Der neue Fahrradcomputer Garmin Edge 1050Das Kronjuwel fürs Bike jetzt mit Handy-Display

Marc Strucken

 · 18.09.2024

Update: Wir haben das neue Garmin Edge 1050 Navi mit auf Touren genommen. Auffällig ist sofort, dass das Display deutlich klarer ist als bei den alten Geräten.
Foto: Marc Strucken
Der Edge 1050 ist Garmins neuster Radcomputer und dieser hat jetzt ein LCD-Display! Wir haben das neue Navi jetzt getestet. Unfallbenachrichtigung und die Möglichkeit, Infos zu Gefahrenstellen zu teilen, bietet das neue Navi auch. Und einen eingebauten Lautsprecher und somit eine integrierte Fahrradklingel. Das sind unsere Eindrücke aus dem Praxistest.

UPDATE: Nach den ersten eher optischen Eindrücken des neuen Garmin Edge 1050, haben wir den Fahrradcomputer nun auch in der Praxis testen können. Unsere Eindrücke findet ihr im hier verlinkten Abschnitt.

Die Fahrradcomputer der Garmin Edge-Serie sind die Kronjuwelen. Bisher gab es Edge 840 und Edge 1040 - jetzt bringt Garmin mit dem Edge 1050 den ersten High-End Fahrradcomputer mit 3,5-Zoll LCD-Touchdisplay heraus. In der Form unterscheidet er sich schon: Das neue Edge-Navi hat Ecken!

Garmin Edge 1050 mit hellerem, klarerem Display

Die technischen Neuerungen sind allerdings noch spannender, denn Kernstück ist das neue LCD-Display, das zwar nicht größer als beim 1040 ist, aber deutlich mehr wie ein Smartphone-Display aussieht und sich auch so bedienen lässt.

Wir hatten bereits die Möglichkeit, das neue Garmin Navi in Augenschein zu nehmen - Testfahren war allerdings nicht drin. Erstens: Die Farben wirken klarer, heller und - ohne technische Belege - scheint das Display schneller zu reagieren. Das gilt auf jeden Fall für die Touch-Bedienung, die im ersten Eindruck sensibler auf Berührungen reagiert - auf dem Niveau eines Smartphones. Wie gut das mit einem Bike-Handschuh oder gar mit Winterhandschuhen funktioniert muss sich demnächst in einem eingehenden Test zeigen. Die Schattenseite des neuen Display ist, dass die Akkulaufzeit im GPS-Modus bei bis zu 20 Stunden liegt sowie 60 Stunden im Energiesparmodus. Da lagen die der Vorgänger von Garmin, Edge 840 (bis zu 26 / 32 h nach Herstellerangaben) und Edge 1040 (bis zu 35 / 45 h), besser im Rennen.

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Sieht in Realität fast so brillant aus. Aber vor allem die Touch-Bedienung ist flüssig und sensibel wie auf  einem Handy.Foto: GarminSieht in Realität fast so brillant aus. Aber vor allem die Touch-Bedienung ist flüssig und sensibel wie auf einem Handy.

Neues bei der Hardware des Edge 1050

Neu sind Hardware-seitig vor allem der eingebaute Lautsprecher und der neue Fuß des Edge 1050. Mit dem am unteren Ende hinten positionierten Speaker lassen sich Routenangaben ohne Kopfhörer ansagen: “In 200 m links abbiegen” oder “Vorsicht: Viel befahrene Straße”. Neu ist aber auch die integrierte, elektrische Fahrradklingel, die man über das Display betätigt.

Der Fuß - oder die Drehaufnahme genannt - des neuen Garmin Edge 1050 ist nicht mehr aus Metall, sondern wie der Rest des Gehäuses aus Kunststoff. Erwähnenswert ist das aber eigentlich nur, weil er durch den Lautsprecher etwas nach oben gerutscht ist. Garmin schreibt dazu: “Dadurch kann es vorkommen, dass Halterungen der Aero-Cockpits oder Lenker / Vorbau-Lösungen von Herstellern zu kurz sind und der Edge 1050 dadurch nicht eingedreht werden kann. Einige Fahrradhersteller und Drittanbieterhersteller werden zur Markteinführung des Edge 1050 kompatible Halterungen anbieten.”

Zuletzt hat das alles Einfluss auf das Gewicht des Fahrradcomputers: Das neue Garmin Edge 1050 wiegt 161 g laut Hersteller - das 1040 mit Solar kam auf 133 g, ohne sogar auf lediglich 126 g. Und soviel sei schon an dieser Stelle gesagt: Auch der Preis ist im Vergleich um 200 Euro gestiegen. Das neue Navi kostet 750 Euro, während das 1040-Modell ohne Solar 550 Euro (UVP) kostet - aktuell online aber schon für 460 Euro zu haben ist.

Wenig Luft zwischen Fahrradcomputer und Vorbau - bei machen Halterungen anderer Hersteller außer Garmin kann das auch zu knapp sein.Foto: Marc StruckenWenig Luft zwischen Fahrradcomputer und Vorbau - bei machen Halterungen anderer Hersteller außer Garmin kann das auch zu knapp sein.

Das ist neu an der Garmin Edge 1050 Software

Nicht grundsätzlich neu ist die GroupRide-Funktion - schon die bisherigen Edge-Navis boten das. Für den Edge 1050 ist aber das Angebot erweitert worden. Man kann nun die Strecke teilen und via Nachrichten in Kontakt bleiben mit allen Teilnehmenden, Unfallbenachrichtigungen erhalten und sich in Bestenlisten vergleichen - inklusive Auszeichnungen. Wirklich neu ist in diesem Zusammenhang die Community-Funktion für Gefahrenstellen wie Schlaglöcher, Überflutung oder Straßensperre. Um das Planen von Routen sicherer zu machen, werden Gefahrenstellen jetzt auch im Routenplaner des Edge 1050 angezeigt. Je mehr diese Funktion nutzen, desto sicherer werden die Fahrten für alle. Garmin sagt: Daher werden sowohl das GroupRide-Feature als auch die Gefahrenwarnung in Kürze auf den Serien Edge 540, Edge 840 und Edge 1040 verfügbar sein.

Während der Fahrt schnell einen Hinweis für die eigene Gruppe - und auch für die ganze Community hinterlassen, da geht jetzt auch auf dem Edge 1050.Foto: GarminWährend der Fahrt schnell einen Hinweis für die eigene Gruppe - und auch für die ganze Community hinterlassen, da geht jetzt auch auf dem Edge 1050.

Auch Garmin Share ist auf dem neuen Fahrradcomputer von Garmin dabei. Hiermit können geplante Strecken, Workouts sowie Positionen einfach und schnell mit anderen Garmin Geräten geteilt werden. Man muss demnach nicht den Umweg über die Connect-App nehmen. Und zuletzt hat auch Garmin Pay Einzug gehalten auf dem 1050er. Jetzt kann man also - im besten Fall - ohne Geld oder Handy aus dem Gepäck zu kramen an der Eisdiele zahlen!

Der neue Routenplaner ermöglicht, Strecken direkt auf dem Edge 1050 zu planen – auch ohne Smartphone und Internetverbindung. Selbstständiger wird auch das Update der Kartendaten: Für ein Update muss man nicht mehr über Garmin Express am PC gehen, sondern kann mit dem neuen Kartenmanager seine Karten einfach über WLAN aktualisieren und synchronisieren.

Alle bisher - vielleicht liebgewonnen - Funktionen, wie Heatmap, ClimbPro und Stamina, sind auch auf dem neuen Fahrradcomputer verfügbar.

Die Sonne scheint, aber das Display ist top ablesbar: Das macht der neue LCD-Screen am Fahrradcomputer von Garmin.Foto: Marc StruckenDie Sonne scheint, aber das Display ist top ablesbar: Das macht der neue LCD-Screen am Fahrradcomputer von Garmin.

Der Fahrradcomputer Garmin Edge 1050 im Detail

  • Größe: 60,2 x 118,5 x 16,3 mm
  • Gewicht: 161 g
  • LCD-Touchdisplay: Mit dem 3,5 Zoll großen LCD-Touchdisplay beginnt eine neue Ära auf dem Bike. Dank einer Auflösung von 480 x 800 Pixeln kannst du all deine Daten gestochen scharf ablesen
  • Bis zu 20 Stunden Akkulaufzeit im GPS-Modus / Für längerer Abenteuer bietet der Energiesparmodus eine Akkulaufzeit von bis zu 60 Stunden
  • GroupRide zum Teilen von Strecken und um in Kontakt zu bleiben
  • Direkte Meldungen zu Gefahrenstellen aus der Community
  • Werde alarmiert, wenn dein Fahrrad während deiner Abwesenheit bewegt wird und die Option, die letzte Position deines Edge wiederzufinden, falls es bei einem Sturz verloren geht.
  • Eingebauter Lautsprecher mit integrierter Fahrradklingel-Funktion
  • Verbesserter Routenplanung mit Pin Drop-Navigation aus iOS Maps und Kartenmanager
  • Kontaktlos bezahlen mit Garmin Pay
  • Kompatibilität zu Varia Sicherheitsprodukten
  • Mit Einführung der neuen Sram RED AXS ist es nun möglich, Datenseiten und Einstellungen des Edge über die Schalthebel zu bedienen. Bei Shimano Di2-Schaltgruppen war dies bereits möglich
  • Preis: ab 749,99 Euro // 849,99 Euro für Bundle mit Geschwindigkeits- und Trittfrequenzsensor >> z. B. hier erhältlich
  • ab sofort verfügbar

Der Garmin Edge 1050 im Praxistest

Das neue LCD-Display hält in der Praxis komplett, was es verspricht: Es reagiert sehr sensibel auf Fingergesten, bei Handschuhen hängt es ein wenig vom Material ab. Tatsächlich schienen Kunststoff-/Gewebehandschuhe wie die Leatt Endurance sehr gut zu funktionieren, während ein Paar mit echtem Leder (OR Freewheel Leather Palm) weniger gut mit dem Display harmonierte. Die Anzeige reagiert flüssig und Seitenwechsel passieren ruckelfrei, wie man es von Smartphones kennt.

Die Helligkeit des Displays lässt sich fest einstellen oder sie passt sich über eine „Auto“-Funktion variabel dem Umfeld an. Auch das geschieht sehr sensibel, was vor allem bei Fahrten im Wald zu beobachten ist, wenn sich Sonne und Schatten rasch abwechseln. Das ist aber keineswegs störend. Vielmehr scheint das immens Akku zu sparen.

Garmin LCD-Display: viel Licht - viel Stromverbrauch

Denn: Lässt man (bewusst wie in diesem Test oder unbewusst) das Display auf voller Leistung leuchten, was für direkten Sonnenschein nötig ist, sind die „bis zu 20 h Akkulaufzeit“ weit entfernt. Man kann eher bei laufendem GPS, Navigation und hellem Display von 10 % Akkuverbrauch pro Stunde ausgehen, vielleicht mehr - also etwa 10 h Laufzeit bei aktiver Nutzung.

Alt vs. neu: Die Startseite ist attraktiver geworden und besser zu bedienen. Die Leuchtkraft des Displays ist um Einiges besser.
Foto: Marc Strucken

Interessant ist die neue Möglichkeit, Gefahrenstellen, Sperren oder Hunde für die Community zu markieren. Was beim Mountainbiken noch nicht oft zu sehen ist (Schlaglöcher sind für uns keine „Gefahrenstelle“), leuchtet beim Gravel- oder Rennradeinsatz schon häufiger auf. Man kann da allerdings fast schon philosophisch werden: Ab wann ist ein Schlagloch normal oder meldenswert?

Verbessertes Menü und klarere Daten-Darstellung

Die Menüführung ist für meine Begriffe etwas intuitiver geworden: So findet man jetzt auf der Startseite unter dem blauen Button „Navigation“ alle relevanten Unterpunkte, so zum Beispiel die eigene Streckenplanung. Was allerdings bei meinem Testgerät gleich zweimal passiert ist: Die an einem Tag absolvierte Strecke ließ sich nicht mehr hochladen, obwohl das Navi mit dem Telefon über Bluetooth und WLAN verbunden war. Direkt nach Beendigung startete das Navi sich zudem neu. Ob dies beim nächsten System-Update behoben wird? Ein solches Problem ist mir mit dem Vorgänger, Garmin Edge 1040, noch nicht passiert.

Update (28.09.24):

Nachdem Aktivitäten nicht hochgeladen wurden, ließ sich nun das Gerät nur mit einem Deep-Reset (1 min. den Startknopf drücken) wieder zum Leben erwecken. Danach schloss sich gleich ein Software-Update an (Version 10.19). Die Aktivität lässt sich immer noch nicht uploaden - nach Aussagen der Garmin-Hotline kann es aber sein, dass sie wegen des Neustarts direkt nach dem Ende der Tour fehlerhaft ist und sich daher nicht hochladen lässt.

Sehr informativ ist auch die neue Darstellung bei Climbs/Steigungen. Es werden sowohl die Karte als auch das Höhenprofil sowie verschiedene Daten (je nach Einstellung) gezeigt.

Steigungen werden natürlich weiterhin angezeigt. Dafür aber zusammen mit der Karte und einigen Werten auf einer Seite.Foto: Marc StruckenSteigungen werden natürlich weiterhin angezeigt. Dafür aber zusammen mit der Karte und einigen Werten auf einer Seite.

Ganz praktisch ist die integrierte Fahrradklingel. Tippt man während der laufenden Navigation auf das Display erscheint ein Kurz-Menü mit dem Button “Klingel”. Es sind zwar zwei “Klicks” nötig, dafür ertönt die Klingel sehr gut hörbar aus dem jetzt verbauten Lautsprecher im Garmin Edge 1050.

Fazit zum neuen Garmin Edge 1050

Wenn man vor der Wahl steht, Garmin Edge 1050 oder 1040 - eventuell mit integrierten Solarzellen - zu wählen, gibt es zwei Argumente. Und den Preis. Damit angefangen: Das neue Fahrrad-Navi gibt es zum Straßenpreis für etwa 630 Euro. Das ältere Gerät mit Solarpanelen kostet immer noch 600 Euro - ohne rund 450 Euro. Dafür bekommt man beim 1050 ein deutlich verbessertes Display zum Preis einer deutlich geringeren Akkulaufzeit. Wer also am Wochenende zwei Touren fährt oder alle paar Tage das Navi nutzt, kann von der kristallklaren Darstellung und den neuen Funktionen profitieren.

Wer den Fahrradcomputer auf wirklich langen Touren nutzen will oder abends keine Möglichkeit zum Laden hat, sollte besser zum Edge 1040 greifen. Vermutlich kommen die neuen Community-Funktionen (Gefahrenstellen, Groupride) auch irgendwann auf die älteren Geräte.

Für mich ist die Entscheidung hier wirklich nur Laufzeit vs. Darstellung - und ich wähle die wahrscheinlich in der Praxis mindestens doppelt so lange Laufzeit des Solar-1040ers.

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