Spiel und Verschleiß bei SX und CXBosch äußert sich zu Toleranzproblemen

Max Fuchs

 · 28.07.2025

Spiel und Verschleiß bei SX und CX: Bosch äußert sich zu ToleranzproblemenFoto: Max Fuchs
Noch keine Kilometer auf dem Tacho, aber trotz korrektem Anzugsdrehmoment bereits auffälliges Spiel an der Motoraufhängung – das deutet auf zu hohe Toleranzen bei der Passgenauigkeit zwischen Motorhardware und Rahmen hin.
In unseren Tests und bei Nutzer/innen häufen sich die Probleme mit der Motoraufhängung der aktuellen E-Bike-Motoren SX und CX von Bosch. Das Problem: Toleranzabweichungen, die zu Spiel und Verschleiß an den Buchsen führen können. Jetzt äußert sich Bosch zu der Thematik und bringt eine Lösung ins Spiel.

Update vom 28.7.25

Nachdem wir die Problematik bereits im Vorfeld dieses Artikels ausführlich mit dem Hersteller erläutert haben, gibt’s jetzt ein offizielles Statement von Bosch eBike Systems zur vorliegenden Problematik. Wir haben das ausführliche Statement HIER hinzugefügt.

Buchsenspiel bei Bosch: Verschleiß im Testalltag

In den letzten zwei Monaten hat sich in unserem Testfuhrpark ein Ärgernis um Boschs aktuelle Performance-Line-Motoren CX-Motoren eingeschlichen. Zunächst meldete sich das Problem beim Dauertest-Bike Whyte Elyte Evo RS zu Wort – mit auffälligem Flex und einem stumpfem Klackern im Tretlagerbereich.

ThemaKurzbeschreibung
ProblembeschreibungToleranzschwankungen an Boschs Performance-Line-Motoren CX & SX führen zu Spiel und Buchsenverschleiß an der Motoraufhängung.
SymptomeKlappergeräusche, auffälliger Flex im Tretlager, erhöhter Buchsenverschleiß.
RisikoKein akutes Sicherheitsrisiko, aber Verschleiß und Geräusche möglich.
UrsacheKunststoffbuchsen an der Nicht-Antriebsseite gleichen Fertigungstoleranzen nicht ausreichend aus.
LösungKostenloses Update-Kit mit überarbeiteten Buchsen und Bolzen (Spreizdübel-Prinzip), verklemmen sich fest im Rahmen.
Ab wann / ModelleAb Herbst über Bosch-Service und Fachhandel verfügbar; betrifft Performance-Line CX & SX Motoren.

Die Ursache: massives Spiel an der Motoraufhängung. Konkret: Die beiden Bolzen, die den Motor im Rahmen fixieren, „wackeln“ sichtbar. Schuld daran sind zwei ausgeschlagene Kunststoffbuchsen auf der linken Nicht-Antriebsseite. Dabei wichtig zu wissen: Ein gewisses Spiel ist kein Problem und bei der “schwimmenden” Aufhängung des Motors sogar gewollt. Doch in einigen Fällen verschlimmert sich das Spiel oder es treten störende Geräusche auf. Dann gibt’s Handlungsbedarf.

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Beim Nachmessen zeigt sich: Buchse mit 15,9 mm Außendurchmesser trifft auf 16,3 mm breiten Buchsensitz. Diese Diskrepanz sorgt für Spiel, das sich mit der Zeit mit Geräuschentwicklungen oder deutlichem Verschleiß der Buchsen bemerkbar macht. In der Hoffnung auf eine schnelle Lösung beschafften wir vorsorglich ein Paar neue Buchsen. Bereits vor dem Einbau stellte sich jedoch heraus, dass auch diese Buchsen für den Sitz im Rahmen unterdimensioniert sind. Laut Aussagen des Rahmenherstellers sind die Maße des Rahmens korrekt, sodass das Problem in der Passgenauigkeit der Buchsen liegen könnte.

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Kein Einzelfall

Im aktuellen E-Enduro-Test (BIKE 09) zeigten zwei von vier Bikes ebenfalls sehr deutliches Spiel. Nur wenig Kilometer auf dem Tacho, aber trotz korrektem Anzugsdrehmoment bereits auffälliges Wackeln der Buchsen im Rahmen an der Motoraufhängung – das deutet auf zu hohe Toleranzen bei der Passgenauigkeit zwischen Motorhardware und Rahmen hin.

Zwei von vier Bosch-Bikes in unserem aktuellen E-Enduro-Test zeigten das Problem – darunter auch das Conway Xyron LT 9.0 mit deutlich mehr Buchsenspiel als die anderen Kandidaten.Foto: Max FuchsZwei von vier Bosch-Bikes in unserem aktuellen E-Enduro-Test zeigten das Problem – darunter auch das Conway Xyron LT 9.0 mit deutlich mehr Buchsenspiel als die anderen Kandidaten.

Kurz erklärt: Bosch Motoraufhängung

Mit der Einführung des Light-Antriebs SX präsentierte Bosch ein neues Befestigungssystem für den Motor im Rahmen: Zwei Bolzen sollen ausreichen, um den Antrieb zu fixieren. Beide sind schnell und einfach von nur einer Seite erreichbar. Das soll Wartung und Service für Händler und Endkunden erleichtern. Der Motor wird dabei auf der Antriebsseite mit zwei Bolzen in entsprechende Gewinde geschraubt und dort verspannt. Auf der Nicht-Antriebsseite laufen die Befestigungsbolzen „schwimmend“ durch Kunststoffbuchsen, die Toleranzen zwischen Rahmen und Motor ausgleichen sollen. Und genau hier liegt das Problem: Bei unseren Testbikes – und laut Rückmeldungen auch bei Kunden – konnten sie die Fertigungstoleranzen verschiedener Rahmenhersteller nicht ausreichend kompensieren. Die Folge: zu viel Spiel in der Motorlagerung auf der Nicht-Antriebsseite. Das sorgt im Extremfall für Klappergeräusche, mehr Flex im Tretlagerbereich oder erhöhten Buchsenverschleiß – wie bei unserem Whyte-Dauertestbike.

Bosch reagiert

Laut Bosch ist das Problem schon länger bekannt, es sei allerdings auf wenige Einzelfälle beschränkt. Der Hersteller betont dabei auch, dass minimales Spiel durch die schwimmende Lagerung konstruktionsbedingt und unproblematisch sei. Selbst ein sichtbares Wackeln bei Belastung sei demnach kein Grund zur Sorge. Erst wenn sich das Spiel verstärkt, Geräusche auftreten, das Fahrgefühl leidet oder Buchsen verschleißen, besteht Handlungsbedarf. Bosch hat nach eigener Aussage wegen problematischer Einzelfälle dennoch in den letzten Monaten intensiv an einer überarbeiteten Lösung gearbeitet.

Das “Upgrade-Kit” (im Bild) funktioniert wie ein Spreizdübel: Beim Anziehen presst ein konisch geformter Bolzenkopf die Buchse auf – die sich dadurch im Rahmen verklemmt und nun auch auf der nicht verschraubten Seite fest im Rahmen sitzt.Foto: Max FuchsDas “Upgrade-Kit” (im Bild) funktioniert wie ein Spreizdübel: Beim Anziehen presst ein konisch geformter Bolzenkopf die Buchse auf – die sich dadurch im Rahmen verklemmt und nun auch auf der nicht verschraubten Seite fest im Rahmen sitzt.

Ergebnis: Ab Herbst sollen über den Bosch-Service und den Fachhandel neue Buchsen und Bolzen für die betroffenen Motoren kostenlos verfügbar sein. Das “Upgrade-Kit” funktioniert wie ein Spreizdübel: Beim Anziehen presst ein konisch geformter Bolzenkopf die Buchse auf – die sich dadurch im Rahmen verklemmt und nun auch auf der nicht verschraubten Seite fest im Rahmen sitzt. So will Bosch Fertigungstoleranzen besser ausgleichen und zu viel Spiel an der Motoraufhängung verhindern. Entwarnung für alle Betroffenen: Leichtes Buchsenspiel stellt laut Bosch kein akutes Problem dar. Ein Sicherheitsrisiko bestehe ohnehin nicht, da der Motor selbst ohne Buchsen fest im Rahmen sitzen soll und demnach keine Sturzgefahr oder ähnliches bestehe.

Das Bosch-Statement im Wortlaut

“Bei eBikes mit aktuellen Bosch Drive Units (BDU31YY, BDU34YY und BDU38YY), insbesondere Performance Line SX und CX ab 10/2024, kann es aufgrund zu groß ausgelegter Toleranzpaarungen zu einem Spiel in der Motoraufhängung kommen. Die Ursache liegt in der konstruktionsbedingt als Loslager ausgeführten Buchse, die auf der Nichtantriebsseite verbaut ist und dafür sorgt, dass der Motor im Fahrradrahmen schwimmend gelagert ist. Grundsätzlich gehen mit dieser Bauweise gewisse Bewegungstoleranzen einher.

Je nach Rahmendesign, Rahmensteifigkeit und den Toleranzpaarungen zwischen Rahmenbohrung und eingesetzter Buchse hat dies Auswirkung auf das Spiel. Abhängig von der Ausprägung der Bohrung kann sich die darin befindliche Buchse mehr oder weniger bewegen. Diese radiale Bewegung beeinträchtigt weder Funktion noch Sicherheit, kann aber optisch oder beim Pedalieren auffallen und zu einem erhöhten Verschleiß der Buchse führen.

Sicherheit, Kundenzufriedenheit und der Spaß am eBiken stehen für Bosch eBike Systems an oberster Stelle. Daher haben wir die Produktion bereits auf eine neue Buchsenvariante umgestellt, die sich aufspreizt und mögliche Toleranzen im Zusammenspiel von Rahmen und Antriebssystem noch besser ausgleicht. Für betroffene Kundinnen und Kunden wird ab Herbst über den Fachhandel ein kostenloser Austausch der Buchsen angeboten.” - Bosch eBike Systems

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