Adrian Kaether
· 14.12.2025
Um einen Wulstkern aus Stahl, Aramid oder Kevlar wird die Karkasse geschlagen. Die Karkasse besteht aus Textilfäden. Wie fein sie gewebt sind, kann man an der TPI-Zahl (engl. für
threads per inch) ablesen. Grob gewebte Karkassen sind schwer, aber stabil. Leichte und teure Rennreifen können auch fein gewebte Karkassen bis 120 TPI haben. 60 TPI gelten als guter Kompromiss.
Die Karkasse wird je nach Pannenschutz unter der Lauffläche mehrfach überschlagen. Zusätzlich kann noch eine Pannenschutzeinlage eingebracht werden. Obenauf sitzt das Profil. Geschlossene Profile rollen schneller und leiser, offene Profile greifen besser in weiche Böden. Fast noch entscheidender ist die Gummimischung. Weicher Gummi bietet mehr Traktion, rollt aber schlechter und verschleißt schneller. Teure Reifen haben oft auch bessere Gummimischungen, die einen idealen Kompromiss aus Grip und Rollwiderstand realisieren können.
Klassische Tourenreifen punkten mit Haltbarkeit, Pannenschutz und nicht zuletzt dem Preis. Gravel-Reifen sind oft teurer und verschleißen meist etwas schneller. Durch die erhöhte Traktion im Gelände sind sie dafür vielseitiger. Und: Sie rollen oft schneller, gerade wenn man bereit ist, den zusätzlichen Arbeitsaufwand von Tubeless in Kauf zu nehmen. Diese Option bieten die meisten Tourenreifen nicht. Um ihr volles Potenzial auszuschöpfen, haben wir Gravel-Reifen für unseren Reifen Vergleichsttest daher tubeless getestet. Bei rund 15 Watt Rollwiderstand liegt der Unterschied zwischen einem klassischen Butyl-Schlauch und Tubeless bei 2 bis 3 Watt.
Umweltbelastung in der Reifenproduktion war lange ein echtes Thema. Gerade Schwalbe und mittlerweile auch Continental bemühen sich aber, diese Probleme in den Griff zu bekommen. Beide Hersteller setzen teils auf umweltfreundlicheren Naturkautschuk aus fairem Anbau. Schwalbe recycelt schon seit langem Schläuche und hat mittlerweile sogar ein Reifen-Recycling gestartet, bei dem der Ruß aus alten Reifen zurückgewonnen wird und für neue Reifen genutzt werden kann. Lange war damit ein Qualitätsverlust verbunden. Der Green Marathon (hier im Test) zeigt aber, dass es auch anders geht. Toller Reifen, noch dazu mit fairem Preisschild. Unser heimlicher Favorit!
Fakt ist: Die Frage nach Tubeless müssen sich viele Tourenfahrer gar nicht stellen. Die überwiegende Mehrheit der Reifen in diesem Test ist nicht dafür ausgelegt, mit Dichtmilch gefahren zu werden. Die Vorteile von Tubeless wären: messbar weniger Rollwiderstand und ein besserer Durchschlagschutz. Dafür muss man etwa einmal pro Halbjahr Dichtmilch nachfüllen und bei groben Schnitten wie etwa Scherben muss doch ein Schlauch her. Sauerei vorprogrammiert! Für Performance-Fans macht's trotzdem Sinn, wer es unkompliziert bevorzugt, sollte weiter auf Schlauch setzen. Übrigens sind moderne TPU-Schläuche (hier im Test) zwar teuer, aber eine gute Alternative zu tubeless. Sie sparen Gewicht ein und rollen leichter. Nahezu ohne Kompromisse bei Handling und Haltbarkeit.