Florentin Vesenbeckh
· 25.06.2025
Mit einem großen neuen Aufschlag will sich Yamaha Marktanteile im E-Bike-Segment zurückerobern. Mit dem neuen PW-Link System wollen die Japaner als Komplettanbieter für E-Bike-Komponenten wieder interessanter für Fahrradhersteller werden. Das neue System ist eine modulare Plattform aus Antrieben, Akkus und Displays, die E-Bike-Herstellern mehr Flexibilität bei der Konfiguration ihrer Modelle bieten soll.
Die Antriebe setzen auf eine 48V-Architektur und alle Komponenten sollen untereinander kompatibel sein und sich frei kombinieren lassen. Zudem ermöglicht eine offene Schnittstelle die Integration von Drittanbieter-Produkten. Die neuen Antriebe sollen ab Frühjahr/Sommer 2026 verfügbar sein.
Zuletzt war Yamaha in den Schlagzeilen, als klar wurde, dass die Japaner die E-Bike-Antriebssparte von deutschen Motorenspezialisten Brose gekauft haben.
Das Wettrüsten im E-Bike-Markt hat zuletzt Fahrt aufgenommen:
Das Herzstück des PW-Link Systems bilden drei neue Antriebseinheiten, die jeweils für unterschiedliche E-Bike-Kategorien optimiert wurden. Der PW-X4 ist als starkes Topmodell für E-Mountainbikes konzipiert. Mit einem maximalen Drehmoment von 100 Nm soll er selbst anspruchsvolle Trails meistern. Trotz der hohen Leistung wiegt der Motor dank Magnesiumgehäuse nur 2,6 Kilogramm. Für leichte E-Bikes und Gravel-Räder hat Yamaha den PW-L1 entwickelt. Mit einem Gewicht von etwa 2 Kilogramm und 60 Nm Drehmoment soll er ein geringes Bike-Gewicht bei ordentlichem Schub ermöglichen. Als günstigeren Allrounder für verschiedene E-Bike-Typen positioniert Yamaha den PW-S3. Er wird in drei Varianten mit 60 bis 85 Nm angeboten, unter anderem speziell für Cargo-Bikes.
Passend zu den neuen Antrieben präsentiert Yamaha zwei Akku-Modelle zur Integration in den Rahmen. Die PW-Link Integrated Battery 840 soll 842 Wattstunden Kapazität bei 4,35 Kilogramm Gewicht liefern. Für Light-E-Bikes, kürzere Strecken und City-Bikes ist der kleinere Akku PW-LINK Integrated Battery 560 mit 560 Wattstunden konzipiert. Er wiegt 3,1 Kilogramm und unterstützt auch den Betrieb mit zwei Akkus für mehr Reichweite. Beide Modelle verfügen laut Yamaha über ein verbessertes Brandschutzsystem und eine Diebstahlsicherung.
Zur Bedienung und Anzeige bietet das PW-Link System zwei Display-Varianten. Das PW-Link Side Display ist als kompaktes Farb-LCD für den seitlichen Lenkeranbau konzipiert. Es soll bei allen Lichtverhältnissen gut ablesbar sein und lasse sich in der Darstellung individualisieren. Für sportliche E-Mountainbikes hat Yamaha das PW-Link Integrated Display entwickelt. Mit 1,9 Zoll Bildschirmdiagonale integriert es sich dezent in den Vorbau und zeige nur die wichtigsten Fahrdaten an. Beide Displays unterstützen die Kopplung mit Smartphones und Drittanbieter-Geräten via ANT+.
Zur Markteinführung des PW-Link Systems im Frühjahr/Sommer 2026 will Yamaha auch eine überarbeitete Smartphone-App bereitstellen. Sie soll via Bluetooth mit allen Systemkomponenten kommunizieren und umfangreiche Einstellungs- und Analysemöglichkeiten bieten. Nutzer könnten damit unter anderem die Unterstützungsstufen anpassen, den Akkustand prüfen und Wartungsintervalle planen. Auch eine Diebstahlsicherung und Navigationsfunktionen seien integriert. E-Bike-Hersteller hätten zudem die Möglichkeit, die App optisch an ihr Markenbild anzupassen.
Um E-Bike-Herstellern maximale Flexibilität zu bieten, setzt Yamaha beim PW-Link System auf offene Schnittstellen. So ließen sich problemlos Komponenten von Drittanbietern wie Comodule oder Enviolo integrieren. Auch kundenspezifische Connectivity-Lösungen seien möglich. Damit wollen die Japaner auf den Trend zu immer stärker vernetzten E-Bikes reagieren.
Parallel zum PW-Link System hat Yamaha eine neue Service-Plattform für Händler eingeführt. Sie soll technischen Unterlagen und Schulungsmaterialien bündeln und die direkte Bestellung von Ersatzteilen ermöglichen. Auch die Abwicklung von Garantiefällen soll über die neue Plattform laufen. Nach einem Testlauf in Frankreich plant Yamaha die schrittweise Einführung in weiteren europäischen Ländern. Damit soll ein idealer Service für Händlern und Endkunden geboten werden.