Jan Timmermann
· 15.05.2025
Bis unters Titangehäuse voll mit Funktionen will die Huawei Watchfit 4 Pro anspruchsvolle Sportler ansprechen. Egal ob intensives Training oder lockerer Spaziergang: Das neue Outdoor-Flaggschiff des chinesischen Technologiegiganten soll immer mit. Mit 279 Euro fällt der Preis für die Smartwatch im Konkurrenzvergleich eher niedrig aus. Wir waren sehr gespannt, ob die neue Uhr trotzdem die Bedürfnisse von Bikern befriedigen kann.
>> Alle Infos zu den neuen Smartwatches Huawei Watchfit 4 Pro und 5 haben wir hier zusammengetragen.
Am Handgelenk wirkt die neue Smartwatch von Huawei hochwertig und schick. Das Titangehäuse vermittelt einen robusten und dennoch eleganten Eindruck. Das Display besitzt viel Fläche ohne klobig zu wirken. Der Setup-Prozess und das Koppeln mit der Huawei Health App dürfte Durchschnitts-User nicht vor Herausforderungen stellen. Kompatibel ist die Watchfit 4 Pro sowohl mit Android- als auch mit iOS-Betriebssystemen. Etwas übersichtlicher dürfte die App noch sein, denn allerlei Werbeanzeigen für kostenpflichtige Bonus-Features stören Optik und Orientierung. Wie bei Smartwatches und sensiblen Gesundheitsdaten üblich müssen vor Nutzung aller Funktionen erst ein Konto angelegt und zahlreiche Einwilligungen erteilt werden. Bis man alle Individualisierungs- und Anwendungsmöglichkeiten entdeckt, beziehungsweise durchblickt hat, vergehen schon mal ein paar Tage. Bei einem so komplexen und fähigen Produkt, wie der Watchfit 4 Pro ist das aber kaum verwunderlich.
Gefallen hat uns die Handhabung des Touchscreens. Dieser reagiert zackig und der Wechsel zwischen den Einzelseiten ist absolut logisch durchdacht. Auch mit MTB-Handschuhen ist der Touchscreen problemlos kompatibel. Hier zeigt der Tech-Gigant, wo seine Stärken liegen. Das Drehrad am rechten Rand der Uhr ist zwar ein nettes Detail, kam in unserem Test aber nur selten zur Anwendung. Die wohl meistgenutzten Funktionen einer Smartwatch integriert Huawei gekonnt ins System. Die permanente Pulsmessung via Lichtsensor funktioniert im Alltag problemfrei und zeichnet eine authentische Herzfrequenzkurve auf. Auch die Schlafanalyse erscheint schlüssig und bietet eine Orientierung über die verschiedenen Schlafphasen. Im Test erkannte die Uhr ab und an Wachphasen nicht als solche und überschätzte die Schlafdauer leicht - ein typisches Phänomen von Smartwatches. Mittels EKG-Messung kann die Watchfit 4 Pro bei der Früherkennung von Herzproblemen helfen. Die Studienlage ist sich einig, dass Smartwatch-EKGs aus medizinischer Sicht eine relativ hohe Fehlerquote aufweisen. Dennoch ein cooler Benefit, der innerhalb weniger Minuten umgesetzt ist.
Spannend wird es beim Tracking des Aktivitätsniveaus. Huawei wählt dazu die drei Kategorien Bewegen, Trainieren und Stehen. Die Wissenschaft ist sich allerdings uneinig ob Stehen wirklich zum Gesundheitsmerkmal taugt. In den Grundeinstellungen waren die Ziele auffällig leicht erreichbar. Bereits 60 Minuten entspanntes Spazieren inklusive Telefonieren und Podcast-Hören reichten bereits aus, um das von Huawei gesteckte Tagesziel zu erreichen. Neun Stunden Bergwandern füllte die Aktivitätsanzeige über elf mal aus. Für Sportler ist das nicht unbedingt ausreichend, obwohl der Hersteller die Smartwatch extra für solche vorsieht. Es empfiehlt sich also die Ziele deutlich höher zu stecken. Natürlich darf bei der Watchfit 4 Pro auch ein gewisses Maß an Gamification nicht fehlen. So werden für verschiedenste virtuelle Meilensteine Medaillen vergeben, Nutzer können Punkte sammeln und ihre Erfolge mit der Community teilen.
Für Sportler hält die Huawei allerlei Trainingspläne bereit, die verschiedene Schwerpunkte (zum Beispiel Gewichtsverlust) setzen. Leider sind die meisten davon nicht umsonst. Was es ohne Bezahlung gibt sind angeleitete Meditations-, Atem-, Aufwärm- und Dehnübungen, teilweise auch speziell für Radfahrer. Auf dem Uhrenbildschirm wird dann ein Mensch animiert, der die Übungen vormacht und eine Stimme aus der Uhr sagt, was zu tun ist. Dass Huawei solche kurzen Einheiten direkt auf der Uhr integriert ist super. Die meisten Sportler werden wahrscheinlich jedoch eher auf ein Youtube-Video oder ähnliches zurückgreifen. In der Huawei Health App findet sich eine Anwendung um den Zusammenhang von Ernährung und Körpergewicht zu kontrollieren. Durch das Eingeben der konsumierten Lebensmittel lassen sich hier Kalorien und Nährstoffe zählen. Bis zu 1,6 Kilo Gewichtsabnahme pro Woche werden dort für einen 80 Kilo schweren Mann als möglich suggeriert und ein entsprechendes Kaloriendefizit vorgeschlagen. Auch hier müssen Sportler aufpassen (Stichwort Unterversorgung), auch hier sind manche Funktionen hinter einer Paywall versteckt. Huawei geht aufgrund von Nutzerumfragen davon aus, dass viele Träger einer Smartwatch mit der Vielzahl an Daten überfordert sind. Das neue Health-Insights-Feature soll deshalb die wichtigsten Gesundheits- und Fitness-Kennzahlen in einer Cross-Analyse aufbereiten und einfache, personalisierte Tipps liefern. In unseren Augen ein gelungener Vorstoß in Richtung Nutzerfreundlichkeit.
Auf der Mountainbike-Tour sitzt die Huawei Watchfit 4 Pro unauffällig am Handgelenk. Vielfältige Screens zeigen jede Menge Daten an und lassen sich individuell konfigurieren. Durch Sprachansagen oder Vibration macht die Smartwatch ihren Nutzer immer wieder auf erreichte Kilometerziele und verbesserte Leistungen aufmerksam. Leider zeichnete die Huawei in mehreren Testläufen eine fehlerhafte Höhenmeter-Messung auf. Bei einer zweistündigen Bike-Runde lag die Abweichung bei immerhin über zehn Prozent, auf einer neunstündigen Wanderung gar bei über 50 Prozent zu viel gemessener Höhe. Auch die Fahrt mit einer Seilbahn erkennt die Smartwatch nicht automatisch. Punktuell kam es beim Laufen zu unrealistisch hohen Pulswerten. In den meisten Fällen stimmte die gemessene Herzfrequenz aber selbst über längere Zeiträume hinweg. Auch Daten, wie Distanz, Ankunftszeit und Sauerstoffsättigung entsprachen realistischen Werten. Wermutstropfen für Sportler: Das Textilarmband unserer Testuhr ist fest vernäht und lässt sich nicht separat waschen. Bei schweißtreibenden Radfahrten ein Problem.
Eine weitere Kernkompetenz der neuen Huawei Watchfit 4 Pro soll deren Navigationsfunktion sein. Mit einigen Klicks in der App und auf der Uhr lassen sich Komoot- oder Strava-Konten koppeln. Der Routen-Import gelingt einfach. Für Radsportler kann die Smartwatch ein lenkermontiertes GPS-Gerät nicht ersetzen. Die Uhr liegt nicht im permanenten Blickfeld und bleibt deshalb ein Add-On. Gut gefallen hat uns die Navigation fürs Laufen und Wandern. Das kostenlose Kartenmaterial reicht um sich zurechtzufinden und enthält auch Höhenlinien, jedoch kaum Daten zu Wegen. Einer virtuellen Route zu folgen ist mit der Watchfit jedenfalls deutlich angenehmer, als wenn ständig das Handy aus der Tasche gezogen werden muss.
Die Huawei Watchfit 4 Pro ist eine Smartwach, wie sie viele Menschen für den täglichen Gebrauch suchen dürften. Ästhetisch und hochwertig macht die Nutzung der Uhr auf Anhieb Spaß. Die Fülle an Funktionen ist hoch, die Handhabung gelungen. Nicht alle Features befriedigen anspruchsvolle Biker. Zum Wandern, Laufen und zum Tracking der Alltagsbewegung aber bietet die Huawei eine gute Basis. Schade, dass einige spannende Anwendungen zusätzliches Geld kosten. Dafür ist der Anschaffungspreis absolut fair. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Preis: 279 Euro >> hier erhältlich