VergleichWie kompatibel sind E-Bike-Display und Akku?

Matthias Schwindt

 · 25.10.2021

Bosch Nyon (2021)
Foto: Hersteller
Den Strom für Handy und Radcomputer direkt aus dem E-Bike-Akku beziehen und sich die Routenführung am E-Bike-Display anzeigen lassen? Wie weit liegen Wunsch und Wirklichkeit beim Thema Konnektivität noch auseinander?
  • Bosch Nyon 2021
  • Bosch Intuvia
  • Shimano E6100
  • Bosch Smartphone Hub
  • Bosch Kiox
  • Yamaha Display C
  • Flyer FIT D1
  • Giant Ridecontrol Evo 2 & Dash Evo
  • Fazua Remote BX & FX
  • Specialized TCU

Komplette Vernetzung noch weit entfernt

Um es gleich vorwegzunehmen. Der Weg zum „vernetzten“ E-Bike ist noch weit. Für unseren Vergleich haben wir die meistverbreiteten Displays auf Lademöglichkeiten, Koppelungsfähigkeit mit Smartphone-Apps und Navigationsfunktionen untersucht. Selbst die naheliegende Möglichkeit, über einen USB-Anschluss andere Endgeräte aus dem Fahrrad-Akku mit Strom zu versorgen, ist nur an wenigen Systemen möglich. Von der Vision, dass Fahrdaten standardisiert an das Smartphone oder an Navigationsgeräte wie beispielsweise von Garmin oder Wahoo übertragen und angezeigt werden, sind die meisten Antriebssysteme noch weit entfernt.

Hersteller-Apps fürs Smartphone, die es zu den meisten Antriebssystemen gibt, werden kaum aktualisiert oder weiterentwickelt. Bei Shimano können derzeit nur wenige ausgewählte Geräte bestimmter Anbieter verbunden werden. Dagegen funktioniert die Übertragung von Routenhinweisen aufs E-Bike-Display über die Kopplung mit bekannten Outdoor-Apps in vielen Fällen schon gut. Systeme, die auf offene Funk-Standards, wie den für E-Bikes (Light Electric Vehicle) optimierten ANT+ LEV (Specialized und Giant) oder Bluetooth (Yamaha, Fazua) setzen, bieten derzeit die größtmögliche Kompatibilität.

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Handy, Navi oder Radcomputer. Welches Gerät kommuniziert mit dem E-Bike-Display?Foto: Daniel SimonHandy, Navi oder Radcomputer. Welches Gerät kommuniziert mit dem E-Bike-Display?

E-Bike-Displays von Bosch

Bosch hat eine große Bandbreite an E-Bike-Displays im Programm. Von der einfachen Anzeige beim Intuvia-Display bis zum Nyon mit vollwertiger Offline-Navigation. Keines der Bosch-Displays kann sich jedoch mit Navigationsgerät oder Radcomputer verbinden.

Bosch Nyon (2021)

Bosch Nyon (2021)Foto: HerstellerBosch Nyon (2021)

Komplette Schaltzentrale fürs E-Bike. Klassische Steuerungsfunktionen erfolgen über den Tastschalter am Lenker. Das 3,2 Zoll große Farb-Touchscreen-Display liefert alle Fahr- und Fitnessinfos auf den individuell einstellbaren Datenseiten. Integriert ist eine vollwertige Offline-Navigation. Die Qualität der berechneten Streckenvorschläge konnte im Test allerdings nur selten überzeugen. Entweder wurden bei „schneller Route“ stark befahrene Straßen bevorzugt, oder bei „schöner Route” bremsten kleinste Trampelpfade und viele Abbiegungen ein flottes Vorankommen aus. Rettung bieten die Integrationen von Komoot für die Tourplanung und Outdooractive für fertige Tourvorschläge. Diese Strecken lassen sich importieren und anschließend komfortabel auf dem Nyon nachradeln. Die Verbindung zwischen dem E-Bike und den Onlineportalen kann über WLAN und die Bosch-App hergestellt werden. Die Lademöglichkeit für das Smartphone wurde beim Modellwechsel entfernt.

  • Lademöglichkeit: Nein
  • Bedienung über: Lenker-Tastschalter, Farb-Touchscreen-Display
  • Navigation: Ja, über Komoot- und Outdooractive-App

Bosch Intuvia

Bosch IntuviaFoto: HerstellerBosch Intuvia

Beim Intuvia-Display sieht man alle relevanten Fahrdaten auf einem sehr gut ablesbaren LCD-Bildschirm. Die Bedienung erfolgt über den Tastschalter am Lenker und einige Tasten am Display. Als eines der wenigen bietet dieses E-Bike-Display eine Lademöglichkeit für Handy & Co. Für Intuvia stehen zwei smarte Aufrüstmöglichkeiten bereit. Auf den Sockel des Intuvia-Displays passt der Bosch Smartphone Hub. Dieser bietet den vollen Funktionsumfang der Cobi Smartphone App. Alternativ bietet Hersteller SKS mit der Halterung Compit/E+ eine smarte Erweiterung mit Powerbank an.

  • Lademöglichkeit: Ja (0,5 Ampere)
  • Bedienung über: Lenker-Tastschalter, SW-Display
  • Navigation: Nein

Bosch Smartphone Hub

Bosch Smartphone HubFoto: HerstellerBosch Smartphone Hub

Im Unterschied zu den klassischen Displays stellt der Bosch-Adapter über Smartphone und die Cobi Bike App eine Verbindung mit dem E-Bike her. Für den vollen Funktionsumfang muss das Smartphone in den Hub geklemmt werden, dient somit als großer Bildschirm am Lenker und wird vom Fahrrad mit Strom und Daten versorgt. E-Bike-Steuerung und App-Grundfunktionen werden per Lenker-Tastschalter bedient. Alles Weitere über das Handy-Display. Ohne Smartphone informiert ein im Hub integriertes Mini-Display nur noch über Basis-Daten. Der Gedanke hinter der Hub-Lösung: Ein Smartphone wird häufiger erneuert als das E-Bike. Über das Smartphone und regelmäßige Updates ist es leichter, den Funktionsumfang aktuell zu halten. Für iPhone-Modelle stehen passgenaue, komfortable Aufnahmeschalen bereit. Android-Smartphones müssen etwas fummelig in einer Klemmhalterung befestigt und per Kabel mit Strom versorgt werden.

  • Lademöglichkeit: Ja
  • Bedienung über: Lenker-Tastschalter, Mini-Display
  • Navigation: Ja, über Cobi Bike App

Bosch Kiox

Bosch KioxFoto: HerstellerBosch Kiox

Das kompakte 1,9-Zoll-Farb-Display liefert in erster Linie Fahrdaten wie Geschwindigkeit, Batteriestand etc. Über die via Bluetooth verbundene Bosch-App werden Tour-Aufzeichnung und eine Minimal-Navigation möglich. Über die Bosch-App kann ein Ziel eingegeben und eine Strecke erstellt werden. Alternativ kann eine geplante Strecke aus dem Komoot-Portal direkt ins Bosch-System geladen werden. Eine Linie dient dann auf dem E-Bike-Display zur Navigation. Auf dem Kiox-Display stehen zahlreiche Fitness-Informationen wie Trittfrequenz und Leistungsanalye zur Verfügung. Wird ein Brustgurt gekoppelt, lassen sich die Fitnessdaten noch erweitern. Das Kiox-Display liefert darüber hinaus den stärksten Ladestrom im internen Bosch-Vergleich.

  • Lademöglichkeit: Ja (1 Ampere)
  • Bedienung über: Lenker-Tastschalter, Farb-Display
  • Navigation: Strecke aus Bosch-App

Weitere Displays anderer Marken

Shimano E6100

Shimano E6100Foto: HerstellerShimano E6100

Das 2,7 Zoll große E-Bike-Display informiert über aktuelle Fahrdaten und wird über einen kompakten Tastschalter am Lenker und Tasten am Display bedient. Besonders praktisch ist eine Übersichtsseite mit den zu erwartenden Reichweiten in allen Unterstützungsstufen. So ist auf einen Blick erkennbar, mit welcher Motorunterstützung die geplante Tour zu machen ist. Über Shimanos E-Tube App lassen sich Updates einspielen sowie Stärke und Charakteristik der Unterstützung an eigene Fahrvorlieben anpassen. Die Shimano Ride App, eigentlich als Display-Erweiterung gedacht, funktioniert in der Praxis allerdings nicht zuverlässig. Als externe Verbindungspartner lässt Shimano nur ausgewählte Hersteller zu. Ausschließlich auf Garmin- und Sigma-Geräten können die E-Bike-Daten angezeigt und gespeichert werden. Eine Ladeoption wird von Shimano nicht angeboten.

  • Lademöglichkeit: Nein
  • Bedienung über: Lenker-Tastschalter, SW-Display, App-Datenübertragung
  • Kompatible Geräte: Garmin, Sigma
Die spezielle Shimano-Steps-Seite zeigt die E-Bike-Daten im Garmin Edge an.Foto: HerstellerDie spezielle Shimano-Steps-Seite zeigt die E-Bike-Daten im Garmin Edge an.

Yamaha Display C

Yamaha Display C + LenkertastschalterFoto: HerstellerYamaha Display C + Lenkertastschalter

Das 2,8 Zoll große E-Bike-Display informiert über aktuelle Fahrdaten und wird über einen Lenker-Tastschalter gesteuert. Ladestrom fürs Smartphone stellt eine Mikro-USB-Buchse zur Verfügung. Zur Navigation dient die Komoot-App. Für Richtungsanzeigen muss im Display-Menü erst der Anzeigemodus umgestellt werden und anschließend die Komoot-App auf dem Smartphone gekoppelt werden. Bei aktiver Navigation erfolgt die Zielführung mit Abbiegepfeilen und nächstem Straßennamen parallel auf dem Display. In der Stadt ist diese Navigation ausreichend, während im Gelände die Pfeile alleine nicht für sichere Zielführung ausreichen. Über eine Bluetooth-Schnittstelle können auch Daten an Radcomputer übertragen werden.

  • Lademöglichkeit: Ja (0,8 Ampere)
  • Bedienung über: Lenker-Tastschalter, SW-Display, App-Datenübertragung
  • Navigation: Ja, Pfeildarstellung aus Komoot-App
Navi-Anzeige des Yamaha Display CFoto: Matthias SchwindtNavi-Anzeige des Yamaha Display C

Flyer Fit D1

Flyer Fit D1Foto: HerstellerFlyer Fit D1

Optimal gelöst hat Flyer die Smartphone-Lademöglichkeit aus dem E-Bike-Akku. Eine Standard-USB-Buchse unter dem Display versorgt über ein kurzes USB-Kabel externe Geräte mit ausreichend Strom. Mit der Flyer Intelligent Technology (FIT) kommt die Komoot-Navigation vom Smartphone auf das E-Bike-Display. Die Routenführung wird in der Komoot-App gestartet. Wenn Smartphone und E-Bike gekoppelt sind, erfolgt die Zielführung sofort parallel auf dem FIT-Display. Auf der Navigationsseite wird das nächste Abbiegemanöver groß dargestellt, während darunter die Straßenfolge erscheint. Auf allen anderen Display-Seiten gibt es den Abbiegepfeil mit Entfernungsangabe in Klein. In der Stadt ist diese Navigation ausreichend, während im Gelände die Pfeile alleine nicht ausreichen. Für die Erfassung von Fitness-Daten kann auch ein Bluetooth-Brustgurt mit dem FIT-Display gekoppelt werden. Standard-Schnittstellen und Datenübertragung an Garmin, Wahoo oder ähnliche externe Geräte ist nicht möglich. Eine eigene App, um z. B. den Antrieb an die eigenen Wünsche anzupassen, existiert nicht.

  • Lademöglichkeit: Ja (1,1 Ampere)
  • Bedienung über: Lenker-Tastschalter, Farb-Display
  • Navigation: Ja, Pfeildarstellung aus Komoot-App
Navi-Anzeige des Flyer Fit D1Foto: Matthias SchwindtNavi-Anzeige des Flyer Fit D1

Giant Ridecontrol Evo 2 & Dash Evo

Giant Dash EvoFoto: Matthias SchwindtGiant Dash Evo

Der komfortable Tastschalter am Lenker steuert die Funktionen, die auf dem schick in den Vorbau integrierten Farb-Display angezeigt werden. Die Stärke der Unterstützungsstufen lässt sich über die dazugehörige Ridecontrol App auf dem Smartphone nach eigenen Wünschen anpassen. In Kürze soll auch eine Navigation mit Zielführung auf dem E-Bike-Display möglich werden. An dem Evo2-Tastschalter bietet Giant aktuell die beste Stromversorgung für Handy & Co. Per USB-C-Buchse gibt das E-Bike ausreichend Ladestrom ab, um auch moderne Telefone unterwegs zu laden. Giant setzt auf den offenen Funk-Standard ANT+ LEV und überträgt Leistung, Geschwindigkeit und Trittfrequenz sowie E-Bike-Daten problemlos an Garmin, Wahoo & Co.

  • Lademöglichkeit: Ja (2 Ampere)
  • Bedienung über: Lenker-Tastschalter und Display, App-Datenübertragung
  • Navigation: Nein
Giant Ridecontrol Evo 2Foto: Matthias SchwindtGiant Ridecontrol Evo 2

Specialized TCU

Specialized TCUFoto: Matthias SchwindtSpecialized TCU

Der Hersteller Specialized setzt auf cleanes Lenker-Design. Am linken Griff befindet sich ein kleiner Schalter und auf dem Oberrohr die TCU-Einheit mit Power-Taste und Anzeige von Unterstützungsstufe und Akkustand. Alles weitere löst Specialized optimal per Konnektivität. Über eine ANT+ LEV-Schnittstelle werden Tretleistung, Geschwindigkeit und Trittfrequenz sowie die Fahrdaten mit Ausnahme der erwarteten Reichweite übertragen. In der eigenen Mission Control App lassen sich Charakter und Stärke der einzelnen Unterstützungsstufen individuell konfigurieren. Datenanzeige und Streckenaufzeichnung überlässt man lieber besser gemachten Apps, wie zum Beispiel von Anbieter Blevo, die enormen Funktionsumfang bietet.

  • Lademöglichkeit: Nein
  • Bedienung über: Lenker-Tastschalter, App-Datenübertragung
  • Navigation: Nein

Fazua Remote BX & FX

Fazua RemoteFoto: Matthias SchwindtFazua Remote

Der sportlich leichte Fazua-Antrieb setzt auch bei Bedienung und Anzeige auf Minimalismus. Am Lenker (BX) oder auf dem Oberrohr (FX) ist ein Tastschalter angebracht. Mittels der fünf LEDs wird der Akku-Ladezustand in 20%-Schritten angezeigt. Die Farbe der LEDs informiert über die Unterstützungsstufe. Über die Fazua-App lässt sich die Unterstützung eigenen Fahrvorlieben anpassen. Per Bluetooth überträgt das E-Bike-Display Fahrdaten wie Leistung oder Geschwindigkeit und Trittfrequenz an beliebige externe Geräte.

  • Lademöglichkeit: Nein
  • Bedienung über: Lenker-Tastschalter, App-Datenübertragung
  • Navigation: Nein

Weiterführende Infos

Zu allen Displays und Steuerelementen gibt es noch viel mehr Details zu entdecken. Auf dem Blog unseres GPS-Experten Matthias Schwindt widmen sich zahlreiche Artikel diesem Thema. Auf einer speziellen Seite hat er mehr nützliche Tipps zum vernetzten E-Bike zusammengetragen. www.gpsradler.de/myb21-3

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