Während Topmodelle wie der Öhlins TTX oder der Cane Creek Tigon an der 1000-Euro-Marke kratzen, positioniert Marzocchi den Bomber CR als preisgünstige Alternative im Coil-Segment. Der robuste Stahlfeder-Dämpfer zählt zu den günstigsten am Markt und wird online teilweise bereits für unter 300 Euro gehandelt. Ein echtes Schnäppchen für alle, die ihrem Fully mehr Traktion und Komfort verleihen möchten – ohne das Budget zu sprengen.
| Eigenschaft | Details |
| Gewicht | 788 g (mit 50 mm Hub und 450er Stahlfeder) |
| Einbaumaße | Alle gängigen metrischen Maße oder Trunnion-Mount |
| Federweg | 130–200 mm |
| Low-Speed Druckstufe | Verstellbar, 16 Klicks |
| Zugstufe | Verstellbar, 15 Klicks |
| Preis | 399 € (UVP, ohne Feder) >> hier erhältlich* |
Wer auf einen Stahlfederdämpfer setzt, tut das meist, um die typischen Schwächen von Luftdämpfern zu umgehen. Denn trotz jahrelanger Entwicklungen erreichen Luftdämpfer noch immer nicht die extreme Sensibilität eines Coil-Dämpfers. Der Grund: Ohne die hohen Luftdrücke kommen Stahlfederdämpfer mit deutlich weniger Dichtungen aus. Das sorgt für weniger Reibung, geringere Losbrechmomente und ein unmittelbares Ansprechen auf kleinste Unebenheiten – das Ergebnis sind spürbar mehr Grip, bessere Traktion und ein sehr sattes Fahrgefühl.
Natürlich hat auch die Stahlfeder ihre Schattenseiten. Je nach Fahrergewicht müssen unterschiedlich harte Federn her, was das Setup aufwendiger macht. Zudem erzeugen sie am gleichen Bike eine deutlich linearere Kennlinie als Luftdämpfer, wodurch der Gegendruck im mittleren Federweg und die Endprogression schwächer ausfallen. Fahrer mit aktivem Fahrstil opfern daher gerne das Ansprechverhalten von Coil-Dämpfern zugunsten der Unterstützung von Luftdämpfern. Und nicht zu vergessen: Luft ist leichter als Stahl. Coil-Dämpfer bringen deshalb stets mehr Gewicht auf die Waage als vergleichbare Modelle mit Luftfeder.
Ob ein Stahlfederdämpfer sein Potenzial entfalten kann, hängt dabei stark vom Rahmendesign ab. Moderne Kinematiken sind jedoch zunehmend auf beide Federtypen ausgelegt, und die lineare Kennlinie harmoniert heute mit deutlich mehr Bikes als früher. Wer ein Upgrade plant, sollte dennoch vorher beim Hersteller klären, ob die Kinematik wirklich mit der Stahlfeder harmoniert.
Das Setup des Bomber CR erfordert etwas mehr Geduld als bei einem Luftdämpfer. Zunächst muss die richtige Federhärte gewählt werden – der Online-Rechner liefert dabei einen groben Anhaltspunkt. Den Sag stellt man einfach über den Gummipuffer am Dämpfer ein: Puffer hochschieben, auf das Bike setzen und den Abstand zum Dämpfergehäuse messen. Der Bomber CR bietet neben der Federvorspannung eine einstellbare Lowspeed-Druckstufe (16 Klicks) und Zugstufe (15 Klicks). Ein Plattformhebel fehlt beim Bomber CR – bewusst. Denn Marzocchi setzt hier auf Minimalismus: weniger bewegliche Teile bedeuten weniger Verschleiß und weniger Defekte.
In unserem Testbike, einem Whyte Elyte EVO RS, ist der Unterschied zum serienmäßigen Luftfederdämpfer sofort spürbar. Klar, es fehlt der Pop und der Gegenhalt, die Reaktionsfreude ist nicht mehr dieselbe. Dafür verleiht der Bomber CR dem Heck des Whyte Grip ohne Ende. Auf Holper-Passagen klebt das Heck förmlich am Boden. Vibrationen und schnelle Schläge filtert das Federbein so souverän, dass man spürbar stabiler und sicherer auf den Pedalen steht. Allerdings sorgt die fehlende Endprogression, wie sie beim serienmäßig verbauten Luftdämpfer üblich ist, dafür, dass bei harten Einschlägen manchmal das Gefühl entsteht, etwas ungebremst durch den Federweg zu „rauschen“.
Der Marzocchi Bomber CR ist eine Top-Wahl für alle, die mehr Grip, Traktion und Komfort wollen – und das zu einem Bruchteil des Preises der High-End-Konkurrenz. Etwas mehr Gewicht und limitierte Einstellmöglichkeiten und der Fehlende Plattformhebel sind die einzigen Kompromisse. Ideal für alle, die in die Welt der Stahlfeder-Dämpfer einsteigen wollen. - Max Fuchs, BIKE-Redakteur