Reifen: Sie sind etwas schwerer und weniger aerodynamisch. Für Rennradler ist das in Kombination mit dem schlechteren Beschleunigungsverhalten breiter Reifen das schlagende Argument. Für Tourenfahrer, die oft gleichmäßig mit moderatem Tempo unterwegs sind, sind beide Faktoren vernachlässigbar. Übrigens: Trotz der schlechteren Aerodynamik und Beschleunigung haben sich auch bei den Profis breitere Reifen durchgesetzt. Waren lange in der Tour de France 23 Millimeter das Maß der Dinge, fahren auch die meisten Profis heute 28 Millimeter und mehr. Im MTB-Weltcup setzen fast alle Rennfahrer mittlerweile auf breite 2,4 Zoll (62 Millimeter) Reifen, statt früher üblicher 2 oder 2,25 Zoll.
Der Labortest und auch unsere praktische Erfahrung zeigt: Breite Reifen zahlen sich aus. Nicht nur bei Komfort und Fahrsicherheit, sondern sogar beim Rollwiderstand. Das gilt für fast alle Touren-, Gravel- und Mountainbiker. Die Reifenfreiheit im Rahmen setzt hier meistens das Limit. Nur wer sehr sportlich schnell fährt und regelmäßig hart antreten muss, ist mit schmalen und leichten Pneus wirklich besser bedient. - Adrian Kaether, Redakteur Test & Technik
Bei identischem Luftdruck fällt die Aufstandsfläche von Reifen immer gleich groß aus, ganz unabhängig von der Reifenbreite. Bei breiten Reifen ist die Aufstandsfläche bei identischem Luftdruck aber breiter und kürzer, bei schmalen Reifen länger und schmaler. Der schmale Reifen wird beim Rollen also auf einer längeren Strecke eingedrückt. Er walkt also stärker. Das sorgt im direkten Vergleich für den erhöhten Rollwiderstand schmalerer Reifen.