Tobias Brehler
· 08.10.2017
Wir haben die neueste Fox 36 Float E-MTB-Gabel getestet. Außerdem: Chris Trojer von Fox erklärt die Unterschiede zwischen „normalen“ Federgabeln und E-Optimized-Modellen.
Chris Trojer: E-Optimized steht für Fox-Federgabeln, die explizit für die Anforderungen an modernen E-Bikes entwickelt wurden. Das Systemgewicht, also Fahrer und Bike, ist bei einem E-Mountainbike höher als bei einem traditionellen MTB. Die Belastungen an der Gabel sind somit höher, ebenso haben erfahrungsgemäß E-MTBs eine höhere Laufleistung in kürzerer Zeit. In den meisten Fällen sind höhere Verzögerungskräfte nötig, um das Bike zu bremsen. Grundsätzlich geht es also darum, die in Anzahl und Stärke höher auftretenden Kräfte gezielt abzufangen und so ein sicheres und ausbalanciertes Fahrverhalten zu generieren.
Vorrangig arbeiten wir bei E-Optimized mit einem verstärkten Gabel-Chassis. Die Technologie der Dämpfung als auch Federung ist grundlegend identisch mit den normalen Fox-Federgabeln, wird aber spezifisch auf das E-Optimized-Chassis abgestimmt. Dieses Chassis hat eine geschmiedete Gabelkrone aus Vollmaterial. Normale Gabeln haben hier eine ausgefräste Gabelkrone, um Gewicht zu sparen. Zudem setzen wir ein dickwandigeres Steuerrohr und dickwandigere Standrohre – zwei Millimeter dickere Wandung im Durchmesser – ein.
Wir haben eine Vielzahl an „valve codes“, also Abstimmungen der Dämpfungskartusche. Diese „Software“ in der Dämpfungskartusche wird an das angepeilte Fahrerprofil, den Federweg, die verwendeten Laufrädern und das Verdichtungsverhältnis der Luftfeder spezifisch angepasst, um das bestmögliche Fahrverhalten zu generieren. Die Abstimmungen, die wir im MTB-Enduro-Segment erarbeitet haben, passen hervorragend auch zu den Anforderungen von E-Bikes – sowohl Off- als auch Onroad.
Der Vergleich zum Fahrergewicht drängt sich natürlich sofort auf, ist aber im Grunde ein etwas hinkender Vergleich: Der Mensch oben auf dem Fahrrad leitet die Kräfte ganz anders in die Gabel ein als Motor und Akku – diese sind starr im Rahmen des Bikes montiert. Zudem kann der Mensch durch Arme und Beine seinen Schwerpunkt auf dem Bike schnell und flexibel verändern. Motor und Akku können das nicht. Außerdem ist die Antriebseinheit so tief im Rahmen angebracht, dass ihr Gewicht umso mehr zum Tragen kommt. Denn ihr Trägheitsmoment schiebt quasi direkt in Richtung Vorderrad, wo die Hauptverzögerung beim Bremsen entsteht. Die Gabel wird somit an dem Punkt wesentlich mehr belastet, an welchem alle diese Kräfte zusammenkommen: Am unteren Ende des Steuerrohrs, genau dort wo unsere E-Optimized Federgabeln wesentlich verstärkt sind. Grundsätzlich geht es also um die Kräfte und deren Richtung, die bei E-Bikes eingeleitet werden. Diese unterscheiden sich vom "normalen” MTB.
Unsere empfohlenen Wartungsintervalle für alle Fox-Federgabeln sind dieselben: Alle 125 Stunden oder einmal jährlich sollte ein Service durchgeführt werden – je nach dem was früher eintritt. An unseren Produkten können alle Servicearbeiten selbst durchgeführt werden und sofern richtig ausgeführt, bleibt die Gewährleistung immer erhalten. Sämtliche Infos sind auf unserer Website in der Help-Rubrik frei zugänglich. Werkzeuge, Dichtungen und Öle sind frei verfügbar und können via Fox Deutschland oder einen kompetenten Fachhändler bezogen werden.
Wir konnten die Fox 36 Float-Federgabel bereits auf dem Skull-Trail am Gardasee testen. Die Gabel spricht Fox-typisch sehr sensibel an und schluckt selbst kleinste Unebenheiten. Wird der Trail steiler, steht die 36 hoch im Federweg und sackt nicht ab. Dicke Brocken inhaliert die Gabel förmlich und verleiht auch bei Highspeed viel Sicherheit. Das Handling ist sehr direkt, die Steifigkeit deutlich höher als bei einer „normalen“ 36. Das Plus an Steifigkeit erkauft man sich mit einem Mehrgewicht von ungefähr 250 Gramm – am E-Mountainbike fallen die aber nicht ins Gewicht.