Peter Nilges
· 20.09.2025
Es war das vermutlich am schlechtesten gehütete Geheimnis der Bike-Industrie: Fox ist an einer Upside-Down-Federgabel dran. Bereits Anfang dieses Jahres konnte man an den Bikes diverser Athleten eine wuchtige Enduro-Gabel in umgekehrter Bauweise erspähen. Beim Sea Otter Festival im April dann präsentierte man am Fox-Stand eine Prototypen-USD-Gabel, die verdammt serienreif aussah und mit der mehrere namhafte Fahrer in Gravity-Rennen starteten. Nun ist das Teil mit dem verheißungsvollen Namen Podium offiziell auf dem Markt und soll laut Aussagen von Fox das neue Maß der Dinge sein und alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. Ein vollmundiges Versprechen, wie wir finden.
Die Eckdaten der neuen Superforke klingen erst einmal ernüchternd: Mit 2767 Gramm Gewicht und einem Preis von stolzen 2400 Euro erntet die Podium wenig Applaus. Die USD-Gabel wiegt rund 400 Gramm mehr als eine Rockshox Zeb und ist immer noch 300 Gramm schwerer als die 38 aus eigenem Hause. Preislich ist der Unterschied zur Konkurrenz sogar noch größer. 1150 Euro trennen die Rockshox Zeb in der Ultimate-Ausführung von der neuen Podium – oder etwas drastischer ausgedrückt: Die neue Fox kostet fast das Doppelte im Vergleich zur Top-Gabel von Rockshox. Der Aufschlag zu einer Fox 38 Factory beträgt immer noch gut 700 Euro. Übrigens: Die Podium wird es erstmal nur in der Factory-Ausführung geben und auch für E-MTBs zugelassen sein. Bereits auf der Präsentation in Leogang hinterließ die neue Podium einen bleibenden Eindruck. Auf rund 4500 Tiefenmetern mit wechselnden Bikepark-Strecken stellte die wuchtige USD-Forke ihr Schluckvermögen unter Beweis. Ausgebombte Passagen mit massiven Bremswellen und auch die verblockten Steilabfahrten des Enduro-Worldups steckte die Podium mit Gelassenheit weg. Aber: Um eine wirklich aussagekräftige Einordnung der neuen USD-Gabel zu bekommen, hilft nur der direkte Vergleich. Wie fühlen sich andere Top-Gabeln unter den gleichen Bedingungen auf exakt den gleichen Strecken an? Mit der Rockshox Zeb Ultimate und der Fox 38 Factory X2 holten wir uns die stärkste Konkurrenz und damit die Speerspitze aus dem letzten Enduro-Gabeltest ins Haus. An drei baugleichen Mondraker Foxy Carbon mit identischem Setup machten wir einen Tag lang im Bikepark Bischofsmais die Probe aufs Exempel. Neben drei erfahrenen Testern unterstützte uns zusätzlich 110-Kilo-Mann Philipp, der im Bikeshop am Geisskopf arbeitet. Von ihm wollten wir erfahren, ob sich die Podium aufgrund der umgekehrten Bauweise für Fahrer seiner Gewichtsklasse eventuell zu undefiniert oder gar schwammig anfühlt.
Es gibt Testfelder, da gehen die subjektiven Meinungen der Tester weit auseinander. Persönliche Vorlieben, Fahrstil und auch Erwartungen können solch unterschiedliche Eindrücke befeuern. Im Falle unseres Federgabel-Shootouts herrschte jedoch am Ende des Tages Einigkeit. Auch nach diversen Setup-Änderungen und zahlreichen Runs notierten alle Tester die gleiche Reihenfolge ins Protokoll: Fox Podium vor Rockshox Zeb und Fox 38. Die neue Upside-Down-Gabel kann also doch mehr als nur anders aussehen und stellt die etablierte Konkurrenz in den Schatten. Doch immer der Reihe nach.
Zunächst überraschte uns der ungewöhnlich große Unterschied zwischen der Fox 38 mit Grip-X2-Dämpfer und der Rockshox Zeb Ultimate mit Charger-3.1-Update. Noch im vergangenen Gabeltest in BIKE 11/23 lieferten sich die beiden Hersteller ein Kopf-an-Kopf-Rennen, welches die Zeb nur haarscharf für sich entscheiden konnte. Nun fällt der Unterschied wesentlich deutlicher zugunsten der Zeb aus. Mit dem Kartuschen-Update, bei dem die Lowspeed-Druckstufe reduziert und die Highspeed-Druckstufe erhöht wurde, bietet die Rockshox spürbar mehr Komfort und Schluckvermögen als die Fox 38. Im Vergleich zur Vorgänger-Zeb mussten wir den Luftdruck um gut zehn Prozent erhöhen.
Bei der mittleren Einstellung der Druckstufe vermissten wir zudem etwas Gegenhalt, weshalb wir am Ende des Tages beide Druckstufenregler recht weit geschlossen fuhren. Im Vergleich dazu steht die Fox 38 zwar höher im Federweg, geizt aber auch mit Komfort. Das änderte sich selbst mit weit geöffneter Druckstufe und einem deutlichen Unterschreiten der Luftdruckempfehlung nicht. Vor allem schnelle, harte Schläge drangen im Vergleich recht ungefiltert zu den Händen des Fahrers durch. Das kostet Traktion und ermüdet unnötig. Es fällt schwer, den Federweg auszunutzen.
Der Wechsel auf die Fox Podium ist ein echtes Aha-Erlebnis. Warum? Zum einen nutzt sie den kompletten Federweg, geht aber dennoch nicht auf Block oder schlägt hart durch. Gabel und Dämpfung arbeiten konstant und definiert. Das vermittelt viel Komfort und maximales Schluckvermögen. In diesem Punkt kann die Rockshox Zeb noch ansatzweise mithalten, fühlt sich aber selbst mit viel Druckstufe weniger definiert an. Zum anderen setzt die Podium beim Sprung in verblockte Passagen nicht nur sänftenartig auf und inhaliert den Impact, als wäre er nicht vorhanden, sondern saugt sich förmlich am Untergrund fest. Die Traktion ist der Wahnsinn. Gerade im unteren Teil unsere Teststrecke mit wurzeldurchzogenen, offenen Kurven ist der Grip-Unterschied immens. Wo man mit der Fox 38 und der Zeb bereits das Tempo rausnimmt, weil das Vorderrad immer weiter zum Kurvenrand tanzt, lässt man mit der Podium die Bremse auf und folgt einfach der gedachten Linie.
Ebenfalls erstaunlich: Bei besonders rutschigen Bedingungen scheint die geringere Verdrehsteifigkeit die Lenkimpulse zu glätten, was sich ebenfalls in konstanterem Grip bemerkbar macht. Im Vergleich zu Zeb und 38 liegt die Verdrehsteifigkeit der Podium deutlich niedriger, was sich beim Fahren positiv bemerkbar macht. Die Steifigkeit in Fahrtrichtung fällt dagegen höher aus, was selbst unter hoher Last für eine sehr geringe Reibung sorgen soll. Selbst unser 110-Kilo-Mann Philipp konnte während des Tests nichts Negatives feststellen. Die Daten aus unserem Testlabor überraschen dennoch: So fällt die Verdrehsteifigkeit der Podium gerade mal halb so hoch aus wie bei der 38 oder der Zeb. Selbst eine Fox 36 ist im Vergleich noch 30 Prozent steifer. Nichtsdestotrotz ist die Podium die steifste USD-Gabel, die wir bisher in unserem Testlabor vermessen haben. Unterm Strich scheint das Upside-Down-Konzept voll aufzugehen. Steif in Fahrtrichtung für ein feines Arbeiten unter Last und dennoch weich genug beim Verdrehen für maximale Traktion. Wir sind gespannt, ob diese Entwicklung den Federgabel-Markt nachhaltig beeinflussen wird.
USD-Gabeln sind im Gegensatz zu konventionellen Gabeln meist steifer in Fahrtrichtung, dafür aber deutlich weicher beim Verdrehen. Fox selbst kommuniziert bei der Podium eine Verdrehsteifigkeit auf Höhe einer Fox 36. Das können wir mit unserer Messung nicht bestätigen. Die Podium liegt sogar rund 30 Prozent darunter, was sich in der Praxis aber durchaus positiv bemerkbar macht. Das eröffnet erneut die Diskussion, wie steif eine Gabel überhaupt sein muss, um perfekt im Gelände zu arbeiten. Beim Thema Gewicht ist die neue Podium ganz klar im Nachteil.
In unserem eigenen Testlabor müssen alle Federgabeln Farbe bekennen. Objektive und reproduzierbare Werte in Bezug auf Steifigkeit und Gewicht schaffen eine klare Einordnung und entlarven Marketing-Aus-sagen. Im Praxistest konnten wir die drei Federgabeln in drei identischen Bikes gegeneinander fahren. Das ermöglicht einen schnellen Wechsel der Testkandidaten untereinander, um kleine wie große Unterschiede aufzuspüren. Im Bikepark Geisskopf konnten wir auf unterschiedlichen Strecken die Fähigkeiten der Gabeln optimal ausloten
Im direkten Vergleich mit der Rockshox Zeb und der Fox 38 spielt die Podium in einer eigenen Liga und wirft sogar die Frage auf, ob diese Performance überhaupt in konventioneller Gabel-Bauweise möglich ist. Der Preis hingegen ist eine absolute Frechheit. - Peter Nilges
Für Racer, die alle Register ziehen wollen, ist die neue Fox Podium das Maß der Dinge. Die niedrige Torsionssteifigkeit sorgt für brutale Traktion und dafür, dass das Vorderrad förmlich am Boden klebt. Das erhöht den Speed und das Selbstvertrauen, gerade wenn es wirklich rau zur Sache geht. - Max Fuchs
Müsste ich mein hart verdientes Geld für eine Enduro-Gabel ausgeben, wäre die Zeb mein klarer Favorit. Sie kann alles auf einem sehr hohen Niveau. Die Fox Podium legt von der Funktion her zwar noch eine Schippe drauf, rechtfertigt jedoch nicht den immensen Aufpreis. - Laurin Lehner