Stefan Frey
· 17.04.2016
Pedale bekommen es so richtig ab. Sie verbinden Bike und Biker und müssen jeden Tritt direkt in Vortrieb umwandeln. 14 Modelle aus drei Kategorien mussten im Test zeigen, was sie können.
Der Bund fürs Leben ist ein Geben und Nehmen. So die Idealvorstellung. In vielen Fällen aber gibt nur der Eine, und der Andere nimmt. Vielleicht mit ein Grund dafür, dass sich immer weniger Paare fest binden wollen. Könnten Pedale frei entscheiden, wäre es wohl ähnlich. Einseitiger kann eine Bindung nämlich kaum sein. Alle latschen auf ihnen herum. Immer mehr Biker, darunter auch Enduristen und Downhiller, setzen auf die feste Verbindung zum Fahrrad. Der Mythos vom runden Tritt ist zwar längst wissenschaftlich widerlegt. Man investiert beim Ziehen mehr Kraft, als man dadurch an Vortrieb gewinnt. Trotzdem: Die Kraftübertragung mit Klickpedalen ist noch immer effektiver als mit einem Plattformpedal und vor allem biomechanisch sinnvoll. Einmal korrekt eingestellt, steht der Fuß dauerhaft in der optimalen Position auf dem Pedal. Hindernisse lassen sich eingeklickt oft leichter überwinden, und in technischen Passagen läuft man kaum Gefahr, unabsichtlich vom Pedal zu rutschen. Und im Sprint? Da ledert das Klickpedal die Plattformversion eh ab, weil man auch in der Zugphase richtig beschleunigen kann.
Perfekte Kraftübertragung, sicherer Stand und eine biomechanisch optimale Position – Klickpedale haben viele Vorteile. Aber Achtung: Einsteiger sollten erst mal üben, bevor sie sich ins Gelände wagen.
Viele Gründe also, weshalb sich Biker binden sollten. Der Nachteil: Das Fahren mit Klickpedalen sollte man üben. Wer losrollt, ohne das seitliche Ausklicken verinnerlicht zu haben, landet meistens schnell auf der Schnauze. Und auch mit viel Übung wird man in brenzligen Situationen kaum so schnell einen Fuß auf den Boden kommen wie mit einem Plattformpedal. In den vergangenen Wochen haben wir insgesamt 14 Modelle in drei Kategorien getestet. Sechs preiswerte Pedale für maximal 80 Euro. Vier leichte Pedale für Racer und Leichtbau-Freaks. Und weitere vier Modelle, auf denen man dank größerem Käfig in technischen Passagen oder auch mit weniger steifen Sohlen sicher steht.
Diese Klickpedale finden Sie in unserem Test:
Pedale bis 80 Euro:
• BBB ForceMount
• Crankbrothers Candy 1
• Look S-Track
• Mavic Crossride SL
• Shimano PD-M540 (BIKE-Tipp: Preis/Leistung)
• Time XC2
Race-Pedale:
• BBB ForceMount TI (BIKE-Tipp: Race)
• Crankbrothers Eggbeater 11 gold
• Shimano XTR PD-M9000
• XPedo M-Force 8
Enduro-Pedale:
• HT Components X1
• Mavic Crossmax XL
• Shimano XT PD-M785 (BIKE-Tipp: Testsieger)
• Xpedo Baldwin (BIKE-Tipp: Enduro)
In jeder der drei Kategorien findet sich ein Modell von Shimano. Laut unserer Leserumfrage treten mehr als 50 Prozent der Biker in ein Pedal des japanischen Komponentenriesens. Das ist nicht ganz unverständlich. Der SPD-Mechanismus wird bereits seit 25 Jahren verbaut – nahezu unverändert. Auch die Lagertechnik hat sich bewährt und ist quasi unverwüstlich. Der Preis dafür ist ein etwas höheres Gewicht. Die Auslösehärte lässt sich ganz einfach per Inbus verstellen. Somit eignen sich die Pedale für Neulinge bis zum Könner. Den Einstieg ins Pedal findet man stets problemlos, der Ausstieg ist klar definiert. Gutes findet natürlich immer seine Nachahmer. So sind auch die Modelle von BBB und Xpedo mit dem SPD-System kompatibel. Sie funktionieren ähnlich gut, allerdings nicht ganz so geschmeidig und richtig gut auch nur mit den vom Hersteller mitgelieferten Schuhplatten.
Ähnlich, aber nicht SPD-kompatibel, ist der Mechanismus von HT. Allerdings bietet er zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten. Die Auslösehärte lässt sich einstellen, der Abstand vom Schuh zum Pedal über Distanzplättchen anpassen und der Ausstiegswinkel über unterschiedliche Cleats variieren. Crankbrothers, Look sowie Time und die baugleichen Mavic setzen jeweils auf eigene Federdrahtsysteme. Die Auslösehärte lässt sich hier nicht verstellen, und auch der Ein- und Ausstieg ist nicht so definiert wie bei BBB, Shimano und Xpedo. Dafür lässt sich bei Crankbrothers, Mavic und Time der Ausstiegswinkel verändern. Die Cleats sind asymmetrisch geformt und bieten, je nachdem, auf welcher Seite sie montiert werden, zwischen 15 und 20 (Crankbrothers) beziehungsweise 13 und 17 Grad Ausstiegswinkel (Mavic und Time). Auch bei Crankbrothers und Look lässt sich der Abstand der Schuhsohle zum Pedal über Distanzplättchen ausgleichen und somit auch die Härte des Ein- und Ausstiegs minimal anpassen. Und sollten Sie wirklich mal etwas Abstand zu Ihrem Pedal brauchen, lässt sich die Bindung jederzeit mit einer kleinen Fußdrehung auflösen.
BIKE-Testredakteur Stefan Frey: "Es gibt nur wenige Gründe, nicht Shimano zu fahren. Das SPD-System hat sich über 25 Jahre bewährt und feiert quasi Silberhochzeit. Die Bauweise führt den Schuh zuverlässig ins Pedal. Der klar definierte Ein- und Ausstieg und der breite Verstellbereich machen es vor allem Einsteigern leicht, sich an das Klicksystem zu gewöhnen. BBB und Xpedo setzen auf einen SPD-kompatiblen Mechanismus. Der steht den Japanern funktionell kaum nach. Punkte sammeln die beiden Hersteller beim deutlich geringeren Gewicht, in allen Kategorien. Wenn es wirklich leicht sein soll, führt kein Weg an den "Schneebesen" von Crankbrothers vorbei. Die geringe Aufstandsfläche kompensieren Racer mit entsprechend steifen Carbon-Sohlen oder greifen zum immer noch leichten und sehr preiswerten Candy. Wer etwas mehr Bewegungsfreiheit am Fuß benötigt, für den sind auch die Modelle von Time und Mavic eine Option. Bei den Plattformpedalen bieten Mavic und Xpedo den besten Kompromiss aus Gewicht und Standsicherheit. Das X1 von HT Components ist aber nicht zu schlagen, wenn Einstellmöglichkeiten und die Größe der Standfläche zählen."
BESONDERHEITEN DER PEDALE
Verstellbare Auslösehärte, verschiedene Auslösewinkel oder eine verbesserte Aufstandsfläche – die meisten Systeme lassen sich standardmäßig, oder anhand von Zubehör, auf die ganz persönlichen Vorlieben abstimmen.
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