Maik Schröder
· 12.06.2025
Shimano stößt mit dem neuen Q’Auto-System in bisher unerschlossenes Terrain vor. Der japanische Komponentenhersteller präsentiert eine automatische Di2-Schaltung, die speziell für nicht-motorisierte Alltagsräder konzipiert wurde. Im Gegensatz zu bisherigen elektronischen Schaltsystemen kommt Q’Auto vollständig ohne separaten Akku aus und ist auch nicht an einen E-Motor gebunden.
Stattdessen erzeugt eine in die Hinterradnabe integrierte Dynamofunktion die benötigte Energie selbst. Damit richtet sich das System gezielt an Gravel-, Urban-, Trekkingbiker, die von den Vorteilen einer elektronischen und auf Wunsch automatischen Schaltung profitieren möchten, ohne sich um das regelmäßige Aufladen eines Akkus kümmern zu müssen.
Das Herzstück des Systems bildet die neu entwickelte Shimano Cues FH-U6060 Freehub Hinterradnabe. Sie vereint die Funktionen einer klassischen Freilaufnabe mit einem integrierten Dynamo sowie Sensoren für Geschwindigkeit, Trittfrequenz und Neigungswinkel.
Diese Daten nutzt die Steuereinheit, um in jeder Fahrsituation den optimalen Gang zu wählen. Durch die Energieerzeugung direkt in der Nabe entfällt die Notwendigkeit eines externen Akkus, was das System besonders wartungsarm und alltagstauglich macht.
Eine weitere Besonderheit von Q’Auto ist die integrierte Selbstlernfunktion. Das System analysiert kontinuierlich das Fahrverhalten und passt die Schaltvorgänge an die individuellen Vorlieben des Fahrers an.
Wird ein automatischer Schaltvorgang beispielsweise manuell überstimmt, merkt sich Q’Auto diese Präferenz für zukünftige vergleichbare Situationen. So soll sich das System an jeden Fahrstil anpassen können. Je mehr das Fahrrad genutzt wird, desto präziser wird laut Shimano die Abstimmung auf die persönlichen Anforderungen.
Trotz der automatischen Funktion behält der Fahrer stets die volle Kontrolle. Über den kabellosen SW-EN605-R Schalter lässt sich jederzeit manuell in die Gangwahl eingreifen. Diese Interaktionen fließen wiederum in den Lernprozess des Systems ein. So verspricht Shimano, dass jeder Nutzer mit der Zeit ein auf seine Bedürfnisse zugeschnittenes Schalterlebnis erhält.
Q’Auto wurde mit Blick auf eine breite Kompatibilität entwickelt. Das System lässt sich mit Linkglide 1x10- oder 1x11-fach Kassetten kombinieren. Das speziell entwickelte RD-U8050-SGS/GS Schaltwerk ist zudem mit der kompletten Palette an kabellosen Shimano Di2 Schaltern und Schalt-/Bremshebeln für Flat- und Rennlenker kompatibel. Dies ermöglicht eine flexible Integration in verschiedene Fahrradtypen und Cockpit-Konfigurationen.
Die Shimano Cues FH-U6060 Freehub Hinterradnabe ist in Versionen mit 28, 32 und 36 Speichenlöchern erhältlich und nutzt den 142 x 12 mm E-Thru-Standard. Ein integrierter Li-Ionen-Kondensator speichert genügend Energie, um das System auch bei längeren Standzeiten betriebsbereit zu halten. Shimano gibt an, dass die gespeicherte Energie für mehr als ein Jahr ausreiche.
Mit Q’Auto zielt Shimano besonders auf Alltagsradler und Pendler ab, die von den Vorteilen einer elektronischen Schaltung profitieren möchten, ohne sich immerzu um das rechtzeitige Laden von Akkus kümmern zu müssen.
Mit dem System will Shimano unabhängig von Erfahrung oder Fahrkönnen noch mehr Menschen zum Radfahren motivieren, indem es eine stets optimale Gangwahl anbietet. Gerade im urbanen Umfeld mit häufigen Anfahrvorgängen und wechselnden Geschwindigkeiten könnte die automatische Schaltung ihre Stärken ausspielen.
Auch für Trekkingräder und Gravelbikes sieht Shimano Potenzial. Hier könnte Q’Auto besonders auf längeren Touren oder bei variablem Gelände seine Vorteile ausspielen, indem es den Fahrer entlastet und eine effiziente Kraftübertragung sicherstellt. Die Kombination aus automatischer Funktion und der Möglichkeit zum manuellen Eingriff verspricht dabei maximale Flexibilität.