Bereits 2012 experimentierte Fox mit einer Upside-Down-Doppelbrückengabel herum, die von Gee Atherton und Aaron Gwin sporadisch auf Weltcup-Kursen getestet wurde. Eine zu geringe Verdrehsteifigkeit und die Notwendigkeit, viel mehr Gewicht ins Casting zu packen, beendeten jedoch die Bestrebungen, die Gabel zur Serienreife zu bringen. Lange Jahre schien das USD-Projekt eingeschlafen, bis zum Sea-Otter-Festival in diesem Jahr. In den Enduros mehrerer Athleten steckte eine ziemlich seriennahe Upside-Down-Gabel mit Einfachbrücke.
Nun lässt der Fuchs die Katze aus dem Sack und präsentiert die Podium. Die USD-Enduro-Gabel bietet wahlweise 160 oder 170 Millimeter Federweg und wiegt stolze 2770 Gramm. Aufgrund der 20x110-Millimeter-Steckachse aus Stahl und einem wirklich fetten Casting bringt die Podium gut 400 Gramm mehr als eine Fox 38 auf die Waage.
Die Podium wurde über drei Jahre entwickelt und soll laut Fox das Optimum aus Steifigkeit, Gewicht und Performance bieten und sich in erster Linie an Racer richten, egal, ob auf dem MTB oder E-MTB. Beim Innenleben vertraut Fox dabei auf bewährte Technik aus den bestehenden Gabeln. Es kommt eine X2-Dämpferkartusche zum Einsatz.
Warum überhaupt Upside-Down? Upside-Down-Gabeln sind im Motorradsegment der Stand der Technik, im MTB-Bereich aber eher selten und häufig nur bei kleinen Marken vertreten – oder wie die Rockshox RS-1 innerhalb weniger Jahre wieder von der Bildfläche verschwunden. Doch was spricht eigentlich für eine USD-Gabel?
Aufgrund der umgekehrten Bauweise können die Gleitbuchsen in der Gabel in einem deutlich größeren Abstand angeordnet werden. Bei der Podium ist der Abstand 54 Millimeter größer als bei einer Fox 38. Unter Last verkantet die Gabel weniger und kann besser gleiten. Mit dem Einfedern verbessert sich die Situation sogar noch bei einer USD-Gabel, weil die Radachse im Gegensatz zu einer konventionellen Gabel dichter zur unteren Gleitbuchse wandert und den Hebel verkürzt.
Zusätzlich sorgt die umgekehrte Anordnung für eine permanente Schmierung der Dichtungen, die optimal im Öl stehen. Schmutz an den Tauchrohren wird nach unten abgestriffen und kann sich nicht mehr so leicht sammeln. Ein weiterer kleiner Vorteil ist die etwas geringere ungefederte Masse, wodurch die Gabel schneller auf Feinheiten reagieren kann.
Auf der vermeintlichen Schattenseite steht die Steifigkeit. Durch das massive Oberteil fällt zwar die Steifigkeit in Fahrtrichtung extrem hoch aus, die Verdreh- oder Torsionssteifigkeit liegt aufgrund der fehlenden Gabelbrücke aber sehr niedrig. Die Tauchrohre sind nicht wie bei einer konventionellen Right-Side-Up-Gabel mit einer zusätzlichen Gabelbrücke verbunden und werden nur über die Steckachse am Verdrehen gehindert, was auch den Radein- und ausbau erschwert.
Wir konnten die neue Fox Podium bereits ausgiebig auf der Präsentation im Bikepark Leogang/Saalbach auf unterschiedlichen Strecken fahren. Die Gabel funktioniert Fox-typisch geschmeidig und setzt beim Ansprechverhalten sogar noch eine Schippe drauf. Um den Federweg bei serienmäßig zwei Volume-Spacern komplett nutzen zu können, mussten wir leicht unterhalb der Druckempfehlung bleiben.
Besonders auffällig ist das Schluckvermögen bei kleinen und mittleren Hindernissen. Beim Erstkontakt mit Wurzeln und Steinen oder auch bei Landungen inhaliert die Gabel den Schlag fast vollständig. Es kommt überraschend wenig an den Händen des Fahrers an. Selbst beim harten Anbremsen in Bremswellen arbeitet die Podium geschmeidig.
Die deutlich geringere Verdrehsteifigkeit im Vergleich zu einer Fox 38 macht sich bei einem Fahrergewicht von 70 Kilo angenehm bemerkbar. Vor allem auf wurzeldurchzogenen, hängenden Trails generiert die Gabel viel Grip und hält die Linie.
Massive Gabelkrone und 47 Millimeter dicke Standrohre machen die Fox Podium in Fahrtrichtung extrem steif. Dafür fällt die Verdrehsteifigkeit deutlich geringer aus. Fox spricht von der gleichen Verdrehsteifigkeit wie bei einer 36.
BIKE hat die Angaben selbstverständlich im eigenen Testlabor überprüft. Ergebnis: Während die Bremssteifigkeit in Fahrtrichtung mit 373 Nm/° sogar 26 Prozent höher als bei einer Fox 38 ausfällt, liegt die Verdrehsteifigkeit rund 30 Prozent niedriger als bei einer Fox 36. Dennoch erreicht die neue Podium die höchste Verdrehsteifigkeit, die wir jemals bei einer USD-Gabel gemessen haben.
Wie sich die neue Fox Podium im direkten Vergleich zur etablierten Konkurrenz schlägt, werden wir für euch herausfinden. Demnächst erfahrt ihr mehr.
„WIR FOLGEN KEINEM TREND!“ Ariel Lindsley, Produktentwickler bei Fox
BIKE: Wieviel Prozent technischer Vorteil vs. Marketing-Hype stecken in der Podium?
Wir folgen keinem Trend, sondern machen nur etwas, wenn es auch technisch sinnvoll ist. Wir sind daher viele andere USD-Gabeln gefahren. Das Projekt startete mit eindeutigen Fakten, die klar für eine USD-Gabel sprechen.
Ihr deckt den Enduro-Bereich bereits mit der 38 ab. Mit der Podium gibt es eine teure Alternative für den gleichen Einsatz. Macht das Sinn?
Wir wissen, dass wir mit der 38 bereits eine extrem gute und von vielen akzeptierte Gabel im Programm haben. Die Podium ist im Vergleich viel spezieller und spricht eine kleinere Gruppe von Käufern an. Höheres Gewicht, weniger Steifigkeit und ein komplizierterer Radwechsel sprechen gegen die Podium. Aber wer technisch interessiert ist und das Maximum an Performance im rauen Gelände will, wird mit der USD-Gabel glücklicher.
Wie lässt sich der wesentlich höhere Preis von 2400 Euro im Vergleich zu einer 38 Factory (1669 Euro) rechtfertigen?
Die Gabel kostet uns wesentlich mehr in der Produktion, was sicherlich auch an der kleineren Stückzahl liegt. Wir müssen dennoch eine gewisse Marge sicherstellen, um die Podium rentabel zu machen.
Ihr scheint von der USD-Technologie überzeugt. Ist es denkbar, dass USD jetzt auch in den DH-Bereich und auch in kürzere Federwegsklassen streut?
Wir starten mit der Podium und sind offen, was die weitere Produktpalette angeht. Die zukünftige Entwicklung liegt sicherlich auch an der Akzeptanz am Markt, die bislang recht positiv ausfällt. Im XC-Bereich ist der Gewichtsnachteil jedoch zu hoch und die Handhabung beim Radwechsel zu kompliziert.
Es gibt auch namhafte Konkurrenz bei den Federgabelherstellern, die USD-Gabeln nach relativ kurzer Zeit wieder eingestampft haben. Gibt es größere Hürden, gerade im Bezug auf die Toleranzen bei der Produktion?
Wir sind sehr gut was die Produktion von Fahrwerken angeht und bringen eine Menge Erfahrung auf diesem Gebiet mit. Zum Zweiten haben wir uns den bestehenden Markt sehr gut angeschaut und viele Konkurrenzprodukte getestet und gezielt die Dinge verbessert, auf die es unserer Meinung nach ankommt. Gerade was die Torsionssteifigkeit angeht, haben wir einen Sweetspot gefunden. Nicht zu unpräzise und weich, aber auch keinesfalls zu hart und wenig fehlerverzeihend. Um dort hinzukommen haben wir alleine sechs verschiedene Steckachsen, drei unterschiedliche Kronen und eine Menge an Stand- und Tauchrohrkombinationen ausprobiert. Die schweren Teile haben dabei immer gewonnen. Wir haben uns immer für die Performance an Stelle des Gewichts entschieden.
Ein Vorteil von USD ist die bessere Schmierung der Dichtungen. Mit eurem Bypass-Casting besitzen aber auch die konventionellen Gabeln eine Schmierung. Ist diese weniger effektiv?
Es bringt auf jeden Fall was bei konventionellen Gabeln. Aber durch die Schwerkraft sind USD Gabeln einfach immer perfekt geschmiert.
Eine 38 liegt bei 2461 Gramm. Die Podium ist mit 2767 Gramm gut 300 Gramm schwerer geworden. Gewicht schien bei der Entwicklung also keine Rolle gespielt zu haben. Was war demnach das Haupt-Entwicklungsziel?
Die schwereren Optionen fuhren besser. Wir hätten es noch leichter machen können, aber dafür haben wir ja auch andere Modelle im Programm. Leute die ballern und technisch anspruchsvolle Strecken meistern wollen, nehmen das Mehrgewicht sicherlich gerne in Kauf.
USD-Gabeln verfügen über eine hohe Bremssteifigkeit aber wenig Torsionssteifigkeit. Was war im Hinblick auf die Steifigkeit das Entwicklungsziel und musste ihr deshalb soviel Gewicht in Kauf nehmen?
Es gibt eine Art Magie, wo der Sweetspot ist. Beispielsweise zu steif im Bezug auf die Achsen wurde von vielen Fahrern als schlechter wahrgenommen. Schwere Fahrer und E-Bikes machen einen Unterschied, aber alle kamen auf die Achse zurück, die wir jetzt drin haben.