Nach einem Leak im Internet schafft Wahoo nun Fakten und präsentiert mit dem Elemnt Ace den leistungsstärksten Fahrrad-Computer der relativ jungen Firmengeschichte. Die Neuheit löst damit den Elemnt Roam V2 als Top-Modell ab und tritt in direkte Konkurrenz mit dem Garmin Edge 1050 oder Hammerhead Karoo 3, der im Zuge der neuen Sram Red AXS vorgestellt wurde. Beide GPS-Computer kamen ebenfalls in diesem Jahr auf den Markt, können bei einer speziellen Funktion aber nicht mit dem Wahoo mithalten.
So bietet der US-Hersteller beim Elemnt Ace erstmals einen Windsensor an. In einer kleinen Öffnung auf der Vorderseite des Geräts ist ein Drucksensor integriert, der laut Herstellerangaben die Auswirkungen des Luftwiderstands bestimmt. Im Gegensatz zu hochexklusiven Aero-Messsystemen wie vom britischen Start-up Body Rocket kann der Wahoo allerdings keine Luftwiderstandswerte (Cda) ermitteln, sondern berechnet eine “effektive Luftgeschwindigkeit auf der Grundlage der Geschwindigkeit und des Luftwiderstands”.
Wahoo führt dafür ein neues Datenfeld namens “Airspeed” ein, anhand dessen der Fahrer erkennen soll, wie sich Rückenwind, Windschatten oder Gegenwind auf die Geschwindigkeit auswirken. Zur Veranschaulichung ist das Datenfeld je nach Windsituation farblich eingefärbt. Ein Beispiel: Beträgt die reale Geschwindigkeit bei neutralen Windbedingungen 30 km/h, wird auch die effektive Geschwindigkeit mit 30 km/h vor blauem Hintergrund angezeigt. Erhält man Unterstützung durch Rückenwind mit 5 km/h stellt der Elemnt Ace die effektive Geschwindigkeit mit 35 km/h vor grünem Hintergrund dar. Insgesamt unterscheidet der Wahoo zwischen drei Szenarien: Airboost (Grün), Neutral Air (Blau) und Airdrag (Orange/Rot). Über eine App lassen sich nach der Fahrt die verschiedenen Windsituationen auswerten.
Eine weitere Neuerung beim Elemnt Ace ist die Bedienung per Touchscreen. Der neue Wahoo orientiert sich damit an den Konkurrenzmodellen von Garmin oder Hammerhead, wobei kein anderer Hersteller ein größeres Display liefert. Die US-Amerikaner versprechen die “Benutzerfreundlichkeit eines Smartphones”, wobei der Elemnt Ace in Relation zum iPhone 12 Mini unseres Testers riesig ausfällt und mit 210 Gramm ordentlich auf die Waage drückt. Zum Vergleich: Die High-End-Modelle von Garmin (Edge 1050), Hammerhead (Karoo 3) oder Sigma (Rox 12.1 Evo) sind zwischen 50 und 100 Gramm leichter.
Die Navigation erfolgt künftig nicht mehr ausschließlich über visuelle und akustische Abbiegehinweise, sondern bekommt eine vollwertige Sprachsteuerung. Benutzerfreundlicher soll zudem die Synchronisierung des Elemnt Ace laufen. Die Neuheit wird erstmals mit der Cloud-basierten Wahoo-App eingerichtet, wodurch sich unter anderem Routen schneller vom Smartphone auf den Rad-Computer übertragen lassen sollen. Die US-Marke beseitigt damit laut eigener Aussage “die langjährigen Frustrationen im Zusammenhang mit dem Laden, Suchen und Übertragen von Routen”. Bei den “alten” Modellen Roam und Bolt erfolgt die Synchronisation über die Elemnt-App.
Im Vergleich zum bisherigen Flaggschiff, dem Roam V2, ist die Akkulaufzeit fast verdoppelt und wird mit 30 Stunden angegeben. Damit hängt der Elemnt Ace auch den Hauptkonkurrenten Garmin ab. Für den Edge 1050 wird im GPS-Modus eine Laufzeit von 17 Stunden angegeben. Dass sich mit ein High-End-Gerät wie dem Wahoo die elektronischen Schaltsysteme von Shimano und SRAM oder eine GoPro bedienen lassen, versteht sich fast von selbst.
Preislich sortiert sich der Elemnt Ace mit 599,99 Euro über dem Sigma Rox 12.1 Evo (379,99 Euro) und Hammerhead Karoo (499,99 Euro) ein. Im Vergleich zum Garmin Edge 1050 (749,99 Euro) ist der Wahoo allerdings 150 Euro günstiger.
Die Rennrad-Redaktion unseres Schwestermagazins TOUR konnte den brandneuen Wahoo Elemnt Ace bereits ausprobieren. Vor der ersten Jungfernfahrt mussten sie sich allerdings zunächst an die neue Menüführung und neue Schnittstelle gewöhnen. Wie bei den bekannten Modellen Roam und Bolt findet man sich aber auch beim Ace schnell zurecht.
Das Laden der Route ging flott, die Touchscreen-Funktion arbeitet tadellos. Zwischen den Seiten lässt sich per Swipe-Geste schnell hin- und herwischen. “Wahooligans” dürften aber wohl weiter auf die leichtgängigen Tasten setzen. Dafür kann der “Airspeed” etwas ablenken. Die neue Funktion zog unseren Testfahrer so in ihren Bann, dass er Steigungsprozente oder Abbiegehinweise kaum noch wahrnahm.
Laut Wettervorhersage herrschten bei der Testrunde Windgeschwindigkeiten um 10 km/h. Bei solch gemäßigtem Wind bewegten wir uns laut der Datenauswertung zu fast 80 Prozent im blauen Bereich “Neutral Air”. Vom Rückenwind (Airboost) oder Gegenwind (Airdrag) war demnach kaum etwas zu spüren. Ein Eindruck, den unser Tester auch bestätigen würde. Mangels eines zweiten Fahrers konnten wir bislang noch nicht testen, wie sich der “Airspeed” im Windschatten äußert. Zwar hängten wir uns für ein paar Meter hinter ein Auto, das Datenfeld leuchtete aber weiter Blau auf.
Ambitionierte Fahrer dürften sich am extrem hohen Gewicht des Wahoo Elemnt Ace stören. Durch die großen Abmessungen braucht er zudem viel Platz vor dem Cockpit, man sollte dementsprechend auf eine lange Halterung achten. Wie die US-Amerikaner mitteilen, sollen Drittanbieter ab dem kommenden Jahr spezielle Mounts anbieten. Wahoo liefert eine robuste Alu-Halterung mit, diese ist allerdings nur mit runden 31,8-Lenkern kompatibel.