Henri Lesewitz
, Peter Nilges
, Ben Mössmer
· 12.07.2017
Laufräder von 9th Wave und Sun Ringlé, Sram NX-Schaltgruppe, Trickstuff Bremse, SRAM Quarq Powermeter, Issi Trail Pedale – 6 MTB-Komponenten im Praxistest auf dem Trail.
Wann immer sich Gelegenheit bietet, lebt der Holländer Peter Wouters das Mountainbiken aus bis zum Exzess. Seine durchgetuneten Einzelstücke sind in der Custom-Szene legendär. Er fährt Etappenrennen und Marathons. Und er gehört zu den großen Bike-Händlern in den Benelux-Ländern. Die Marke 9th Wave ist ein Spross dieser Gemengenlage. Das Konzept: Highend-Laufräder zum bezahlbaren Preis. Und in der Tat: Die Dirt-SM29 Asymmetric bieten alles, was für sportliches Biken relevant ist: Carbon-Felgen mit einer Breite von 30 Millimetern (Innenweite: 25,4 Millimeter), die zwar in Fernost gefertigt werden, aber unter strenger Vorgabe der Holländer. Dazu leichte Naben mit top gedichteten Industrielagern und einem präzise greifenden Freilauf sowie – gegen 100 Euro Aufpreis – Speichen mit geraden, extra zugfesten Köpfen. Gewicht hier: 1415 Gramm. Die Felgenlöcher sitzen asymmetrisch, was gleichmäßige Speichenspannung verspricht. Die 9th Wave kosten 149 Euro mehr als Mavic Crossmax Pro (Alu), sind aber knapp 100 Gramm leichter. Clou für Coustom-Fans: Für 100 Euro Aufpreis werden die Schriftzüge in Wunschfarbe lackiert. Angesichts des verhältnismäßig günstigen Preises für Carbon-Laufräder waren die Erwartungen nicht allzu hoch. Doch das Set überzeugte ab dem ersten Kilometer: top Beschleunigung, spürbares Plus an Kurven-Grip aufgrund stabil sitzender Reifen (breite Felge) sowie ein satt zupackender Freilauf. Und die Haltbarkeit? Die 9th Wave wurden ans Limit gebracht, wann immer möglich. Auf Alpen-Touren, auf dem Isar-Trail in München, im Trailcenter in Nové M`ésto Pod Smrkem. Doch selbst die Schlammschlacht bei der berüchtigten Salzkammergut Trophy (211 km / 7049 hm) steckten die 9th Wave klaglos weg. Knapp 2000 Kilometer summierte es sich im Testzeitraum zusammen. Weder war ein Nachzentrieren nötig, noch haben die Lager an Leichtlauf eingebüßt.
FAZIT: Kenner würden im Internet noch günstigere Laufräder mit ähnlichem Gewicht finden. die 9th Wave überzeugen auch durch ihre solide Machart. (Henri Lesewitz, BIKE-Reporter)
Preis ab 1149 Euro
Gewicht 1455 Gramm (29 Zoll)
Funktionalität 5 von 6 Punkten
Haltbarkeit 6 von 6 Punkten
PLUS Gewicht, Qualität, Tubeless-fähig, gegen Aufpreis von 100 Euro Custom-Design möglich
MINUS Nur Versand, da dünnes Händlernetz in Deutschland
Wenig Schaltung für viel Kohle – so könnte man Srams 1x11-Konzept herunterbrechen. Die Einsteigergruppe NX hebt sich da erfreulich von ihren Geschwistern ab. Den kompletten Antrieb gibt es hier bereits für 327 Euro. Schon die eine Stufe darüber rangierende GX-Gruppe liegt preislich 70 Prozent darüber, spart dafür aber gut 300 Gramm Gewicht ein. Wobei wir auch schon beim größten Manko der NX wären: Sie ist schwer. Mit über 2 Kilo – allein die Kassette wiegt 538 Gramm – drückt die Gruppe ordentlich auf die Waage. Dafür zeigt sie sich im Test jedoch auch erstaunlich robust und unterscheidet sich funktionell kaum von den teureren 1x11-Antrieben. Die Schaltvorgänge laufen sauber und präzise ab, wenn auch einen Tick langsamer. Auffälligster Unterschied: Die 11–42er-NX-Kassette benötigt keinen speziellen XD-Freilaufkörper, muss dafür aber auf das kleine 10er-Ritzel verzichten. Ansonsten sind die Komponenten vollständig mit den übrigen Sram-Antrieben kompatibel und bieten vor allem in Kombination oder als einzelne Ersatz- und Verschleißteile eine preiswerte Alternative zu den ansonsten sehr teuren 1x11-Komponenten.
Preis 327 Euro
Gewicht 2011 Gramm
Funktionalität 4 von 6 Punkten
Haltbarkeit 6 von 6 Punkten
PLUS Sehr preiswert, robust, haltbar
MINUS Hohes Gewicht, Schalthebel nicht mit Matchmaker kompatibel, kein 10er-Ritzel
Vierfach kugelgelagerte Hebel, Vierkolbensattel, alles schick per CNC geraspelt. Der Stopper der Freiburger Teile-Schmiede Trickstuff soll nicht nur optisch aus dem Großserien-Wust herausstechen, sondern auch kraftvoll zubeißen. Unser Test in BIKE 3/16 attestierte bereits die top Funktion. Die 2000 Dauertestkilometer (inkl. Hero-Marathon) bestätigen diese. Kein Druckpunktwandern, kein Ölverlust, keine ruckelnden Kolben, top Bremspower. Die Schrauben am Ausgleichsbehälter lockerten sich, sind in der aktuellen Serie aber Loctide-gesichert.
Preis 399 Euro
Gewicht 433 Gramm
Funktionalität 6 von 6 Punkten
Haltbarkeit 5 von 6 Punkten
PLUS Hohe Bremspower, definierter Druckpunkt, gute Standfestigkeit, viele Custom-Optionen
MINUS Teuer, keine werkzeuglose Hebelverstellung
Als Vorreiter in Sachen Einfach-Kurbel bietet Sram selbstverständlich auch einen Powermeter für den Einsatz ohne Umwerfer an. Die Kurbel bringt gerade mal 130 Gramm mehr auf die Waage als eine Standard-XX1-Kurbel und misst mit einer Genauigkeit von +/- 1,5 Prozent. Die Leistung lässt sich auf jedem Ant+Gerät anzeigen, inklusive Beindifferenzen. Innerhalb drei verschlissener Kettenblätter und einem Batteriewechsel funktionierte die Kurbel einwandfrei und absolut zuverlässig. Lediglich die Anzeige der Leistung könnte schneller aktualisieren.
FAZIT: Die Quarq-Kurbel ist ein präzises Tool, mit dem sich nicht nur das Training steuern lässt, sondern auch Unterschiede im Testbetrieb sichtbar gemacht werden können. (Peter Nilges, BIKE-Testleiter)
Preis 1199 Euro
Gewicht 700 Gramm
Funktionalität 5 von 6 Punkten
Haltbarkeit 5 von 6 Punkten
PLUS Einfache, kabellose Montage, kein zusätzlicher Trittfrequenzsensor nötig
MINUS Preis, minimale Kettenblattgröße 32 Zähne
Beim Auspacken der Black-Flag-Laufräder purzeln neben Adaptern für die gängigsten Achsstandards noch Schnellspanner, Tubeless-Ventile und Dichtmilch aus dem Karton. Das Tubeless-Felgenband ist bereits montiert, und so bleibt die Druckanzeige nach der Reifenmontage bei 1,7 bar stehen. Auch wenn die Alu-Rundlinge keine Gewichtsrekorde brechen, die Ausstattung ist für den Preis überragend. Auf den ruppigen Trails der Ammergauer Alpen zeigen sich dann auch die Vorteile der Boost-Bauweise: Beidseitig gleich lange Straightpull-Speichen verbinden 25 Millimeter breite Felgen und industriegelagerte Naben zu einer robusten Einheit. So lässt sich auch das CC-Hardtail gezielt durch die Kurven zirkeln. Eine kleine Delle am Hinterrad als stummer Zeuge des niedrigen Luftdrucks ist die einzig sichtbare Macke nach knapp 1000 Kilometern Testfahrt. Der Rundlauf ist nach wie vor überragend, die verbauten Lager laufen seidenweich.
FAZIT: Die Black-Flag-Laufräder sind zwar nicht gerade Leichtgewichte. Dafür bekommt man einen langlebigen, steifen und anpassbaren Laufradsatz für den Renneinsatz. (Ben Mössmer, BIKE-Testfahrer)
Preis 459 Euro
Gewicht 1802 Gramm (29 Zoll)
Funktionalität 5 von 6 Punkten
Haltbarkeit 5 von 6 Punkten
PLUS Preiswerter, anpassbarer und robuster Laufradsatz; in zig Varianten erhältlich
MINUS Etwas schwer
Gleiches Gewicht, gleicher Preis, gleiche Bauweise – das Trail scheint der bunte Zwilling des Shimano-XT-Pedals zu sein. Das hat sich bereits vielfach im harten Einsatz bewährt. Kann Issi da mithalten? Jein: Das Ein- und Ausklicken läuft ähnlich sicher, geschmeidig und intuitiv, jedoch nicht ganz auf XT-Niveau. Auch der Stand fällt beim Japaner minimal fester aus. Die Lager dagegen laufen auch nach einer nassen Saison noch seidig weich. Drei Achslängen und acht poppige Farben bieten viel Potenzial für Individualisierungen.
Preis 94,90 Euro
Gewicht 408 Gramm
Funktionalität 5 von 6 Punkten
Haltbarkeit 4 von 6 Punkten
PLUS Drei Achslängen, acht Farben, zwei Lagervarianten erhältlich
MINUS Deutliche Lackabplatzer bei Felskontakt
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