Flex-Serie - Komfort fürs MTBDer OneUp Carbonlenker für mehr Komfort im Test

Jan Timmermann

 · 20.01.2024

Mit seiner 35-Millimeter-Klemmung macht der OneUp Carbonlenker optisch einiges her. Ob auch die Funktion überzeugen kann, soll der BIKE-Test klären.
Foto: Jan Timmermann
In unserer Flex-Serie testen wir Komfort-Lösungen fürs MTB auf Herz und Nieren. Heute: OneUp Components und ihr Carbonlenker gegen müde Hände und Armpump. Der soll nämlich die Flex-Vorteile von 31,8er-Lenkern mit der überlegen steifen Konstruktion der 35-Millimeter-Modelle vereinen. Wir haben den Ansatz auf die Probe gestellt.

Die MTB-Welt unterliegt einem ständigen Wandel. Wer glaubt, das Rad sei zu Ende gedacht, der wird durch den niemals endenden Innovationsdrang der Mountainbike-Industrie schnell eines Besseren belehrt. Der Sport sah die Entwicklung von 26 über 27,5 zu 29-Zoll-Laufrädern, von kippeligen Rahmen-Geometrien zu laufruhigen Abfahrtsmaschinen und von Lenkern mit dünnen 25,4 Millimetern Durchmesser über 31,8 Millimeter bis hin zu 35 Millimeter Klemmdurchmesser.

Zumindest der letzte Punkt darf aber zur Diskussion gestellt werden. Auf der Suche nach der optimalen Cockpit-Steifigkeit ist die 35-Millimeter-Konstruktion vieler Hersteller nicht der Weisheit letzter Schluss - jedenfalls, wenn diese zu Lasten des Komforts geht. Zu wenig Flex im System hat nämlich nicht selten schmerzende Handgelenke und müde Arme zur Folge. OneUp will es mit ihrem Ansatz eines Carbonlenkers geschafft haben, die Vorteile von Lenkern mit 31,8 und 35 Millimetern Klemmung zu vereinen. Wir haben getestet, ob der Ansatz wirklich aufgeht.

Mit 189,99 Euro ist der OneUP-Carbonlenker kein Schnäppchen. Ein guter Lenker aus leichtem Kohlenstoff kann sein Geld aber wert sein.Foto: Jan TimmermannMit 189,99 Euro ist der OneUP-Carbonlenker kein Schnäppchen. Ein guter Lenker aus leichtem Kohlenstoff kann sein Geld aber wert sein.

Welchen Lenker nehmen, 31,8 oder 35 Millimeter? OneUp will die Lösung gefunden haben: Beide!

Warum werden MTB-Lenker immer dicker? Physikalisch gesehen flext ein Rohr mit größerem Durchmesser bei gleicher Wandstärke weniger als eines mit kleinerem Durchmesser. Demnach fährt sich ein baugleicher Lenker mit 35 Millimeter Klemmung steifer als ein 31,8er. Steifigkeit ist am Cockpit zugunsten der Lenkprezision durchaus wünschenswert. Allerdings kann das System aus modernen Laufrädern, Gabeln, Rahmen und Vorbauten inzwischen eine sehr hohe Steifigkeit erreichen.

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Wie bei allem, es kommt eben auf die Dosis an. Bei zu viel Steifigkeit im System nämlich werden in Fahrt Vibrationen weniger gedämpft an den Fahrer weitergegeben. Es gibt also durchaus Argumente gegen steife 35-Millimeter-Lenker. Dass sich inzwischen die meisten Hersteller trotzdem für das dickere Maß entschieden haben, liegt an den konstruktiven Vorteilen eines großen Lenkerdurchmessers. Die höhere Stabilität eines 35-Millimeter-Rohrs ermöglicht es, dieses bei gleicher Steifigkeit mit weniger Material und damit leichter zu konstruieren. Hat OneUp wirklich einen Weg gefunden, um den Flex von 31,8er-Lenkern mit der Lenksteifigkeit und Leichtigkeit von 35er-Modellen zu vereinen?

Zu sehen ist die ovale Form des OneUp Carbonlenkers im Kröpfungs-Bereich nur leicht. Mit der Hand ist sie aber eindeutig zu ertasten.Foto: Jan TimmermannZu sehen ist die ovale Form des OneUp Carbonlenkers im Kröpfungs-Bereich nur leicht. Mit der Hand ist sie aber eindeutig zu ertasten.

Flex ist am Lenker nicht nur eine Frage des Klemmdurchmessers, sondern auch des Materials, der Wandstärke in verschiedenen Bereichen und der Verjüngung des Rohres. Um alle Parameter für eine optimale Konstruktion in Einklang zu bringen, wählt OneUp Components am Carbonlenker einen runden Klemmbereich mit 35 Millimetern Durchmesser, geht bei der Kröpfung jedoch in eine ovale, abgeflachte Form über, bevor er für die Klemmung von Schalthebel, Bremsen und Griffen wieder rund wird. Hier außen hat der Carbonlenker den üblichen Durchmesser von 22,2 Millimetern. Insgesamt verspricht OneUp durch diese Bauweise eine um 21 Prozent höhere vertikale Nachgiebigkeit als konventionelle 35-Millimeter-Lenker und 28 Prozent mehr Lenksteifigkeit im Vergleich zu Standard-Lenkern mit 31,8 Millimetern Klemmung.

Aufgebrachte Grafiken am Lenkerende des OneUp Carbonlenkers erleichtern die beidseitig gleiche Positionierung der Brems- und Schaltgriffe.Foto: Jan TimmermannAufgebrachte Grafiken am Lenkerende des OneUp Carbonlenkers erleichtern die beidseitig gleiche Positionierung der Brems- und Schaltgriffe.

Details zum OneUp Riser Carbonlenker

  • Preis: 189,99 Euro >> hier erhältlich
  • Gewicht: 238 g (ungekürzt, BIKE-Messung)
  • Material: Carbon
  • Klemmdurchmesser: 35 mm
  • Breite: 800 mm
  • Kürzbar: ja, bis 740 mm
  • Rise: 20 mm / 35 mm (getestet)
  • Geometrie: 8 ° Backsweep / 5 ° Upsweep
  • Verfügbare Decal-Kits: Rot / Grün / Blau / Orange / Lila / Weiß
  • Besonderheiten: ovales Profil für optimierten Flex

Freigegeben ist der 189,99 Euro teure OneUp Carbonlenker für den Enduro-Einsatz und bis 120 Kilo Fahrergewicht. Der 800 Millimeter breite und bis auf 740 Millimeter kürzbare Lenker kommt wahlweise mit einem Rise von 20 oder 35 Millimetern. Ein Backsweep von acht Grad und ein Upsweep von fünf Grad sollen Hände und Arme in eine ergonomische Position bringen.

Mit einem Decal-Kit kann der 225 Gramm leichte Carbonlenker in sechs Farben individualisiert werden. Erhältlich ist der OneUp auch in einer E-Variante mit Stealth-Führung für Kabel. Im Profi-Rennsport scheint das Flex-Konzept des OneUp Lenkers aufzugehen, wie mehrere EWS-Siege beweisen. Wir wollten herausfinden, ob der Carbonlenkler auch für den Alltagseinsatz taugt.

Die dezente schwarze Optik des OneUp Carbonlenkers ließe sich mithilfe von Stickern individualisieren.Foto: Jan TimmermannDie dezente schwarze Optik des OneUp Carbonlenkers ließe sich mithilfe von Stickern individualisieren.

Der OneUp Riser Carbonlenker im Test

Theoretisch erlaubt der größere Durchmesser von 35er-Lenkern ein leichteres Gewicht bei gleicher Stabilität. In der Praxis verpassen es viele Hersteller aber, den Konstruktions-Vorteil auch wirklich umzusetzen. Tatsächlich wiegen die meisten 35-Millimeter-Lenker geringfügig mehr als ihre 31,8er-Pendants. Bei OneUp Components erübrigt sich der Vergleich, denn ihr Carbonlenker wird nur mit 35-mm-Klemmung angeboten.

Für 800 Millimeter Breite ist sein Gewicht respektabel und in Schlagweite mit der Kohlenstoff-Konkurrenz im selben Preissegment. Die Verarbeitungsqualität passt, die dezente Optik weiß zu gefallen. Dass der OneUp Lenker an der Kröpfung ein ovales Profil hat, ist auf den ersten Blick gar nicht so einfach zu erkennen, lässt sich aber eindeutig ertasten. Aufgebrachte Grafiken erleichtern die Ausrichtung des Lenkers und der Hebel.

Die Geometrie des 800 Millimeter breiten OneUp Carbonlenkers bringt die Hände in eine angenehme Griffposition.Foto: Jan TimmermannDie Geometrie des 800 Millimeter breiten OneUp Carbonlenkers bringt die Hände in eine angenehme Griffposition.

Wie bei fast allen Flex-Produkten fürs Cockpit, die wir zusammen mit dem OneUp Carbonlenker testen konnten, ist der Komfort-Vorteil nicht ab dem ersten Meter auszumachen. Es braucht schon eine gewisse Anzahl an Abfahrten über Rumpel-Trails und das Hin-und-Her-Tauschen mit anderen Lenkern, um den Flex-Charakter des OneUps zu ergründen.

Fest steht: Der OneUp Carbonlenker ist in jedem Fall ein komfortabler Lenker mit angenehmem Flex. Gegenüber 35er-Alu-Lenkern oder auch besonders steifen 35er-Carbon-Lenkern fährt sich der OneUp merklich komfortabler. In Sachen Flex scheint die ovale Steuerzentrale tatsächlich auf Augenhöhe mit 31,8er-Lenkern. Auch in Sachen Handling leistet sich der Carbonlenker keine Schwächen. Seine gute Lenksteifigkeit lässt jederzeit eine präzise Linienwahl zu. Hat OneUp also wirklich das beste aus beiden Welten vereint?

So einfach lässt sich diese Aussage leider nicht bestätigen. Beim häufigen Wechseln zwischen verschiedenen Lenkern waren die feststellbaren Unterschiede teilweise nur minimal. Ja, der OneUp ist ein top Carbonlenker mit 35 Millimeter Klemmung. Im Kampf gegen Armpump und müde Hände gibt es aber auch andere Kombinationen, die es schaffen, eine hohe Lenkpräzision mit gutem Komfort zu vereinen. So war das Fahrgefühl des OneUp Lenkers beispielsweise sehr ähnlich zu dem mit einem 31,8er-Carbonlenker und einem besonders steifen, breit klemmenden Vorbau.

Je nachdem, von welchem Setting Biker also kommen, bringt der Wechsel auf den OneUp Components Carbonlenker nicht zwingend einen Vorteil. Von der Dämpfung einmal abgesehen ließ sich ein Steifigkeitsvorteil im Labor übrigens nicht feststellen. Isoliert liegt die Steifigkeit des Carbonlenkers bei 32,63 N/mm - ein Wert, der mit einem durchschnittlichen Alu-Lenker im 35 Millimeter Standard vergleichbar ist.

Der One Up Carbonlenker kann im BIKE-Test mit guten Fahreigenschaften überzeugen. Ob sich ein Wechsel wirklich lohnt, muss jedoch jeder selbst entscheiden.Foto: Jan TimmermannDer One Up Carbonlenker kann im BIKE-Test mit guten Fahreigenschaften überzeugen. Ob sich ein Wechsel wirklich lohnt, muss jedoch jeder selbst entscheiden.

Fazit zum OneUp Riser Carbonlenker

Ob 31,8er- oder 35er-Lenker komfortabler sind, lässt sich nicht pauschal sagen. Jedenfalls besitzt der OneUp Carbonlenker* ein großes Klemm-Maß und einen angenehmen Flex. Eine frühzeitige Ermüdung der Arme konnten wir nicht feststellen. Gleichzeitig ist die Lenksteifigkeit auf einem hohen Niveau. Diese Fahreigenschaften ließen sich auch mit anderen Vorbau-Lenkerkombinationen erreichen. Insgesamt hat OneUp aber einen schlichtweg sehr guten Carbonlenker im Programm. Wer bereits auf 35 Millimetern unterwegs ist, wird vom OneUp Lenker nicht enttäuscht werden. - Jan Timmermann, BIKE-Testredakteur

Pro

  • angenehme Dämpfung
  • gute Lenkpräzision
  • trifft einen Sweetspot aus Fahreigenschaften und Gewicht

Contra

  • Wer bereits ein gutes 31,8er- oder 35er-Cockpit fährt, hat erst mal keinen Grund, auf den OneUp-Lenker zu wechseln.
BIKE-Testredakteur Jan TimmermannFoto: Georg GrieshaberBIKE-Testredakteur Jan Timmermann

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