Seit der Einführung von UDH (Universal Derailleur Hanger) und im nächsten Schritt der Umstellung auf den stabilen Transmission-Antrieb wird bei Sram nur noch elektronisch geschaltet. Wer die aktuelle T-Type-Schaltung fahren wollte, musste jedoch ab 1300 Euro für eine GX AXS Transmission-Gruppe investieren. Jetzt erweitert der Schaltungsgigant sein Programm um die beiden günstigen Alternativen, die sowohl an MTBs mit und ohne Motor passen.
Mit der Eagle 70 und 90 erweitert Sram den Transmission-Kosmos um zwei günstige Gangschaltungen. Beide setzen ebenfalls auf die stabile Fullmount-Anbindung am Rahmen, die wie alle Transmission-Schaltgruppen eine UDH-Kompatibilität voraussetzt. Die beiden neuen Gruppen sollen nicht nur extrem robust, sondern auch leicht reparierbar sein. So sind alle Einzelteile des Schaltwerks separat zum nachrüsten erhältlich. Analog zu den Transmission AXS-Gruppen sollen beide Schaltungen auch unter Last zuverlässig die Gänge wechseln. Selbst mit der zusätzlichen Antriebsleistung eines E-MTBs sind präzise Gangwechsel gewährleistet.
Um den Preis maximal zu drücken, verzichten beide Gruppen auf Elektronik und werden klassisch per Seilzug angesteuert. Aufgrund des geänderten Übersetzungsverhältnisses sind sie jedoch nicht mit den aktuellen mechanischen 12-fach-Gruppen von Sram kompatibel. Untereinander sind jedoch alle T-Type Komponenten kompatibel. Mit einem Preis von nur 730 Euro liegt die Eagle 90 Gruppe (Schaltwerk, Schalthebel, Kurbel, Innenlager, Kassette, Kette) deutlich unter dem Niveau einer GX AXS Transmission. Die Eagle 70 dringt sogar in einen Bereich von 545 Euro vor und liegt damit minimal über einer Sram NX-Eagle-Gruppe. Die Eagle 70 ist von nun an die günstigste Möglichkeit, eine Transmission-Schaltung zu fahren.
Trotz des Verzichts auf Elektronik wurde auch bei Eagle 70 und 90 auf ein einfaches Setup geachtet, analog zu den teureren Transmission-Gruppen. Die beiden neuen Schaltwerke kommen daher ebenfalls ohne Einstellschrauben aus und können einfach per Vorspannung des Bowdenzugs feinjustiert werden. Unter dem Slogan: “Vorbereiten, Anbringen und Festziehen”, fasst Sram die Installation zusammen. Um den Setup-Gang bei der Montage einzulegen, muss lediglich ein Inbus-Schlüssel ins Schaltwerk gesteckt werden.
Seitens des Gewichts liegt das Eagle 90 Schaltwerk bei 389 Gramm, der Schalthebel bei 132 Gramm und die 170er Kurbel mit Stahlkettenblatt bei 822 Gramm ohne Lager. Die Eagle 90 verwendet die gleiche Kassette (443 Gramm) und Kette (285 Gramm) wie die GX AXS T-Typ. Die Eagle 90 Kurbelgarnituren besteht aus geschmiedetem Aluminium und kommen mit Kurbelarmlängen in 5-mm-Schritten von 175 bis 155 mm für normale Bikes und runter bis 150 mm für E-MTBs.
Die Funktion einer klassischen Schaltung mit Bowdenzug hängt maßgeblich davon ab, wie viel Reibung im System ist. Die Verlegung der Außenhüllen hat somit einen entscheidenden Einfluss auf die benötigte Handkraft und die Präzision der Gangwechsel. Jeder zusätzliche Radius, jede enge Schlaufe in der Außenhülle erhöht die Reibung.
Gerade an modernen Bikes mit innenverlegter Leitung, teils sogar durch den Steuersatz oder sogar Lenker, kann die Verlegung nicht optimal sein. Hier liegen Drahtlossysteme, wie eine AXS klar im Vorteil. An unserem Testbike, einem Giant Trance, befindet sich der Zugausgang unten an der Kettenstrebe. Der Eingang am neuen Schaltwerk sitzt genau oben, weshalb die Außenhülle einen engen Bogen beschreibt.
Durch nicht optimale Zugverlegung lag die benötigte Daumenkraft zum Wechseln der Gänge recht hoch. Dennoch schaltet die Eagle 90 präzise und zuverlässig. Analog zu den teuren AXS Transmission Gruppen parierte das neue Schaltwerk auch Gangwechsel unter hoher Last. Aufgrund des Zahnprofils (X-Sync-Design) wird die Kette zuverlässig geführt und wechselt nur an den Schaltweichen sicher und kontrolliert die Ritzel. Teilweise klettert die Kette aber erst mit einer minimalen Verzögerung aufs nächste Ritzel, bis eben die nächste Schaltweiche die Kette freigibt.
Durch die fehlenden Endanschläge am Schaltwerk zuckte das Schaltwerk auf Daumendruck noch minimal weiter, selbst wenn das größte Ritzel erreicht war. Einen Abwurf der Kette konnten wir jedoch nicht provozieren. Um leichter zu schalten, können zwei Gänge auf einmal geschaltet werden, härter geht es immer Gang für Gang. Bei der speziellen E-Bike-Version lässt sich immer nur ein Gang leichter schalten. An einem weiteren Testbike mit der Sram Eagle 70 fiel die Handkraft deutlich geringer aus, da die Außenhülle ohne starken Bogen ins Schaltwerk lief.