Kennt ihr KYB? Wir auch nicht – zumindest bisher. Der japanische Hersteller ist ein etablierter Zulieferer für zahlreiche internationale Marken aus dem Automobil- und Motorradsektor. Jetzt wagt KYB den Schritt ins MTB-Segment und bringt seine erste Federgabel auf den Markt – speziell für E-Mountainbikes. Doch natürlich funktioniert die Gabel auch ohne Motor am Unterrohr.
Mit mehr als sieben Jahrzehnten Erfahrung in der Entwicklung von Motorrad-Federungssystemen nutzt KYB nun dieses Know-how für den wachsenden E-MTB-Markt. Die neue Gabel befeuert den Trend zu Upside-Down-Konstruktionen. Der Vorteil dieser auf den Kopf gedrehten Bauweise: Das Öl steht stets an der Dichtung – das verbessert das Ansprechverhalten. Der Nachteil: etwas weniger Steifigkeit und ein höheres Gewicht. Ob eine geringere Steifigkeit wirklich als Schwäche gesehen werden kann, darüber lässt sich streiten. Fahrwerks-Experte Marcus Klausmann sagt dazu: „Gerade in den letzten Jahren scheint es, als würden viele wieder die Vorteile von mehr Flex schätzen. Das Rad findet leichter seine Linie, und die Arme des Fahrers werden geschont.“
Die neue E-MTB-Federung von KYB nutzt bewährte Technologien aus dem Motorradbereich und überträgt diese auf die spezifischen Anforderungen auf Mountainbikes.
In dem linken Gabelholm befindet sich eine konventionelle Stahl Spiralfeder. So wie Sie auch in der Motocross Branche üblich ist. Diese hat den Vorteil eines sauber und Linearen Ansprechverhaltens. In dem rechtem Gabelholm befindet sich das Dämpfungscartridge. Die Technologie des Cartridges wurde ebenfalls aus dem Motocross abgeleitet und soll dieselbe Performance liefern. Zusätzlich sorgt die Spezielle Anordnung der Gleitbuchsen ebenfalls für eine erhöhte Performance, so der Hersteller.
Die Federung wurde für anspruchsvolle Einsatzbereiche wie Trail- und Enduro-Riding konzipiert und soll auch in rauen Umgebungen eine konstante Performance liefern. Mit 160 Millimetern Federweg bietet die Gabel ausreichend Reserven für technisch anspruchsvolle Trails und größere Drops, während die Dämpfungseigenschaften speziell auf die höheren Geschwindigkeiten und das zusätzliche Gewicht von E-Mountainbikes abgestimmt wurden.
Ein weiteres Merkmal der KYB-Federung ist ihre Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Fahrergewichte und Fahrstile. Die Gabel verfügt über austauschbare Stahlfedern und eine Luftunterstützung, wodurch eine präzise Abstimmung des Federungsverhaltens möglich sein soll. Es gibt also folgende Einstellmöglichkeiten: Zug und Druckstufe. Federvorspannung via Luftdruck und der Austausch der Federn.
Die Kompatibilität mit sowohl 27,5-Zoll- als auch 29-Zoll-Laufrädern erhöht die Vielseitigkeit der Federung zusätzlich und macht sie für verschiedene MTB-Modelle einsetzbar. Die Einbauhöhe von 579 Millimetern (gemessen von der Krone zur Achse) und der 1,5-Zoll-Tapered-Gabelschaft mit einer Länge von 200 Millimetern sorgen für Kompatibilität mit gängigen E-MTB-Rahmen. Die Gabel ist für Scheibenbremsen mit Post-Mount-Aufnahme (7 Zoll/160 Millimeter) ausgelegt, was den aktuellen Standards im E-MTB-Bereich entspricht.
Die Konstruktion der KYB-Federgabel wurde speziell auf die Belastungen abgestimmt, die im E-MTB-Bereich auftreten. Die Standrohre mit 41 Millimetern Durchmesser bestehen aus konifiziertem Aluminium der 7000er-Serie, während die Tauchrohre mit 32 Millimetern Durchmesser aus dem gleichen hochwertigen Material gefertigt sind. Diese Materialwahl soll ein optimales Verhältnis von Steifigkeit zu Gewicht gewährleisten. Mit einer 20 x 110 Millimeter Steckachse bietet die Gabel eine stabile Verbindung zum Laufrad, was besonders bei den höheren Kräften, die durch das Zusatzgewicht und die Motorunterstützung von E-MTBs entstehen, von Bedeutung ist. Das Gesamtgewicht der Federgabel beträgt 2.850 Gramm, was im Vergleich zu konventionellen Gabeln etwas höher liegt. Im Vergleich: Die Upside-Down-Gabel Fox Podium wiegt ca. 2700 Gramm bei 160 Millimeter Hub.
Aktuell plant und organisiert KYB den Aufbau seines Vertriebs- und Servicenetzes. Ab 2026 sollen die ersten Federgabeln in den Verkauf gehen. Nach unseren Informationen befindet sich KYB bereits in Gesprächen mit verschiedenen Bike-Herstellern. Vielleicht sehen wir also schon bald die ersten Serienbikes, die mit der neuen Japan-Gabel ausgestattet sind.