Adrian Kaether
· 31.08.2016
Die Ergonomie trägt entscheidend dazu bei, ob wir uns auf einem Bike wohlfühlen – oder nicht. Zwei neue Konzepte von SQlab und Magura für mehr Wohlfühlfaktor auf dem Bike in der Produktvorstellung.
Ein Bike muss passen wie ein Paar Lieblingssocken oder ein geschmeidiger Wanderschuh. Es muss ein Teil von uns werden. Am besten so sehr, das wir manchmal sogar vergessen, dass es überhaupt da ist. Denn nur so überstehen wir Stunden im Sattel, die übelsten Steigungen bergauf oder die heftigsten Trails bergab. Grund genug für viele Hersteller an den entscheidenden Kontaktstellen zwischen Bike und Mensch – Sattel, Griffe, Brems- und Schalthebel – immer wieder zu feilen, damit wir irgendwann endlich konstatieren können: "Passt wie angegossen!" Zwei Konzepte für bessere Ergonomie von SQlab und Magura.
Barends, die neue Innovation? Das klingt ziemlich anachronistisch, denn während in der Anfangszeit des Mountainbikens Barends sowohl ergonomisch wie auch Design-technisch der letzte Schrei waren, sind sie mittlerweile ziemlich aus der Mode gekommen. Beinahe nur noch an Bikes, die zehn Jahre oder mehr auf dem Buckel haben, finden sich die als "Hörnchen" bekannten Lenkerextensions. Warum? Mit der Entwicklung hin zu breiteren und stärker gekröpften Lenkern wurden Barends, die ursprünglich den Sinn hatten, die bei normalem Lenkergriff nach außen gedrehten Schultern zu entlasten, immer unergonomischer.
So sind jetzt die meisten Mountainbiker ohne Barends unterwegs. Eigentlich ein Versäumnis, finden die Jungs von SQlab. Denn der ergonomische Vorteil war durchaus gegeben. Ihre Lösung: Innerbarends. Klingt etwas seltsam, ergibt aber durchaus Sinn, denn statt die Hörnchen außen anzubringen, ist es bei den breiten Lenkern von heute eher sinnvoll die Barends innerhalb der Griffe anzubringen. So beträgt der Abstand zwischen den Barends wieder in etwa Schulterbreite, durch die andere Griffposition werden die Gelenke in den Armen entlastet.
Doch nicht nur ergonomisch sind die Innerbarends durchaus ein Schritt nach vorne. Durch die andere Armhaltung entsteht eine bessere Aerodynamik, die Bremsen liegen für den Fahrer auch von den Barends aus noch in Griffweite. Außerdem kann der Körper seine Kraft mit weniger Aufwand aufs Pedal bringen. Das hat SQlab mit mehreren Testfahrern, unter anderem Tibor Simai und dem CEP Racing Team in einer Studie auf der Rennbahn nachgewiesen. Auf zehn Runden bei konstanten 36 Kilometer pro Stunde betrug die Einsparung im Schnitt 14 Watt, das entspricht 5 Prozent der Gesamtleistung. Die Innerbarends von SQlab wiegen 108 Gramm pro Paar und kosten 39,95 Euro.
Spätestens seit der Vorstellung der MT7-Vierkolbenbremse war klar: Wer nach einer Bremse mit Power ohne Ende sucht, der ist bei Magura genau richtig. Doch während die objektive Leistung der Bremsen aus Bad Urach immer über jeden Zweifel erhaben war, hagelte es für die Ergonomie anfangs Kritik. Denn gerade für Fahrer mit kleinen Händen war der Verstellbereich der Hebel zu klein, die Hebel blieben immer zu weit vom Lenker entfernt. Auch ließ sich nur schlecht mit einem Finger bremsen, der Finger drohte häufig nach außen abzurutschen.
Der Verstellbereich wurde Anfang 2016 vergrößert und erlaubt es den Hebel nah an den Lenker zu justieren. Für letzteres Problem sind die neuen HC 1-Finger-Bremshebel die Lösung. Sie sind kürzer als die Standardmodelle und weisen am Ende des Hebels eine stärkere Krümmung auf. So soll der Bremsfinger nicht mehr von den Hebeln rutschen, sondern sich gut in der Krümmung wiederfinden.
Auch optisch sind die schwarz eloxierten Hebel sehr ansprechend geraten. Die Hebel sind mit allen Modellen ab Modelljahr 2015 kompatibel. Eher happig ist dagegen der Preis. Alleine die beiden Bremshebel kosten zum Nachrüsten 79,95 Euro. Ist man nicht selbst ein versierter Mechaniker muss außerdem der Fachhändler ran. Viel Geld für eine Umrüstung auf 1-Finger-Hebel, die gerade bei den Power-Stoppern von Magura eigentlich von Anfang an Pflicht gewesen wären.