Mit der brandneuen XTR Gruppe schickt auch Shimano die Kabel in den Ruhestand. Ganze sieben Jahre hat sich der Komponentenriese mit der Entwicklung der neuen elektronischen XTR Zeit gelassen. Das überarbeitete Flaggschiff sortiert die Gänge nun via Funk und soll gleichzeitig der stabilste MTB-Antrieb sein, den Shimano seit der XT von 1982, der ersten spezifischen MTB-Schaltung der Welt, je gebaut hat. Um Trail, Enduro-, E- und Crosscountry-Biker gleichermaßen abzuholen stehen bei der XTR Di2 M9200 jede Menge Optionen zur Auswahl. Besonderes Highlight: Eine Kassette mit kleinem Neun-Zähne-Ritzel, das eine kleinere Kettenblattgröße erlaubt ohne zu große Einschränkungen bei der Übersetzung zu machen. Natürlich legen die Japaner bei ihrer überarbeiteten Highend-Schaltung auch Wert auf attraktives Gewicht und passende Ergonomie. Das große Update umfasst aber nicht nur die Schaltung, sondern von der Bremse über die Kurbel bis zu den Pedalen und Laufrädern jede Menge spannender Teile. Wir haben uns die neuen Shimano XTR Parts genau angeschaut.
Auch für Shimano liegt die Zukunft der MTB-Getriebe in Funk-Schaltungen. Die XTR M9200 basiert auf einem neuentwickelten Di2-System, das schneller, präziser und zuverlässiger schalten soll als der kabelgebundene Vorgänger. In Zusammenarbeit mit Weltklasse-Athleten optimierte Shimano die Widerstandsfähigkeit des Antriebs auf harten Rennkursen. So verfügt das Schaltwerk nun über einen kräftigeren Dämpfungsstabilisator namens Shadow ES, welcher auf einer doppelten Spannfeder basiert und den Rückhalt der Kette auf den Zähnen verbessern soll.
Zudem verzichtet das Design auf Kanten an denen das XTR Schaltwerk hängenbleiben könnte. Trifft das 665 Euro teure Teil auf ein Hindernis, so soll es von diesem einfach abgleiten ohne bleibende Schäden davonzutragen. Kommt es dennoch zu einem Aufprall, soll Shimanos Automatic Impact Recovery Funktion dafür sorgen, dass das Schaltwerk ausklinkt, den Stoß absorbiert und von selbst in die Ursprungsposition zurückfindet. Sollte sich doch mal etwas verstellen, lässt sich die Schaltung während der Fahrt vom Lenker aus feinjustieren. Auch eine breitere Gelenkstruktur sowie eine robustere Konstruktion des Schaltwerkskäfigs soll zur Verstärkung beigetragen haben. Leit- und Spannrolle wurden überarbeitet, um das Eindringen von Schmutz zu erschweren.
Der Akku der neuen Shimano XTR Di2 sitzt tief im Schaltwerk unter einer Kunststoffabdeckung und soll sich auch bei harter Gangart nicht bewegen oder lösen können. Zum Laden ist der Energiespeicher entnehmbar. Ein Akku soll laut Hersteller Saft für 30040 bis 500 Kilometer bieten. Die zwei Knopfzellen im Schalthebel versprechen eine Laufzeit von bis zu zwei Jahren. Mit dem Modell RD-M9260 bietet Shimano auch ein optionales E-MTB-Schaltwerk an, das durch den Hauptakku mit Strom versorgt wird. Dieses besitzt sowohl eine Free-Shift- als auch eine Auto-Shift-Funktion. So kann geschaltet werden ohne zu treten und auf Wunsch wechselt die smarte Automatik die Gänge sogar von selbst. Für die E-Bike-Version steht ein Zwölffach-Schaltwerk für Ketten und Kassetten mit Hyperglide-Technologie oder eine Elffach-Version für Teile mit Linkglide-Standard zur Auswahl.
Das neue XTR-Schaltwerk kann mit zwei verschiedenen Käfiglängen geordert werden. Der lange Käfig erlaubt die Verwendung von Kassetten mit zehn bis 51 Zähnen und somit die bereits bekannte Ritzel-Option. Der mittellange Käfig ist für die Verwendung der neuen 9-45-Zähne Kassette optimiert. Das kleine Ritzel soll die Verwendung eines kleineren Kettenblattes (zum Beispiel 30 oder gar 28 Zähne) ermöglichen ohne bei hohen Geschwindigkeiten einen Gang zu vermissen. Die Übersetzungbandbreite liegt bei 500 Prozent. Der im Vergleich zum Vorgänger bis zu 23 Millimeter kürzere Schaltwerkkäfig und das etwa acht Millimeter weniger nach unten abstehende kleinere Blatt resultieren in mehr Bodenfreiheit, was der Haltbarkeit der Teile zugute kommen dürfte. Shimanos Hyperglide+-Technologie soll für ein sanftes, verschleißarmes Schalten auch unter Last sorgen.
Für ihre neue Funk-Schaltung mussten die Entwickler bei Shimano natürlich auch den Schalthebel von Grund auf neu erdenken. Das Ergebnis soll besonders ergonomisch und individualisierbar sein. So gibt es bei jedem Schaltvorgang ein taktiles Feedback und es stehen verschiedene Schalt-Modi zur Auswahl. Nutzer können sich zum Beispiel für klassische Schaltvorgänge via einzelnen Klicks oder für Multi-Shift entscheiden. Dabei schaltet das System beim Durchdrücken gleich doppelt. Die Tasten können in vier Richtungen ausgerichtet werden. Am Körper des Schalthebels befindet sich eine weitere Taste, welche mittels E-Tube-App mit individuellen Funktionen belegt werden kann. Beispielsweise zur Steuerung kompatibler Bikecomputer. Die neuen Schalthebel lassen sich entweder per Klemmschelle oder Direktmontage im I-Spec-EV-Standard befestigen.
Die neue XTR-Kurbel bietet Shimano in zwei Varianten an. Eine Option für Trail- und Enduro-Fahrer soll auf höchste Haltbarkeit hin optimiert sein. Im Fokus der Entwickler lagen Steifigkeit, Kraftübertragung und Widerstandsfähigkeit gegen Kollisionen. Dafür kommt die Enduro-Kurbel mit stärkerer Achse. Für weniger Kurbelaufsetzer ist eine kurze 160-Millimeter-Option vorgesehen. Die neue Race-Kurbel soll sich durch ein besonders geringes Gewicht auszeichnen und für Crosscountry-Rennen sowie Touren optimiert sein. Sie kommt mit einem reduzierten Q-Faktor von 168 Millimetern. Beide Varianten der neuen XTR-Kurbel setzen auf den bewährten Hollowtech II Standard.
Shimano-Bremsen erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit mit der Neuauflage wollen die Japaner ihre Stopper noch ergonomischer und zuverlässiger gemacht haben. Dazu wurde der Hebel vollkommen neu designet und kommt mit der neuen Ergo Flow Technologie, welche es ermöglichen soll den Druckpunkt näher an den Lenker zu bringen. Damit folge die Bewegung des Bremsfingers einem mehr natürlichen, anatomischen Weg. Die Form des Bremshebels ist nun asymmetrisch nach oben angestellt, was eine aggressivere Fahrposition und eine bessere Gewichtsverteilung auf dem Bike ermöglichen soll.
Die neue Shimano XTR Bremse kommt in gleich drei verschiedenen Varianten. Die XC-Version mit zwei Kolben ist auf ein besonders geringes Gewicht ausgelegt, verfügt über einen Carbon-Hebel, Hauptzylinder aus Magnesium und Kolben aus Kunststoff. Der neue, nun einteilige Trail- und Enduro- Bremssattel kommt mit vier Kolben unterschiedlichen Durchmessers und soll endlich über klapperfreie Beläge mit Kühlrippen verfügen. Die entsprechenden Bremshebel verfügt über die weiterentwickelte Servo Wave Konstruktion, welche den Hebelweg besonders reibungslos und direkt in Bremsleistung umsetzen soll. Bremssättel und -hebel lassen sich zu einer dritten Variante kombinieren. Alle Optionen setzen jetzt auf ein Mineralöl mit geringer Viskosität und Dichtungen mit konsistenter Rückstell-Geschwindigkeit. Das soll auch das Bremspunkt-Wandern verhindern, welcher Shimano bei der Vorgänger-Generation immer wieder vorgeworfen wurde.
Auch in Sachen Laufräder hat die neue Shimano XTR Modellreihe Neuheiten zu bieten. Bei den neuen Naben will Shimano Lager, Dichtungen und Wartungsfreundlichkeit verbessert haben. Zudem soll der Rollwiderstand gesunken und der Schutz vor Feuchtigkeit und Dreck gestiegen sein. Die Hinterradnabe kommt mit einem neuen Direct Engagement Freilaufkörper, der mit einem Eingreifwinkel von 3,5 Grad besonders wenig Widerstand bieten soll. Verbaut werden die Naben entweder in einen spezifischen Trail-, beziehungsweise Enduro- oder XC-Laufradsatz. Letzterer setzt zur Gewichtsoptimierung auf 24 Speichen aus Titan.