Florentin Vesenbeckh
· 23.07.2024
Seit über zwei Jahrzehnten ist der High Roller von Maxxis ein fester Begriff im Gravity-Sport. Doch in den letzten Jahren ist er fast vollständig von der Bildfläche verschwunden. An Serien-Mountainbikes war er zuletzt fast gar nicht mehr zu finden und auch im Rennzirkus wurde er nicht mehr eingesetzt. Nicht verwunderlich, denn die zweite Generation wurde bereits 2011 eingeführt und hat somit schon einige Jahre auf dem Buckel. Jetzt steht Generation drei in den Startlöchern: Der Maxxis Highroller III.
Veränderte Anforderungen und zunehmende Geschwindigkeiten im modernen Downhillsport und das Feedback und die Wünsche unserer Top Weltcup Teams haben Anfang 2023 den Grundstein für unser neuestes Projekt gelegt. Ziel war es, einen Reifen zu kreieren, der auf tiefen und losen Böden beste Brems-, Quer- und Kurventraktion bietet und zugleich den extremen Kurvenkräften auf hartem Untergrund standhält. Nach gut einem Jahr Entwicklungszeit ist es vollbracht und pünktlich zum Crankworx Whistler wird der High Roller III vorgestellt.
Der High Roller III positioniert sich im Maxxis-Portfolio zwischen den bekannten Enduro- und Downhillreifen Assegai (Allround) und Shorty (nasse, tiefe Böden). Dafür setzt Maxxis auf ein hybrides Stollendesign. Der neue Reifen soll einen breiten Einsatzbereich von weichen bis harten Böden abdecken und sich präzise steuern lassen und die Linie exakt halten. Besonders auf zerfahrenen Strecken soll er seine Stärken ausspielen.
Das Profil setzt auf zwei Markante Eigenschaften: Die Mittelstollen sind sehr offen angeordnet. So sollen sie tief in nasse oder weiche Böden eindringen und für eine gute Selbstreinigung sorgen. Die Seitenstollen sind groß dimensioniert und auf extreme Schräglagen ausgelegt. Sie sollen auch auf harten Untergründen nicht nachgeben und so für eine Vielseitige Performance des Reifens und maximalen Halt in der Kurve sorgen. Besonderheit: Den Reifen wird es nur in der besonders weichen 3C MaxxGrip-Gummimischung geben. Die soll vor allem auf härteren Böden eine gute Kurvenkontrolle liefern. Für den Allround-Einsatz fernab des Renngeschehens heißt das: Der Reifen könnte vor allem fürs Vorderrad eine spannende Option werden.
Schon vor der Markteinführung waren diverse Rennteams im Downhill- und Enduro-Worldcup mit dem neuen Maxxis Highroller III unterwegs. Und der Reifen hat auch schon mehrere Siege eingefahren. Jackson Goldstone gewann schon 2023 auf dem Highroller III, Ronan Dunne, Marine Cabirou und Richie Rude folgten im Jahr 2024. Ein Traum für das Storytelling der Maxxis-Marketingabteilung. Auch wenn wir uns recht sicher sind, dass die schnellen Damen und Herren auch mit einem anderen Reifen aus dem Maxxis-Portfolio ordentlich performt hätten.
In Anbetracht der Vielfalt am Reifenmarkt fällt das Lineup des Highroller III fast schon überschaubar auf. Eine Breite (2,4’’ WT) und die zwei Laufradgrößen 27,5 und 29 Zoll. Dazu drei Karkassenvarianten von Exo+ über Doubledown bis hin zu DH. Je nach Variante sollen die Reifen ab Q3 oder Q4 2024 im Handel verfügbar sein. Erste Reifen könnten also schon bald beim Bikeshop um die Ecke über den Tresen wandern. 79,90 bzw. 84,90 Euro werden dafür fällig.
Neben der Performance im Gelände hat sich Maxxis auch über das Thema Nachhaltigkeit Gedanken gemacht und eine neue Verpackung für die Reifen entwickelt. Bisher kamen Maxxis-Pneus mit einer Kunststoff-Flappe zur Aufhängung im Shop und die Reifen waren zusätzlich mit Kabelbindern fixiert. Die Verpackung des High Roller III besteht vollständig aus recyclebaren Materialien. Der Aufhänger ist künftig aus Pappkarton, der zu 75 % aus recyceltem Papier besteht. Die bisher genutzten Kabelbinder wurden durch recycelbare Kunststoffbänder ersetzt.
Bisher kennen wir den Highroller III nur von Fotos und von Profi-Bikes. Doch schon jetzt ist klar: Neben Dissector, Minion DHR II, Minion DHF, Assegai und Shorty ist der Highroller III der sechste Reifen, der im abfahrtsorientierten Segment wildert. Auswahl satt, die im Zweifel auch mal verwirren kann. Wir sind gespannt wie die Bike-Hersteller auf den Neuling reagieren und ob der Highroller III den Sprung von den Rennpisten an Komplettbikes der Enduro- oder sogar All-Mountain-Kategorie schaffen wird. – EMTB-Testleiter Florentin Vesenbeckh