Adrian Kaether
· 10.09.2025
Der neue Brose-Motor ließ lange auf sich warten. Schon auf der Eurobike 2023 erstmals vorgestellt, erreichte uns erst im Frühling 2025 ein erstes Testbike mit dem neuen Drive3 Peak. Nach der Übernahme durch Yamaha erhält das Qore-Antriebssystem nun zum Jahresende ein signifikantes Leistungsupdate.
Beide Motorvarianten des Systems – der Drive3 Peak und der Drive3 Power – profitieren von einer deutlichen Steigerung der Leistungswerte, was sich in höherer Maximalleistung, gesteigertem Drehmoment und höheren Unterstützungsfaktoren niederschlägt. Das Update steht nicht nur für Neuproduktionen zur Verfügung, sondern wird auch für bereits ausgelieferte Modelle als kostenfreies Over-the-Air-Update angeboten. Wahlweise können Fachhändler oder Endkunden selbst das Update aufspielen. Alle nach dem Einführungszeitpunkt produzierten Motoren werden die neuen Leistungsdaten bereits ab Werk mitbringen.
Die leistungsstärkere Variante des Qore-Systems, der Drive3 Peak, erhält durch das Update eine maximale Leistung von 800 Watt. Damit reagiert Yamaha/Brose auf das Wettrüsten der E-Motoren am Markt. Bosch bietet mittlerweile 750 Watt, DIJ sogar 1000 Watt in der Spitze. Das maximale Drehmoment steigt beim Drive3 Peak auf 105 Nm. Der maximale Unterstützungsfaktor wird auf 600 Prozent angehoben. Überraschend: Yamaha hebt damit die Spitzenleistung über die von der UCI vorgeschlagene 750 Watt Grenze hinaus an. Der Drive3 Peak wäre damit von offiziellen Events und Rennen, wahrscheinlich auch von Spaß-Wettbewerben wie der Bosch eBike Challenge ausgeschlossen.
Der Drive3 Peak bietet nach dem Update fünf unterschiedliche Unterstützungsstufen beziehungsweise Fahrprofile, die auf verschiedene Einsatzzwecke zugeschnitten sind. Neben den klassischen Modi Eco, Tour und Sport steht auch ein Boost-Modus für besonders kraftvolle Unterstützung zur Verfügung. Als Besonderheit verfügt der Drive3 Peak zusätzlich über einen speziellen Punch Mode, der für den Extra-Kick an sehr steilen Passagen konzipiert wurde und besonders im E-MTB-Einsatz seine Stärken ausspielen soll. Alternativ zum Sport-Modus kann auch der sogenannte One Mode gewählt werden, der als universeller Modus für alle Fahrsituationen dienen soll. Dabei wird die Unterstützung automatisch an die jeweilige Fahrsituation angepasst.
Auch die etwas schwächere Motorvariante des Qore-Systems, der Drive3 Power, profitiert von dem Leistungsupdate. Die maximale Leistung steigt hier auf 700 Watt, während das maximale Drehmoment auf 90 Nm angehoben wird. Der maximale Unterstützungsfaktor beträgt nach dem Update 410 Prozent. Im Vergleich zum Drive3 Peak verzichtet der Drive3 Power auf den zusätzlichen Punch Mode und bietet mit Eco, Tour, Sport (bzw. One Mode) und Boost insgesamt vier Unterstützungsstufen beziehungsweise Fahrprofile.
Eine Besonderheit des Drive3 Power besteht darin, dass das maximale Drehmoment im Produktions-Tool vom Hersteller auf niedrigere Werte eingestellt werden kann. Dies soll die Kompatibilität mit verschiedenen Nabenschaltungen gewährleisten und einen möglichst breiten Einsatzbereich ermöglichen. Gerade bei Citybikes und Trekkingrädern, die häufig mit Nabenschaltungen ausgestattet sind, könnte diese Anpassungsmöglichkeit von Vorteil sein.
Die Schwierigkeit am neuen Qore-System bleibt weiterhin die Modellvielfalt. Bislang bieten mit Waldbike und Campus nur zwei relativ kleine und frische Marken E-Bikes mit dem Qore-System an. Die Räder werden unter anderem auf der Bike&Co Händlermesse präsentiert. Die Markteinführung der Räder ist für Ende 2025 geplant. Ob noch weitere Modelle mit Qore-System und Drive3 Peak beziehungsweise Power folgen, ist bislang noch nicht bekannt.
Der neue Drive3 Peak hinterließ in unserem ersten Test einen gelungenen Eindruck. Schon vor dem Marktstart hinkte die Leistung aber hinter der erstarkten Konkurrenz von Bosch und DJI hinterher. Hier setzt Yamaha nach der Übernahme nun den Hebel an und steigert die Leistung auf 800 Watt und 105 Newtonmeter in der Spitze. Wir sind gespannt, wie gut der relativ kompakte Motor auch in Sachen Derating mit der höheren Leistung umgehen kann und hoffen auf eine größere Modellvielfalt am Markt. Der beste Motor nützt schließlich wenig, wenn es keine passenden Räder damit zu kaufen gibt. - Adrian Kaether, Redakteur Test & Technik