Florentin Vesenbeckh
· 07.05.2024
Alleinstellungsmerkmal des Sram Eagle Powertrain ist nicht der Motor an sich, sondern die Kombination mit Srams Ecosystem und insbesondere der kabellosen Funkschaltung AXS. Damit ermöglichen die Amerikaner automatische Schaltfunktionen und Gangwechsel im Rollen. Details dazu gibt es in unserer ausführlichen Vorstellung des E-Bike-Systems von Sram. In diesem Test hier geht es aber explizit um die Komponente “Motor”. Und hier greift Sram auf Hardware von Brose zurück. Konkret kommt der Drive SMag, der auch das Specialized Turbo Levo antreibt, zum Einsatz.
Softwareseitig betont Sram, dass der Powertrain eine komplett eigene Konfiguration innehat. Auch Specialized legt großen Wert darauf, dass man den Turbo-Motor im Levo nicht mit anderen Brose-Bikes vergleichen kann. Nach unseren Erfahrungen sind der Grundcharakter und die Leistungsentfaltung der verschiedenen Ausbaustufen des Drive SMag aber sehr ähnlich.
Obwohl der Brose Drive SMag mit enormem Drehmoment besonders kräftig ausfällt, fühlt sich der E-Bike Motor keinesfalls ungestüm an. Der Schub ist eher gleichförmig und dezent. Gemeinsam mit der vergleichsweise angenehmen Geräuschkulisse bringt das ein rundes, unaufgeregtes Fahrgefühl. Der Motor-Sound ist nicht drastisch leiser als beispielsweise bei einem Bosch oder Shimano, doch die tiefe Frequenz macht das Geräusch subjektiv angenehmer. Bergab klappert nichts, was auch an der soliden Verschraubung des Akkus liegt. So ist Srams Eagle Powertrain der leiseste Kandidat unter den Power-Motoren in unserem Test. So flüsterleise, wie die Brose-Motoren lange galten, ist die aktuellste Ausbaustufe aber nicht mehr.
Der starke Schub von unten raus und das höchste Drehmoment im Test geben beim Powertrain den Ton an. Bei niedrigen Kadenzen schiebt der Kraftprotz richtig stark. Im Gelände hilft das besonders an Stufen, wenn der Schwung in der Fahrt ausgeht. Dann hievt der Motor das Bike kräftig übers Hindernis. Kein anderer Motor im Test bietet derart starken Support, wenn die Trittfrequenz gegen null fällt und die Situation schon verloren scheint. Der Vortrieb ist eher gleichförmig als übermäßig spritzig und reaktiv. Gemeinsam mit der vergleichsweise angenehmen Geräuschkulisse bringt das ein rundes, unaufgeregtes Fahrgefühl. Gut: Auch bei sehr hoher Trittfrequenz zieht der Drive SMag gut durch.
Keep it simple heißt die Devise bei Sram. Anstatt großer Auswahloptionen und abgefahrenen Features gibt´s für den Eagle Powertrain nur ein schickes, aber reduziertes Display. Das AXS Bridge Display sitzt im Oberrohr und dient auch als Schnittstelle zwischen allen AXS-Systemelementen. Es werden nur Fahrmodus, Akkustand und Autoshift-Modus angezeigt, mehr Infos gibt es nicht. Nicht einmal die Geschwindigkeit gibt der schicke Screen im Oberrohr preis.
Die Bedienung des Systems ist sehr intuitiv, auch weil Sram nur zwei Unterstützungsstufen und ein sehr reduziertes Display liefert. Als Bedienhebel für den neuen Sram-Antrieb dienen die Drücker (genannt Pods), die wir bereits von Srams AXS-Funkschaltung kennen. Sie funktionieren kabellos, was sonst kaum eine Remote-Einheit für einen E-Bike-Motor am Markt kann. Besonderheit: Die Bedienung ist voll auf die Kombi mit anderen Sram Komponenten wie AXS-Teleskopstütze und AXS-Schaltung abgestimmt. Über die AXS-App kann das ganze System konfiguriert und feineingestellt werden.
Zwei kompakte Intube-Akkus mit 720 (4,1 kg) oder 630 Wattstunden (3,1 kg) gibt es für das Sram-System. Die kleine Variante hat ein starkes Verhältnis aus Gewicht und Kapazität, beim 720er fällt das schlechter aus. Zusätzlich passt ein Range-Extender mit 250 Wh aufs Unterrohr - doch der ist aktuell noch nicht am Markt verfügbar.
Die bekannte AXS-App von Sram funktioniert auch für den neuen E-Bike-Antrieb. Alle AXS-Komponenten am Bike werden über das Bridge-Display gesteuert - und das stellt wiederum die Verbindung zur App her. Hier können alle Systemkomponenten auf den neuesten Stand gebracht werden. Updates sind also direkt “over the Air” möglich.
Außerdem können die Unterstützungsstufen über die App feineingestellt werden. Das ist beim Eagle Powertrain besonders wichtig, denn mit zwei Modi ist er nicht gerade üppig bestückt. Die Funktion wird man hier also vermutlich häufiger nutzen, als an den meisten anderen Antrieben. Im Werkssetup schiebt der Range-Modus schon deutlich kräftiger, als die bekannten Eco-Stufen der Mitbewerber. Jeder Modus kann in zwei Parametern getunt werden: Maximale Leistung und prozentuale Stärke der Unterstützung, also wie stark der Fahrer für den vollen Schub treten muss. Super: Die Einstellungen für die Automatikschaltung sind sehr intuitiv über die Taster am Lenker möglich. Die App muss man dafür nicht bemühen.
Innovatives Komplettsystem mit smarten Schaltfeatures und intuitiver Bedienung. Der Motor punktet durch hohes Drehmoment und die angenehme Geräuschkulisse. Leichter 630er-Akku! - Florentin Vesenbeckh, stellv. Chefredakteur EMTB Magazin
Die Auswahl an Bikes mit Sram-Antrieb ist aktuell noch überschaubar. Propain, Gasgas, Transition und Nukeproof setzen auf das Motorkonzept aus Schweinfurt. In den Links gibt´s alle Infos und Details zu den E-MTBs: