Tim Folchert
· 28.05.2022
Ein Fully ohne Dämpfer? 2015 sorgte Bold mit dem Unplugged für Aufsehen. Der Dämpfer steckte im Rahmeninneren. Andere Hersteller gehen mit semi-integrierten Dämpfern eigene Wege.
Die kompromisslose Integration des Dämpfers im Rahmen – das haben sich einige Hersteller zur Aufgabe gemacht. Ob vollintegriert wie bei Bold und bei Scotts neuem Spark, oder semi-integriert, wie bei Treks Supercaliber. Die Dämpfer zu verstecken, hat nicht nur optische Gründe. Der teilintegrierte Dämpfer am Trek soll in Verbindung mit den flexenden Streben am Hinterbau die Steifigkeit des Racefullys erhöhen und die Lücke zwischen Hardtail und Fully schließen. Bei Scott und Bold liegt der Dämpfer komplett im Rahmen verborgen. Das sorgt neben der einzigartigen Optik auch für einen tieferen Schwerpunkt. So soll ein agileres Fahrverhalten realisiert werden. Das Patent auf die spezielle Umlenkung kommt allerdings nicht von Scott selbst, sondern von Bold-Ingenieur Vincenz Droux, der auch das 2015 vorgestellte erste Fully ohne sichtbaren Dämpfer entwickelt hat. Die Mehrheitsanteile an Bold gehören heute Scott. Die Schweizer haben das System weiter verfeinert und 2021 das neue Spark vorgestellt. Anstatt stehend im Sitzrohr, ist der Dämpfer beim Bold liegend vor dem Tretlager montiert (Foto ganz oben) und lässt den Schwerpunkt noch tiefer sinken. Einstellungen und Wartungsarbeiten ermöglicht bei Scott wie bei Bold eine Service-Klappe am Unterrohr.
Das hat mehrere Vorteile: Man kann den Dämpfer nach wie vor im Rahmen abstimmen, zudem erleichtert die große Öffnung die interne Zugverlegung. Obendrein findet bei Bold im Unterrohr auch noch ein Notfall-Kit mit Schlauch, Reifenhebern, Ersatzteilen, Mini-Tool und sogar einer Mini-Pumpe seinen Platz. Ein Kofferraum im Rahmen sozusagen. Auch Hersteller wie Specialized, Trek, Scor und Last statten ihre Bikes mit einem Staufach aus. So wird der Platz im Rahmen zwar optimal genutzt, doch leider steigt dadurch in der Regel auch das Gewicht etwas an. Das Einstellen des Dämpfers gestaltet sich trotz der großen Wartungsklappe ebenfalls schwieriger als bei einem frei liegenden Dämpfer.
Beim Dämpferausbau macht es für einen geübten Mechaniker zeitlich kaum einen Unterschied, ob der integriert oder nicht integriert ist. Vorausgesetzt, der Mechaniker kennt die Besonderheiten des jeweiligen Herstellers. Kleiner Dämpfer-Service ab ca. 140 Euro