Peter Nilges
· 25.10.2024
Um der Qualität eines Laufrades in unserer Testserie hier auf den Grund zu gehen, setzt BIKE auf umfangreiche Labortests. Ob das Zusammenspiel der gewonnenen Daten passt und damit das Fahrgefühl, zeigt unser Popometer im Praxistest.
Ohne die Laborwerte (Steifigkeit, Gewicht, Trägheit) zu kennen, fuhren drei erfahrene Tester alle Laufräder mit Einheitsreifen und identischen Luftdrücken auf einem selektiven Rundkurs. Die gewonnenen Fahreindrücke zum Fahrkomfort, zur Präzision und zum allgemeinen Handling flossen zu 20 Prozent in die Endnote ein. Überraschend: Die Seitensteifigkeit allein schlägt sich nicht immer im Fahreindruck nieder.
Bei dem von BIKE im Newmen-Testlabor durchgeführten Schlagtest trifft ein 7,5 Kilo schwerer, runder Kunststoffzylinder einseitig im 20-Grad-Winkel auf ein Felgenhorn. Es wird jeweils das hintere Laufrad getestet, das an der Nabe fixiert wird. Jeder neue Schlag trifft auf eine intakte Stelle auf der Felge. Die Schlagenergie/-höhe wird ausgehend von 3,09 Joule bis zum Defekt gesteigert.
Für einen explosiven Antritt und effizientes Klettern ist nicht nur ein geringes Gewicht, sondern auch die Verteilung der Masse von entscheidender Bedeutung. Je weiter das Gewicht von der Nabe entfernt ist, desto größer ist der Einfluss auf das Beschleunigungsverhalten. Auf unserem Prüfstand können wir die tatsächliche Trägheit eines Laufradsatzes exakt bestimmen.
Genauso wie die Trägheit eines Laufrades ermitteln wir selbstverständlich auch das Gesamtgewicht der Laufräder. Das Gewicht fließt zu 20 Prozent in die Endnote mit ein.
Bevor die Laufräder gefahren werden, überprüfen wir genau wie gut der Rundlauf im Bezug auf Seiten- und Höhenschläge ausfällt. Das gibt Auskunft über die Fertigungssorgfalt und Qualität der Felge.
Die Seitensteifigkeit der Laufräder liefert einen Indiz, wie sie sich beim Fahren verhalten. Die Seitensteifigkeit allein deckt sich aber nicht immer mit den Fahreindrücken. BIKE ermittelt die Seitensteifigkeit für das Vorder- und Hinterrad in N/mm. Die Vorderräder fallen in der Regel steifer aus, da der Flanschabstand vorne breiter ist. Der Speichenwinkel fällt flacher aus. Die vertikale Nachgiebigkeit eines Laufrades scheidet als Kerngröße aus. Selbst bei einer Last von 200 Kilo gibt ein Laufrad gerade mal im Ein-Millimeter-Bereich nach. Die Unterschiede untereinander sind vernachlässigbar und liegen selbst bei einem Cross-Country-Laufrad im Vergleich zu einem Downhill-Laufrad bei unter einem Millimeter.
Das Cross-Country-Aushängeschild von DT Swiss hat erst Mitte dieses Jahres ein umfassendes Update bekommen und zählt mit 2499 Euro zu den teuersten Laufrädern in unserem Laufradtest. Gemessen daran liegen Gewicht und Trägheit relativ hoch, bzw. gibt es mittlerweile noch durchaus leichtere Kandidaten auf dem Markt. Beim zuverlässigen Zahnscheibenfreilauf und der herausragenden Stabilität der asymmetrischen Felge erzielen die XRC 1200 dafür absolute Spitzenwerte. Die aufwändig gefertigte Carbon-Felge, bei der durchlaufende Fasern das Felgenhorn umschließen, steckt selbst harte Impacts mit Bravour weg. Die Seitensteifigkeit der Laufräder fällt hoch aus. Lediglich die Roval Control SL und das Referenz-Alu-Laufrad liegen noch darüber. Im Blindtest wurden die Laufräder zwar als sehr direkt und präzise, aber wenig komfortabel empfunden.