Florentin Vesenbeckh
· 11.05.2024
Das Update von EP8 auf EP801 geschah fast unbemerkt. Zwar vermarktete Shimano die neuen Autoshiftfunktionen, die der EP801 mit der Elektroschaltung Di2 parat hält. Doch von mehr Power unter der Haube verriet Shimano erst einmal nichts. In der Realität ist der neue Motor aber deutlich stärker geworden und hat damit die Lücke zu Boschs Performance CX geschlossen. Neben der großen Verfügbarkeit des Motors in vielen spannenden E-MTBs ist auch die breite Auswahl an Batterieoptionen ein Pluspunkt. Die meisten Hersteller setzen auf Akkus von Drittanbietern und haben dadurch Freiheit bei der Konstruktion ihrer Bikes. So fallen die E-MTBs mit Shimano-Antrieb besonders vielfältig aus.
Charakterbildend für den Steps-Antrieb EP801 ist nach wie vor der drehmomentstarke Schub von unten, also bei niedriger Trittfrequenz und geringem Fahrerinput. Positiv fällt auch die geschmeidige Modulation und das sanfte Einsetzen des Vortriebs auf - das gelingt besser als beim Vorgänger. Lediglich beim Pendeln um 25 km/h stört der On-off-Charakter und der deutlich spürbare Wechsel von ein- und ausgeschaltetem Motor.
Die Geräuschkulisse ist nicht gerade die große Stärke des EP801. Bergauf gehört er zu den lauteren Antrieben, vergleichbar mit dem Bosch Performance CX. Die Frequenz des Shimano ist allerdings etwas tiefer und wird von den meisten Testern eher positiv wahrgenommen. Bergab klappert der Motor leider deutlich, was je nach Bike unterschiedlich störend ausfällt.
Der EP801 schiebt im Boost-Modus schon bei gemäßigtem Tritt mit voller Leistung an. Dazu passt das kernige Drehmoment. Wer sich vom Motor mit geringem Kraftaufwand auf den Berg schieben lassen möchte, bekommt vom EP801 bereits maximalen Schub - mehr als von der Konkurrenz. So kann sich der Shimano-Motor bei entsprechender Fahrweise deutlich stärker anfühlen, als ein Bosch Performance CX.
Die Spitzenleistung ist grob auf Augenhöhe mit den Besten, fällt allerdings bei hoher Kadenz zu früh ab. Das kann in schwierigen Uphills ein deutlicher Nachteil sein. Wer vor einer Stufe stark Beschleunigen will, um Schwung zu holen, fällt in dieses Leistungsloch und wird vom EP801 im Stich gelassen. Auch bei einer Trittfrequenz zwischen 80 und 90 liegt die Leistung etwas unterhalb eines Bosch CX, Brose Drive SMag oder Pinion MGU.
Die klassischen Steps-Displays (SC-EM800 und SC-EN600) sitzen kompakt und gut geschützt hinter dem Lenker. Die Ablesbarkeit ist gut, die Informationstiefe eher gering. Navigationsansichten und eine prozentgenaue Akkuanzeige gibt’s bei den schlanken Shimano-Screens nicht. Allerdings lässt sich der Antrieb unkompliziert via Bluetooth mit Garmin und Co. connecten. Hier ist dann auch ein genauer Akkustand in Prozent abrufbar. Insgesamt ist der Kompromiss aus dezenter Optik, guter Ablesbarkeit und Informationsgehalt bei Shimano gelungen und gefällt vor allem sportlichen Bikern.
Bei den Batterien gibt Shimano den Bike-Herstellern viel Freiheit. Kombis mit Akkus von Drittherstellern sind möglich. So kommen die allermeisten E-MTBs mit Shimano-Motor inzwischen nicht mehr mit den eher sperrigen und schweren Original-Shimano-Batterien. Entsprechend groß ist die Vielfalt am Markt. Von der 360er-Minibatterie (Orbea) bis zum 900er-Riesenakku (Canyon und Norco) gibt es zig Varianten, teils auch mit Range Extender.
Besonderheit bei Shimanos E-Tube-App ist der Finetune-Modus. Hier können nicht nur die Unterstützungs-Modi individuell angepasst, sondern auch bis zu 15 verschiedene Stufen aktiviert werden. Wer eine besonders feine Abstufung der Unterstützungsmodi wünscht, wird hier glücklich. Auch gut: Es können zwei unterschiedliche Presets eingestellt werden, die direkt am Display angewählt werden können. So kann man zum Beispiel eine akku-schonende Einstellung zum Höhenmeter sammeln auf langen Touren und ein zweites Setup für volle Power auf kurzen Rides voreinstellen. Auch Systemupdates gibt es unkompliziert übers Smartphone. Schade: Das Verbinden mit dem Bike dauert gerne mal etwas länger - auch wenn Smartphone und Bike schon mehrmals gekoppelt waren.
Gelungen ist dagegen die Kompatibilität mit anderen Geräten. Egal ob Garmin, Wahoo, Sigma und Co. sobald das Bike mit der EN-600 Remote oder dem EM-800-Display über Bluetooth verfügt, lassen sich diverse Computer unkompliziert mit Shimano koppeln. Der Computer zeigt dann auch einen genauen Akkustand in Prozent und Infos zur Einstellung der Schaltautomatik an und übernimmt sogar die Geschwindigkeitsinformationen vom Hinterrad des E-Bikes. So wünschen wir uns das!
Der leichte EP801 bietet ein überragendes Verhältnis aus Gewicht und Power. Die neue Generation ist in fast allen Belangen besser geworden. Viele Bikes mit unterschiedlichen Konzepten, das bringt dem Biker eine breite Auswahl. Schade, dass der Antrieb bergab so klappert.
Neben dem Bosch Performance CX ist der Shimano EP801 einer der am meisten verbauten E-Bike-Motoren. Die Auswahl ist riesig und eine Aufzählung aller Modelle kaum möglich. Einige spannende Bikes haben wir trotzdem hier zusammengefasst. In den Links gibt’s alle Infos und Details zu den Bikes: