Flex-Serie - Komfort fürs MTBDer gefederte Vorbau Redshift Shockstop Pro im Test 2024

Jan Timmermann

 · 19.01.2024

Ein Vorbau mit Federung? Ja, das Gelenk ermöglicht eine Beweglichkeit von bis zu 20 Millimetern.
Foto: Jan Timmermann
In unserer Flex-Serie testen wir Komfort-Lösungen fürs MTB auf Herz und Nieren. Der gefederte Vorbau Redshift Shockstop Pro besitzt ein Gelenk, welches mithilfe eines Elastomer-Systems Vibrationen des Cockpits reduzieren soll. Simple Eingelenker und Elastomere verbinden Mountainbiker wohl eher mit der dunklen Zeit der MTB-Fahrwerke. Vielleicht waren Rahmen und Gabeln aber auch nur die falschen Stellen am Bike? Wir haben den Vorbau des Modelljahrs 2024 mit bis zu 20 Millimetern Federweg ausprobiert.

Nicht ohne Grund haben sich Federgabeln an Mountainbikes durchgesetzt. Selbst für Gravelbikes gibt es inzwischen eine Auswahl an entsprechenden Weichmachern. Eine Federung filtert Vibrationen und Unebenheiten aus dem Boden, sodass der Fahrer in ruppigem Geläuf weniger ermüdet. Doch auf langen Touren über ruppige Pisten reicht auch eine Federgabel manchmal nicht aus, um die Ermüdung des Körpers zu verhindern. Weniger beanspruchte Hände und Arme - egal ob mit Feder- oder Starrgabel - verspricht der gefederte Vorbau Redshift Shockstop Pro. Mittels eines Gelenks reagiert das Teil auf Schläge vom Untergrund und dämpft Vibrationen mit Hilfe eines Elastomer-Systems ab.

Kann eine Federung im Vorbau im Jahr 2024 wirklich einen Performance-Vorteil bringen oder werden am Ende die Traumata der federnden Steuerzentralen der 90er-Jahre reaktiviert? Optisch und funktionell waren Retro-Teile bisher meist, wie beispielsweise der Grivin Flexstem, leider Flops. Andererseits: Die Kunststoffe haben sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und auch in den neuesten Autokarosserien filtern Elastomerlager nach wie vor Fahrbahnunebenheiten oder Motorvibrationen aus dem System. Vielleicht funktioniert das ja inzwischen auch in Fahrrädern? Speziell in City-, Gravel- und ungefederten Mountainbikes könnten die bis zu 20 Millimeter Federweg mehr Komfort bringen. BIKE gab dem modernen Redshift Schockstop Pro Vorbau eine Chance und bat zu einem ausführlichen Test in Labor und Praxis.

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Auffällig unauffällig: Von außen ähnelt der Redshift Shockstop Pro konventionellen Vorbauten stark.Foto: Jan TimmermannAuffällig unauffällig: Von außen ähnelt der Redshift Shockstop Pro konventionellen Vorbauten stark.

Das soll der Redshift Shockstop Pro können

Der Redshift Shockstop Pro will mehr Komfort ans Cockpit von City-, Gravel- und Mountainbikes mit Starrgabel bringen. Der gefederte Vorbau soll mit Drop- und Flatbars gleichermaßen funktionieren. Allerdings reduzieren MTB-Lenker mit großem Backsweep die Wirkung. Erhältlich ist der Redshift nur mit 31,8er-Lenkerklemmung . Eine Reduzierung auf kleinere Durchmesser ist via Adapter möglich. Fünf verschiedene Längen zwischen 80 und 120 Millimeter stehen zur Auswahl. Für Mountainbiker dürfte die Version mit sechs Millimetern Rise deutlich interessanter sein, als die 30-Millimeter-Ausführung.

Das Besondere: Der Shockstop kann sowohl positiv, als auch negativ verwendet werden und empfiehlt sich so auch für sportliche Bikes. Erlaubt ist die Verwendung mit Starr- als auch Federgabeln gleichermaßen. Allerdings ist der Einsatz nur auf einfachen Trails freigegeben. In der 289,99 Euro teuren und 220 Gramm (80 mm, BIKE-Messung) schweren Pro-Version kommt der Vorbau mit Titanschrauben und einem dezent-schwarzen Finish. Wem der Preis zu hoch ist, der findet mit der Standard-Version eine immerhin 70 Euro günstigere aber auch 15 Prozent schwerere Alternative.

Zahlen, Daten & Preise 2024: Details zum Redshift Shockstop Vorbau

  • Preis: 289,99 Euro >> bei Amazon erhältlich
  • Gewicht: 220 g (bei 80 mm Länge, BIKE-Messung)
  • Federweg: 20 mm
  • Einstellbereich: <61 bis >98 kg via fünf Elastomer-Härten
  • Lenkerklemmung: 31,8 mm
  • Verfügbare Längen: 80 / 90 / 100 / 110 / 120 mm
  • Besonderheiten: gefederter Vorbau, Pro-Version mit Titan-Hardware, mit positivem und negativem Rise montierbar
Bis zu 20 Millimeter Hub kann der Vorbau Redshift Shockstop Pro an die Front ungefederter Bikes bringen.Foto: Jan TimmermannBis zu 20 Millimeter Hub kann der Vorbau Redshift Shockstop Pro an die Front ungefederter Bikes bringen.

Anders als der Vecnum Freequence Vorbau arbeitet das Redshift-Modell nicht mit einem mehrgelenkigen Parallelogramm, sondern mit einem einzigen wahlweise von einem oder zwei Elastomeren gedämpften Gelenk. Bis zu 20 Millimeter Federweg sollen mit dem System möglich sein. Via austauschbarer Elastomere im Innern des Vorbaus kann die Dämpfung an das eigene Körpergewicht und persönliche Vorlieben angepasst werden. Fünf verschiedene Härten sind im Lieferumfang enthalten.



Was uns aufgefallen ist: Während das Setup an Gravelbikes in Schritten von zehn Kilo Körpergewicht möglich ist, haben Flatbar-Fahrer deutlich weniger Optionen. Bei Verwendung mit einem Dropbar bestimmt die Kombination zweier Elastomere die vertikale Steifigkeit des Vorbaus. Bei Flatbars und Fahrern unter 98 Kilo Körpergewicht reicht ein einzelnes Elastomer aus. Das für den Austausch nötige Spezialwerkzeug liegt mit in der Verpackung.

Über verschiedene Elastomer-Härten kann die Federung des Redshift Shockstop Vorbaus ans Fahrergewicht angepasst werden. Zum Wechsel ist das mitgelieferte Spezialwerkzeug notwendig.Foto: Jan TimmermannÜber verschiedene Elastomer-Härten kann die Federung des Redshift Shockstop Vorbaus ans Fahrergewicht angepasst werden. Zum Wechsel ist das mitgelieferte Spezialwerkzeug notwendig.

Getestet: Redshift Shockstop Pro Vorbau 2024

Getestet haben wir den Redshift Shockstop Pro Vorbau an einem Hardtail mit Starrgabel und 740 Millimeter breitem Flatbar. In der von uns gewählten, kürzesten 80-Millimeter-Version passt der Vorbau auch zu ungefederten MTBs. Zunächst müssen die Elastomere an Lenkerform und Fahrergewicht angepasst werden. Dank der Anleitung gelingt das in wenigen Minuten. Mit der beiliegenden Abzieh-Hilfe lässt sich der Keil, welcher die Elastomere im Vorbau klemmt, leicht demontieren. Bei einem 82-Kilo-Fahrer fällt die Wahl auf ein einzelnes 60er-Elastomer. Die Montage am Bike klappt, wie bei einem konventionellen Vorbau, schnell und einfach.

Einmal verbaut stellt sich aber erst einmal Ernüchterung ein: Im Stand ist die Federungsbewegung kaum auszumachen. Auch auf den ersten Metern Schotterweg bleibt der Wow-Effekt aus. Im Zusammenspiel aus Reifen- und Lenkerflex scheint der Effekt des Shockstop vollkommen unterzugehen. Funktioniert das Teil überhaupt?

Die erste Erkenntnis des Tests lautet: Der Vorbau ist nur ein Glied in der Komfort-Kette. So lässt sich Komfort am Fahrrad zum Beispiel mit einer guten Reifen-Felgen-Kombination im Tubeless-Setup schon sehr effizient und preiswert beeinflussen. Auch der Wechsel zu besser gedämpften Griffen oder Lenkerband ist deutlich günstiger als ein gefederter Vorbau. Wenn aber an den anderen Stellen der Kette bereits der optimale Kompromiss aus Fahreigenschaften und Komfort gefunden ist, und trotzdem machen Produkte wie der Redshift Shockstop auch für Mountainbiker Sinn.

Lässt tief blicken: Im Innern des Redshift Shockstop Vorbaus verbirgt sich ein simples System mit eingekeilten Elastomeren.Foto: Jan TimmermannLässt tief blicken: Im Innern des Redshift Shockstop Vorbaus verbirgt sich ein simples System mit eingekeilten Elastomeren.

Der erste Ausflug auf einen flachen Wurzel-Trail bringt auch noch keine absolute Klarheit über die Vorteile des gefederten Vorbaus. Obwohl dieselbe Elastomer-Einstellung laut offizieller Gewichtstabelle von Redshift auch noch für 20 Kilo leichtere Fahrer empfohlen wird, ist die Federungswirkung nur minimal. Im ersten Eindruck fährt sich der Redshift Shockstop Pro wie ein gewöhnlicher Vorbau. Unsere Tests unter Laborbedingungen bestätigen das steife Ansprechverhalten des gefederten Vorbaus. In der empfohlenen Einstellung für einen 80 Kilo-Fahrer konnten wir lediglich eine Auslenkung von 5,51 Millimetern messen (Federkraft: 142,21 N/mm).

Der zurückhaltende Charakter des Redshift Shockstop Vorbaus hat auch positive Aspekte - nicht nur optisch! Trotz des Gelenks fühlt sich der Fahrer zu keiner Zeit vom Bike entkoppelt. Die Lenkpräzision ist auf einem guten, hohen Niveau. Auch unter starker Belastung im Wiegetritt bleibt der Redshift steif und sackt nicht weg. Bemängelten wir in einem ersten Test 2021 in Situationen, in denen das Vorderrad angehoben wird, noch einen harten Anschlag beim Ausfedern, war 2024 davon nichts mehr zu merken. Redshift hat nachgebessert und harte Durchschläge oder Bottom-Outs sind nicht zu befürchten.

Selbst bergab hat die straffe Federung Vorteile. Durch die Eingelenker-Konstruktion ändert sich die Cockpit-Geometrie, während der Vorbau durch seinen Federweg geht. Im schlimmsten Falle würde der Lenker nach unten abkippen und, wie bei den berüchtigten gefederten Vorbauten der 90er, ein Überschlags-Gefühl erzeugen. Da der Shockstop aber nur einem minimalen Bereich arbeitet, bleibt dieses Schreckensszenario zuverlässig aus. Auf den meisten Abfahrten, in die ein Starrgabel-Hardtail entführt wird, fällt die Geometrie-Veränderung überhaupt nicht auf. Erst in wirklich sehr steilem, ruppigen Gelände kann das bewegliche Cockpit das Sicherheitsempfinden leicht beeinflussen - der Effekt bleibt jedoch im Rahmen.

Ist der Redshift Shockstop Pro also nur ein schwerer Vorbau für viel Geld? Bei Weitem nicht! Wir drehten mehrere Vergleichsrunden mit klassisch-steifem und gefederten Vorbau. Fiel die Wirkung direkt nach dem Wechsel auf das gefederte Modell noch unscheinbar aus, zeigt sie sich nach gut 30 Minuten Fahrzeit durch abwechslungsreiches Gelände über Schotter und leichte Trails immer deutlicher. Tatsächlich ermüden Arme und Hände mit dem Shockstop langsamer als mit einem konventionellen Vorbau. Auch, wenn die Front bei der Fahrt durch Schlaglöcher und groben Schwemm-Schotter immer noch wild zuckt: Auf lange Sicht kommt weniger Gerüttel beim Fahrer an. Das Versprechen, dass der Shokstop laut Hersteller Schläge um bis zu 70 Prozent reduzieren soll, scheint zu hoch gegriffen. Je länger die Tour, desto deutlicher aber der Vorteil.

Gerade in schnellen Holper-Abfahrten ist der besänftigende Effekt zu spüren. Es ist, als nehme das System Wurzeln, Steinen und kleinen Stufen die erste harte Kante. Eine Federgabel kann und will der gefederte Vorbau aber nicht ersetzen. Es sind jedoch weniger die groben Schläge, als vielmehr die feinen Vibrationen, welche der Redshift aus dem Boden filtert. Im Stakkato einer Trailabfahrt nimmt der Fahrer vor allem akute Einschläge über das System von Starrgabel, Rahmen, Vorbau, Lenker und Griffe wahr. Über eine ganze MTB-Tour gesehen, sind es aber auch die vielen kleinen Vibrationen, welche den Körper mürbe machen können. Hier bietet der Redshift Shokstop ein kleines aber deutliches Plus an Komfort. In Summe hat ein ungefedertes Mountainbike auch mit dem gefedertem Vorbau kaum mehr wahrnehmbare Federungs-Reserven, Ermüdung stellt sich aber merklich später ein.

Im BIKE-Test konnte der Redshift Shockstop-Vorbau seine vibrationsdämpfende Wirkung unter Beweis stellen. Sein hoher Preis macht ihn jedoch zu einem kostspieligen Puzzlestück auf der Suche nach mehr Komfort.Foto: Jan TimmermannIm BIKE-Test konnte der Redshift Shockstop-Vorbau seine vibrationsdämpfende Wirkung unter Beweis stellen. Sein hoher Preis macht ihn jedoch zu einem kostspieligen Puzzlestück auf der Suche nach mehr Komfort.

Fazit zum Redshift Shockstop Pro Vorbau im Test (2024)

Wer bei ausschweifenden Touren mit tauben Händen und müden Armen zu kämpfen hat, sollte sich den Redshift Shockstop Pro genauer ansehen. Zwar vollbringt der gefederte Vorbau am Hardtail keine Wunder, kann aber ein wichtiges Puzzlestück auf der Suche nach mehr Komfort sein. Seine vibrationsdämpfende Wirkung zeigt das Teil vor allem auf der langen Distanz. Über kurze Runden ist ein Vorteil der hochpreisigen Minimal-Federung im Vorbau kaum spürbar. Dafür kann die Natürlichkeit bei Optik und Handling trotz Eingelenker-Konstruktion überzeugen. - Jan Timmermann, BIKE-Testredakteur

Pro

  • Optisch kaum Unterschied zu konventionellen Vorbauten
  • Montage positiv und negativ möglich
  • Auch in Kombination mit Federgabeln freigegeben
  • Vibrationsdämpfung auf langen Strecken

Contra

  • Federwirkung bei Verwendung mit Flatbar nur minimal
  • In Steilabfahrten kann leicht abkippende Front Unsicherheitsgefühle verstärken
Jan Timmermann, BIKE-Testredakteur.Foto: Georg GrieshaberJan Timmermann, BIKE-Testredakteur.

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