Cross-Country-Gabeln im Duell

Ludwig Döhl

 · 15.02.2019

Cross-Country-Gabeln im DuellFoto: Wolfgang Watzke
Cross-Country-Gabeln im Duell

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Fox und Rockshox sind die unangefochtenen Marktführer. Aber wer baut die bessere Gabel für den Marathon- oder Cross Country-Einsatz? Das Duell entscheidet sich erst im Ziel-Sprint.

Urteilt man nach dem Erfolg auf der Rennstrecke, hat Rockshox ganz klar die Nase vorne. Denn im Bike von Nino Schurter siegte die Sid vergangenes Jahr bei jedem Cross-Country-Worldcup. Beim BIKE-Test zählen jedoch keine Worldcup-Punkte, sondern im Labor ermittelte Fakten sowie der Fahreindruck der Testmannschaft. Obwohl Gabelschaft und Krone der Rockshox Sid aus Carbon sind, ist die Gabel 114 Gramm schwerer als die orange Fox 32. Mit der schlanken Step-Cast-Bauweise bringt die Fox ohne Lockout-Hebel nur 1393 Gramm auf die Waage. Ein absoluter Top-Wert, der allerdings nicht ohne Nebenwirkungen daherkommt. Denn die Lenkpräzision leidet unter der deutlich geringeren Verdrehsteifigkeit. Im Gegensatz zu den eher wuchtigen All-Mountain-Gabeln ist das diesmal auch in der Praxis zu spüren. Außerdem braucht man für die Kobolt-Steckachse einen Inbus-Schlüssel. Bei Rockshox reicht ein Griff zur Schnellspann­achse im Fall eines platten Vorderreifens (eine leichte Inbus-Achse ist nachrüstbar). Kleine Schläge filtert die Fox besser als der Konkurrent, sie ist deshalb etwas komfortabler. Die Rockshox spricht etwas schlechter an, gibt den Federweg dann aber rascher frei. Dennoch bleibt der Charakter sportlicher als bei der Fox.

Fazit: Die Fox 32 Float Step Cast holt sich den Duellsieg vor allem wegen ihrer besseren Dämpfung. Aber die Entscheidung war knapp. Fahrer ab 75 Kilo werden wegen der höheren Steifigkeit mit der SID glücklicher.

Kommentar Ludwig Döhl, BIKE-Redakteur:
Endstation Monokultur! Die Marktmacht von Rockshox und Fox ist mittlerweile so groß, dass zumindest an hochwertigen Komplett-Bikes kaum andere Fahrwerke mehr zu finden sind. Auf der folgenden Seite zeigen wir zwar Alternativen zu den Gabeln der Marktführer, die meisten davon habe ich aber auf dem Trail noch nie gesehen. Leichtsinnig könnte man mit den Schultern zucken und "na und?” sagen, aber schon jetzt ist die Federgabel eines der teuersten Bauteile am Mountainbike. Bei weniger Konkurrenz werden die Preise weiter steigen, und der Endverbraucher muss tiefer in die Tasche greifen. Es wird Zeit, dass wieder echte Vielfalt am Markt einkehrt und andere Marken aus ihrem Schattendasein treten.

  Ludwig Döhl, BIKE-TestredakteurFoto: Boris Beyer
Ludwig Döhl, BIKE-Testredakteur

DIE TESTERGEBNISSE

Ein genauer Blick auf die Testkästen lohnt, denn der Testsieg in diesem Duell war hart umkämpft. Beide Gabel arbeiten auf höchstem Niveau.

FOX 32 FLOAT FACTORY SERIE FIT 4 SC 29"

Preis / Gewicht¹ 1289 Euro / 1461 Gramm*
Federweg¹ / Werksangabe 99 mm / 100 mm

Herstellerangaben
Einstellmöglich­keiten Federhärte über Luftdruck, Zugstufe, Druckstufe, Progression
Absenkung / Lenker-Lockout nein / ja
Max. Ø Disc / Gewichts-Limit 205 mm / nein
Verfügbare Schäfte Taper
Verfügbare Ausfallenden 15x110 mm; 15x100 mm

Messwerte¹
Einbaulänge 500 mm
Verdrehsteifigkeit 14 Nm/°
Bremssteifigkeit 168 Nm/°
Sensibilität (15 %) 11 von 12 Punkten
Uphill (20 %) 12 von 12 Punkten
Downhill (25%) 11 von 12 Punkten
Handhabung (10 %) 8 von 12 Punkten
Steifigkeit (15 %) 6 von 12 Punkten
Gewicht (15 %) 11 von 12 Punkten

FAZIT Fox hat sein Lenker-Lockout für 2018 deutlich ergonomischer gestaltet und bietet zusätzlich die Option, auch den Dämpfer darüber anzusteuern. Im Gelände spricht die Gabel feinfühlig an. Sie nutzt den Federweg effektiv und überzeugt mit viel Komfort. Die geringe Verdrehsteifigkeit merken vor allem schwere Fahrer.

BIKE-Urteil² SUPER

  Fox 32 Float Factory Series Fit 4 SCFoto: Georg Grieshaber
Fox 32 Float Factory Series Fit 4 SC
  Fox 32 Float Factory Series Fit 4 SC: Die Kennlinie der Fox ist linear und etwas steiler als die der Sid. Im Gelände steht die Gabel deshalb höher im Federweg und hat mehr Reserven, wenn der Trail richtig rau wird. Foto: BIKE Magazin
Fox 32 Float Factory Series Fit 4 SC: Die Kennlinie der Fox ist linear und etwas steiler als die der Sid. Im Gelände steht die Gabel deshalb höher im Federweg und hat mehr Reserven, wenn der Trail richtig rau wird. 

ROCKSHOX SID WORLDCUP 29"

Preis / Gewicht¹ 1110 Euro / 1507 Gramm
Federweg¹ / Werksangabe 101 mm / 100 mm

Herstellerangaben
Einstellmöglich­keiten Federhärte über Luftdruck, Zugstufe, Druckstufe, Progression
Absenkung / Lenker-Lockout nein / nein
Max. Ø Disc / Gewichts-Limit 203 mm / nein
Verfügbare Schäfte Taper
Verfügbare Ausfallenden 15x110 mm; 15x100 mm

Messwerte¹
Einbaulänge 505 mm
Verdrehsteifigkeit 25 Nm/°
Bremssteifigkeit 153 Nm/°
Sensibilität (15 %) 10 von 12 Punkten
Uphill (20 %) 10 von 12 Punkten
Downhill (25%) 10 von 12 Punkten
Handhabung (10 %) 10 von 12 Punkten
Steifigkeit (15 %) 8 von 12 Punkten
Gewicht (15 %) 10 von 12 Punkten

FAZIT Rockshox schickt eine Gabel ohne Lenker-Lockout in den Test. Trotz Carbon-Schaft und Krone wiegt sie mehr als die Fox. Die separate Einstellung der Druckstufe mussten wir nahezu offen fahren, um der Sid etwas mehr Komfort zu entlocken. Bei harter Gangart im Downhill ist der Federweg rasch aufgebraucht.

BIKE-Urteil² SUPER

  Rockshox Sid WorldcupFoto: Georg Grieshaber
Rockshox Sid Worldcup
  Rockshox Sid Worldcup: Die Rockshox Sid beginnt bereits bei 80 Millimetern Federweg mit der Progression. Bis dahin gibt sie den Federweg deutlich schneller frei als die Konkurrenzgabel von Fox. Foto: BIKE Magazin
Rockshox Sid Worldcup: Die Rockshox Sid beginnt bereits bei 80 Millimetern Federweg mit der Progression. Bis dahin gibt sie den Federweg deutlich schneller frei als die Konkurrenzgabel von Fox. 

*Gewicht mit Lockout-Hebel und Zug. ¹Messwerte aus dem BIKE Labor ²Das BIKE-Urteil gibt die Labormesswerte und den subjektiven Eindruck der Testfahrer wieder. Das BIKE-Urteil ist preisunabhängig.
BIKE-Urteile: super, sehr gut, gut, befriedigend, mit Schwächen, ungenügend. ³Exakter Preis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

DIE ALTERNATIVEN

Neben den Platzhirschen gibt es auch noch andere interessante Gabeln. Die CC-Stoßdämpfer von Formula oder Marzocchi haben wir bereits in der Vergangenheit getestet. Manitou und German Answer wollten uns keine Testgabel schicken. Die SR Suntour ist aktuell nicht im Boost-Standard erhältlich.

MANITOU MARKHOR

Federweg 100 bis 120 Millimeter
Gewicht* 1875 Gramm
Preis 359 Euro (z.B. bei Rosebikes für 269 Euro*)

Fazit: Manitou bietet mit der Markhor eine günstige Alternative, die allerdings deutlich schwerer ist.

  Manitou MarkhorFoto: Hersteller
Manitou Markhor

ROCKSHOX RS 1

Federweg 100 bis 120 Millimeter
Gewicht* 1573 Gramm
Preis 1945 Euro

Fazit: Die Upside-down-Gabel ist ein Exot. Sie ist komforta­bler als die Sid, allerdings auch deutlich teurer.

  Rockshox RS 1Foto: Hersteller
Rockshox RS 1

FORMULA 33

Federweg 100 bis 120 Millimeter
Gewicht* 1508 Gramm
Preis 889 Euro

Fazit: Ergebnis unseres letzten Tests in 2016: komfortable Gabel mit viel Reserven im Downhill.

  Formula 33Foto: Hersteller
Formula 33

GERMAN ANSWER XCITE

Federweg 100 bis 120 Millimeter
Gewicht* 998 Gramm
Preis 1699 Euro

Fazit: Absolutes Leichtgewicht mit Schaft und Stand­rohren aus Carbon. Made in Germany.

  German Answer XciteFoto: Hersteller
German Answer Xcite

MARZOCCHI 320 LR 29

Federweg 80 bis 120 Millimeter
Gewicht* 1695 Gramm
Preis 819 Euro

Fazit: Bezahlbare Alternative aus Italien. Zählt nicht zu den Leichtgewichten unter den CC-Gabeln.

  Marzocchi 320 LR 29Foto: Hersteller
Marzocchi 320 LR 29

SR SUNTOUR AXON

Federweg 80 bis 100 Millimeter
Gewicht* 1488 Gramm
Preis 815 Euro

Fazit: Leichte Federgabel mit Carbon-Krone und Casting. Schnelles Steckachsensystem.

  SR Suntour AxonFoto: Hersteller
SR Suntour Axon

*Gewicht mit Lockout-Hebel und Zug. ¹Messwerte aus dem BIKE Labor ²Das BIKE-Urteil gibt die Labormesswerte und den subjektiven Eindruck der Testfahrer wieder. Das BIKE-Urteil ist preisunabhängig.
BIKE-Urteile: super, sehr gut, gut, befriedigend, mit Schwächen, ungenügend. ³Exakter Preis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

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