Garmin stellt mit dem Edge MTB nicht nur den ersten Fahrradcomputer vor, der explizit für Gravity-Mountainbiker entwickelt wurde. Das Navi ist auch im Gegensatz zu seinen großen Geschwistern Edge 1040 (im Bild unten) oder 1050 deutlich handlicher. Ob das ein Vor- oder Nachteil ist, davon gleich mehr.
Das Gerät richtet sich laut Hersteller an Enduro- und Downhill-Fahrer/innen, die präzise Datenaufzeichnung und robuste Technik benötigen. Dafür verfügt das Garmin Edge MTB über spezielle Aktivitätsprofile (Enduro und Downhill neben den bekannten) und kann vor allem die Tracks mit 5-Hz-GPS-Technologie aufzeichnen. Laut Garmin bei einer Akkulaufzeit von bis zu 14 Stunden.
Die Konstruktion setzt auf Widerstandsfähigkeit. Das kompakte Gehäuse verwendet kratzfestes Corning Gorilla Glass, das Ästen, Schlamm und Schotter standzuhalten hat. Das Gerät ist zertifiziert nach IPX7, also sogar wasserdicht beim Untertauchen in 1 Meter tiefes Wasser für maximal 30 Minuten.
Das Display ist klein: 44 x 33 mm (2,13 Zoll) sichtbarerer Teil. Daher ist das Edge MTB auch wieder ein Garmin-Computer der vollständig auf Tastenbedienung setzt. Sieben Tasten, links, rechts und unten ermöglichen die Bedienung auch mit Handschuhen. Das farbige Display bleibt bei Sonne gut ablesbar - vorausgesetzt man fährt es mit mindestens 70 % Helligkeit und ohne die automatische Anpassung bzw. die Abschaltung.
Die 5-Hz-GPS-Aufzeichnung der Tracks erfasst laut Garmin fünf Datenpunkte pro Sekunde und ermöglicht hochpräzise Track-Aufzeichnung in den Enduro- und Downhill-Profilen. Diese hohe Abtastrate verbessert die Genauigkeit bei schnellen Richtungswechseln und steilen Passagen. Multi-Frequenz-Empfang sorgt für stabiles Signal auch unter dichtem Baumbestand oder in engen Tälern.
Vorinstallierte Trailforks-Karten bieten Zugang zu weltweiten MTB-Traildaten. Die ForkSight-Funktion zeigt vor der Fahrt Details zu Distanz, Länge, Höhenmetern und Schwierigkeitsgrad der geplanten Trails an. Diese Information hilft bei der Tourenplanung und Einschätzung der benötigten Zeit.
Trendline Popularity Routing findet die beliebtesten Routen anderer Garmin-Nutzer in der Region. TopoActive-Karten zeigen asphaltierte und unbefestigte Wege sowie verkehrsreiche Straßen für die Navigation zwischen den Traileinstiegen (Trailheads). Die Bike-spezifische Routenführung berücksichtigt Fahrradwege und vermeidet Autobahnen.
Die MTB-Dynamics analysieren Grit, Flow und Sprünge während der Fahrt - schon bekannt vom Edge 1040. Diese Metriken bewerten Schwierigkeit, Fahrdynamik und Airtime für die detaillierte Runanalyse beim Bier oder der Schorle danach. Das Enduro-Profil zeigt Höhen- und Tiefenmeter sowohl für einzelne Runs als auch die gesamte Aktivität an.
Das Downhill-Profil speichert automatisch jeden Run und startet neu, sobald der Fahrer in Lift oder Shuttle einsteigt. Diese Automatik trennt Abfahrten von Aufstiegen und erstellt eine separate Statistik für jede Sektion.
Wir haben das Garmin Edge MTB zunächst auf den Hometrails, dann im Bikepark Willingen mitgenommen. Vorneweg: Bis zum letzten Software-Update 28.20 hatten wir immer wieder das Problem, dass sich das Gerät etwa alle 20 Minuten komplett neu startete.
Was beim Fahren bewirkte, dass etwa 1 oder 2 Minuten keine Navigation möglich war, die Aufzeichnung wie nach einer Pause aktiviert und der Modus im Enduro-Profil (Abstieg / Aufstieg) neu gewählt werden musste.
Auch litt die Akku-Performance unter der Neustarts, sodass maximal 5 oder 6 Stunden Laufzeit realistisch waren, was einen Tag im Bikepark aber in der Regel schon überschreitet. Bei der letzten Testfahrt im Bikepark war dann alles normal, und - das auch vorweg - die Akku-Laufzeit war nach dem Software-Update
Generell muss man sich an die Tastenbedienung ein wenig wieder gewöhnen - für das Zoomen der Karte etwa muss eine Taste zunächst länger gehalten werden, dann erscheinen Plus und Minus im Display.
Und Zoomen muss man öfter, wenn man nicht im Bikepark ist, wegen der Größe des Displays. Wenn dann noch die Anzeige für den Climbpro-Assistenten und eine Warnung vor einem Gefahrenpunkt gleichzeitig auftauchen, wird es sehr eng für die Karte.
Hat man sich einmal dran gewöhnt, sind die stramm gehenden Tasten sehr gut zu erreichen, funktionieren auch mit dickeren Handschuhen perfekt, und es gibt vor allem keine Falscheingaben wie auf einem Touchdisplay bei Regen. Klar, um durch die Menüs zu navigieren, muss ich jetzt auf verschiedene Tasten drücken - das ist aber mit ein bisschen Gewöhnung machbar.
Die Aufzeichnung der Tracks im Enduro-Modus wechselt nicht automisch zwischen Up- und Downhill. Man muss vor dem Anstieg den Modus umschalten, oder das Garmin-Navi macht keinen Unterschied und rechnet einfach Höhenmeter.
Will man aber eine dezidierte Übersicht beispielsweise über die Zeiten oder die gemachten Tiefenmeter, muss man an den Wechsel denken. Das ist im Eifer der Hatz über natürliche Trails etwas schwer, wo kein Bikepark-Lift die nötige Zäsur schafft.
Hervorheben möchte ich aber den Preis von 400 Euro, der im Vergleich zu den großen Garmin Edge-Modellen sehr günstig ist - und das bei nahezu gleichem oder eben größerem Funktionsangebot, wenn man die neuen Aktivitätsprofile nutzen möchte.
Damit ist das “kleine” Edge von Garmin sicher eine gute Alternative nicht nur für Gravity-Fans. Auch die Akku-Laufzeit war nach dem Software-Update in einem guten Bereich: noch ca. 60 % Akkuleistung nach gut 5 h Aktivität im Enduro-Modus.
Die Konnektivität mit Brustgurt (Garmin) und E-Bike (Trek) funktionierte gewohnt reibungslos.