Erstmals veröffentlicht wurde dieser Artikel am 17.06.2025 - inzwischen haben wir ihn mit unseren Praxiserfahrungen ergänzt.
Der leichte E-Bike-Motor Fazua Ride 60 überzeugt mit kompakter Form, geringem Gewicht und gleichzeitig erstaunlich kräftigem Schub. Auch die Reichweite des Systems fällt im Vergleich mit anderen Light-Antrieben sehr gut aus. So mauserte sich der Bayern-Motor in unseren Test zum Favoriten unter den leichten E-Motoren.
Eine Schwäche leistete sich das kleine Kraftpaket jedoch beim Thema Fahrgefühl. Genau hier will Fazua mit dem neuesten Software-Update deutlich nachgebessert haben. Nach dem neuen Akku Energy 480 und der neuen Remote für den Ride 60 ist dies das zweite Fazua-Update in diesem Jahr. Wir haben das Update ausführlich getestet und verraten, ob sich der Download lohnt.
Der E-Bike-Antriebsspezialist aus Ottobrunn bei München lanciert mit dem Firmware-Bundle 12 ein umfangreiches Update für seinen Ride 60. Im Mittelpunkt der Aktualisierung steht die neue KickOverrun-Funktion, die speziell für technische Anstiege entwickelt wurde. Dieser situative Nachlauf soll schwierige Anstiege noch deutlich geschmeidiger gestalten. Auch andere kleine Schwächen im Fahrgefühl sollen behoben worden sein.
Der Nachlauf ist seit langem ein viel diskutiertes Thema bei E-Bike-Motoren. Der Nachlauf beschreibt, wie lange der Motor nach dem Aussetzen des Tretens noch weiterschiebt. Ein langer Nachlauf erleichtert das Überfahren von Hindernissen wie Stufen und Wurzelteppichen, da diese nicht tretend gemeistert werden können - Stichwort Pedalaufsetzer. Auf der anderen Seite wirkt ein langer Nachlauf wenig natürlich, da er eher Motorrad-Feeling vermittelt. Ankicken und drüberschieben lassen, das geht mit einem normalen Fahrrad schließlich nicht.
Mit dem KickOverrun will Fazua den Nachlauf situativ gestalten. Der Zusatzschub soll also nur dann voll eingreifen, wenn man ihn wirklich braucht, um ein Hindernis zu überwinden. Das System soll dafür automatisch erkennen, wenn der Fahrer einen finalen Kraftimpuls gibt und dann kurz mit dem Treten aufhört. In diesem Moment aktiviert sich KickOverrun und liefert einen präzise abgestimmten Leistungsschub. Dabei sollen die vollen 450 Watt und 60 Newtonmeter des Ride 60 freigesetzt werden.
Diese Funktion soll es ermöglichen, technische Passagen flüssiger zu meistern und das Vertrauen in schwierigem Gelände zu stärken. Einen ähnlichen Ansatz zeigte zuletzt Bosch bei seinem Software-Update für den Performance CX mit dem genialen Modus E-MTB+. Beim Ride 60 funktioniert der smarte Nachlauf in jedem der drei Unterstützungsmodi. Der Algorithmus, der den KickOverrun ermöglicht, soll auf der aufwändigen Analyse von technisch versierten Bikern basieren und diese sehr vorhersehbar unterstützen.
Pascal Ketterer, Team Lead Riding Behavior bei Fazua, erklärt: “Der KickOverrun liefert zusätzliche Power und mehr Flow für jeden Anstieg und macht steile Trails zu einer Spielwiese. Mit dem Firmware Bundle 12 fühlt sich unser Ride 60 intuitiver und natürlicher an - als wäre der Motor ein Teil von dir.” Die KickOverrun-Funktion aktiviere sich laut Fazua nur in spezifischen Fahrsituationen, die für technisches Mountainbiken typisch seien. Dadurch werde sichergestellt, dass die zusätzliche Unterstützung nur dann zum Einsatz kommt, wenn sie tatsächlich benötigt wird.
Neben der KickOverrun-Funktion beinhaltet das Firmware-Bundle 12 weitere Verbesserungen, die auf eine Optimierung des gesamten Fahrerlebnisses abzielen. Eine wichtige Neuerung sei eine verbesserte Drehmomentmessung. Zum einen soll der Sensor bei jeder Fahrt automatisch frisch kalibriert werden. Außerdem wurde eine Temperaturkompensation in die Software implementiert. So sollen Schwankungen durch unterschiedliche Temperaturen ausgeglichen werden. Insgesamt spricht Fazua von einer viel präziseren Drehmomentmessung, wodurch eine dauerhaft präzise Unterstützung gewährleistet werden soll.
Auch das Anfahrverhalten und die Reaktionsfreudigkeit sollen nochmal optimiert worden sein. Insbesondere bei geringem Fahrerdrehmoment soll der Motor sensibler reagieren und das Klacken beim Aussetzen des Motorschubs soll ebenfalls nicht mehr existieren. Ein weiterer Punkt, den Fazua mit dem Update adressiert hat, ist die Standby-Zeit des Systems. Diese sei nun auf bis zu 10 Minuten verlängert worden - doppelt so viel wie zuvor. Bei kurzen Pausen schaltet sich das System also nicht mehr so schnell aus.
Nutzerinnen und Nutzer könnten das Firmware-Bundle 12 selbstständig über die Fazua Toolbox 2.24 auf ihr E-Bike aufspielen. Das funktioniert allerdings nicht per App, sondern nur über das Programm Fazua Toolbox 2.24. Dazu muss der Antrieb via USB-C an einen PC angeschlossen werden. Achtung: Es gibt eine neue Version der Toolbox-Software. Mit der bisherigen Variante ist das Update nicht durchführbar. Alternativ besteht natürlich auch die Möglichkeit, das Update bei einem autorisierten Fazua-Händler durchführen zu lassen.
Mit dem Firmware-Bundle 12 für das Ride 60 Antriebssystem zeige Fazua, dass kontinuierliche Softwareoptimierungen ein wesentlicher Bestandteil der E-Bike-Entwicklung seien. Die Kombination aus der neuen KickOverrun-Funktion, verbesserter Systemstabilität und längerer Standby-Zeit solle dazu beitragen, das Fahrerlebnis auf technischen Trails zu verbessern und die Leistungsfähigkeit des Ride 60 Systems weiter zu steigern.
>> Mehr Power und neue Funktionen per Firmware? Was Software bei E-Bike-Motoren alles verändern kann
Ja, das Update lohnt sich auf alle Fälle, soviel sei vorab verraten. Allerdings darf man durch die neue Software keinen komplett neuen Antrieb erwarten, logisch. Am prägnantesten ist tatsächlich der neu implementierte Nachlauf namens KlickOverrun. Entgegen der Ankündigung von Fazua kommt dieser im Gelände ziemlich häufig zum Tragen. Er lässt sich sehr leicht bewusst provozieren, setzt aber auch automatisch durch natürliche Tretbewegungen ein.
Der Klassiker: Antreten vor einer Wurzel- oder Steinstufe. Hier schiebt der Motor maximal lange nach, um das Hindernis möglichst entspannt zu überwinden. Für unser Gefühl geschieht das aber eher dezent. Der KickOverrun fühlt sich eher nach einer unsichtbaren Hand an, die über das Hindernis schiebt, denn wie ein gezündeter Super-Turbo.
Der krasse Nachlauf eines Bosch Race- oder EMTB+-Modus geht deutlich plakativer und aufdringlicher zu Werke. Der Fazua KickOverrun pusht gerade ausreichend, um Bike und Biker auch in steilen Passagen in Fahrt zu halten. In schwierigen Uphills ist das ein großer Vorteil. Und unter den Light-Motoren steht der Ride 60 mit diesem Feature ziemlich alleine da, was neben dem sehr kräftigen Drehmoment ein weiteres Kletter-Plus für den Fazua-Antrieb ist.
Auch die Optimierungen beim Ein- und Aussetzen des Motorschubs sind im Praxistest klar spürbar. Der Motor “hängt besser am Fuß” als zuvor, wenngleich es Antriebe gibt, die hier noch feiner modulieren. Doch der Ride 60 ist beim Antreten sofort da, regelt geschmeidig ein und aus und macht damit genau das, was man als Fahrer erwartet. Das gefällt! Das teils deutliche Klacken haben wir nur in seltenen Fällen und dann deutlich dezenter wahrgenommen als vor dem Update. Als störend würden wir das nicht beschreiben.
Fazua arbeitet mit dem letzten Update an der größten Schwäche seines Ride 60 - gut so! Die Optimierungen sind klar spürbar und ein richtig guter Schritt nach vorne. Gerade der angenehme Nachlauf hilft in technischen Anstiegen deutlich weiter - und ist im Light-Segment ein Alleinstellungsmerkmal des Ride 60. Ein für uns sehr gelungener Motor ist damit nochmal ein ganzes Stück besser geworden.