Macht Systemintegration bei Kurbel und Lager Sinn?

Tim Folchert

 · 23.05.2022

Macht Systemintegration bei Kurbel und Lager Sinn?Foto: Max Fuchs
Macht Systemintegration bei Kurbel und Lager Sinn?

Pressfit-Innenlager mögen Vorteile haben, doch für Schrauber sind sie der Albtraum. Einige Hersteller rudern bereits zurück zum wartungsfreundlichen BSA-Lager.

Eingepresste Innenlager haben sich über die Jahre nahezu als Standard etabliert. Sie sitzen formschlüssig im Rahmen, bekommen kaum Schmutz ab und sind in der Regel leichter als herkömmlich geschraubte Lager. Doch ihre Nachteile sind nicht außer Acht zu lassen. Knarzgeräusche sind keine Seltenheit. Die Gründe dafür sind vielfältig. Toleranzen in der Fertigung und Materialausdehnungen des Metalls können bei Temperaturunterschieden nervige Geräusche verursachen – gerade in Verbindung mit den großen Resonanzkörpern voluminöser Carbon-Rahmen. Auch für Schrauber sind Pressfit-Lager eine Herausforderung. Nur mit Spezialwerkzeug und zum mit Teil roher Gewalt lassen sich die Lager aus dem Rahmen schlagen. Dabei werden sie häufig beschädigt und können anschließend nicht weiterverwendet werden. Auch das Einpressen der neuen Lager erfordert ein spezielles Werkzeug und viel Erfahrung.

  Pressfit-Lager liegen formschlüssig im Rahmen, sind im Service aber aufwändig und werden beim Ausschlagen häufig zerstört.Foto: Georg Grieshaber
Pressfit-Lager liegen formschlüssig im Rahmen, sind im Service aber aufwändig und werden beim Ausschlagen häufig zerstört.

Damit die Lager im Rahmen nicht verkanten, muss sehr genau gearbeitet werden. Unser Tipp: Es hilft, die beiden Lager nicht gleichzeitig, sondern nacheinander einzupressen. Lässt man die Wartung in einer Werkstatt erledigen, kostet das etwa 50 bis 70 Euro. Ob BSA- oder Pressfit-Lager ist dem Profi egal. Zeitlich bleibt der Aufwand derselbe, und das nötige Spezialwerkzeug ist in der Werkstatt bereits vorhanden.

Einige Hersteller haben unlängst erkannt, dass Pressfit-Lager keine gravierenden Vorteile gegenüber geschraubten Lagern haben und gehen nun wieder zurück zum alten BSA-Standard, zur Freude der Hobbyschrauber. Die können das Tretlager nun wieder mit wenig Aufwand selbst warten. Zum Aus- und Einbau benötigt man lediglich den entsprechenden Lagerschlüssel. Nach dem Ausschrauben lässt sich das Lager reinigen, fetten und anschließend wieder einsetzen. Ein Defekt ist dabei nahezu ausgeschlossen. Das schont den Geldbeutel und die Umwelt.

  Geschraubte Lager sind leichter zu warten und können nach einem Ausbau meist weiterverwendet werden.Foto: Adrian Vesenbeckh
Geschraubte Lager sind leichter zu warten und können nach einem Ausbau meist weiterverwendet werden.

Eine Hürde sind nach wie vor die zahlreichen Einbau­maße am Rahmen, die sich je nach Hersteller und Modell unterscheiden. Das erschwert die Suche nach dem passenden Lager für sein Bike. Für einen besseren Überblick hat Sram z. B. den DUB-Standard geschaffen. Alle Kurbeln verfügen über den gleichen Kurbelwellendurchmesser. So muss man lediglich das zum Rahmen passende DUB-Lager auswählen.

Shimano-Kurbeln dagegen sind nicht ohne Weiteres in jedem Rahmen montierbar. Teilweise muss das Innenlager über spezielle Adapter von Drittanbietern auf den Shimano-Standard angepasst werden. Beide Hersteller führen aber sowohl Pressfit- als auch BSA-Lager in ihrem Portfolio.

Die Kosten

Ob eingepresst oder geschraubt – der Profi braucht für beide Lager­arten selten mehr als 30 Minuten Wartungszeit. Pressfit-Lager 60 Euro, BSA-Lager 60 Euro.

  Das sagt unser Experte Hans-Peter Ettenberger, BIKE Testlabor: Zum Glück ist der Pressfit-Trend rückläufig. BSA-Lager machen es dem Schrauber leichter als die gepressten Lager. Außerdem schonen sie den Geldbeutel, weil sie leicht aus- und wieder eingebaut werden können, während Pressfit-Lager nach dem Ausschlagen aus dem Rahmen Schaden nehmen können. Der passende Schlüssel für BSA Lager kostet nur etwa 10 bis 20 Euro.Foto: Georg Grieshaber
Das sagt unser Experte Hans-Peter Ettenberger, BIKE Testlabor: Zum Glück ist der Pressfit-Trend rückläufig. BSA-Lager machen es dem Schrauber leichter als die gepressten Lager. Außerdem schonen sie den Geldbeutel, weil sie leicht aus- und wieder eingebaut werden können, während Pressfit-Lager nach dem Ausschlagen aus dem Rahmen Schaden nehmen können. Der passende Schlüssel für BSA Lager kostet nur etwa 10 bis 20 Euro.

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