Giant Syncdrive Pro MG im Labor- und PraxistestDer leichteste E-Bike-Motor seiner Klasse!

Florentin Vesenbeckh

 · 14.05.2024

Der Syncdrive Pro MG E-Bike-Motor von Giant ist baugleich mit dem Yamaha PW-XM.
Foto: Georg Grieshaber
In der Power-Klasse gibt es keinen leichteren Motor als den Giant Syncdrive Pro MG. Außerdem ist der E-Bike-Antrieb super spritzig und direkt. Kann das sensible Leichtgewicht bei den ganz Großen der Branche mithalten? Wir haben es in Labor und Praxis getestet.

Giant entwickelt seine E-Antriebe traditionell gemeinsam mit Yamaha. Die Hardware des Syncdrive Pro ist mit dem Yamaha PW-X3 identisch, softwareseitig geht Giant jedoch eigene Wege. Neuester Wurf der beiden Asiaten ist die MG-Variante des Topmotors. Bei Yamaha heißt der Neuling PW-XM. Das Gehäuse aus Magnesium spart über 100 Gramm und macht den Motor mit 2,60 Kilo zum leichtesten Antrieb der Powerklasse. Die Leistungsdaten bleiben identisch mit dem Vorgänger, der nominell 85 Newtonmeter liefert. Jedoch soll das Wärmemanagement und damit die Standfestigkeit des Antriebs durch das neue Gehäuse verbessert worden sein.

Mit 2,60 Kilo (EMTB-Messwert) ist der Syncdrive Pro MG (Yamaha PW-XM) der leichteste Motor der 85-Newtonmeter-Klasse.Foto: Georg GrieshaberMit 2,60 Kilo (EMTB-Messwert) ist der Syncdrive Pro MG (Yamaha PW-XM) der leichteste Motor der 85-Newtonmeter-Klasse.

Die Fakten zum Giant Syncdrive Pro MG

  • Gewicht: 2,6 Kilo (gemessen im EMTB Labor)
  • Akkugrößen: 400, 625, 750, 800 Wh
  • Optional: Range-Extender mit 200 oder 250 Wh
  • Fahrstufen: Eco, Tour, Active, Sport, Power, Automatik
  • Leistungsdaten (max.) aus dem Labor: 78 Newtonmeter, 457 Watt
  • Systemupdates über die App möglich
Der hintere Anschraubpunkt ist weit von der Achse der Kurbel entfernt. Kurze Kettenstreben lassen sich damit schwerer realisieren.Foto: Georg GrieshaberDer hintere Anschraubpunkt ist weit von der Achse der Kurbel entfernt. Kurze Kettenstreben lassen sich damit schwerer realisieren.

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Der Charakter des Giant Syncdrive Pro MG

Herausstechendes Charaktermerkmal des Giant Syncdrive Pro MG ist seine progressive Kraftentfaltung und das direkte Ansprechen. Er reagiert sehr feinfühlig und geschmeidig auf Impulse des Fahrers. Beim Anfahren gibt er Schub, sobald der Fuß auch nur leicht auf dem Pedal aufliegt. Das sorgt für minimalen Leerweg beim Anfahren und hilft in kniffeligen Situationen. Zudem beschleunigt er spritzig, was in schwierigen Anstiegen eine gute Kontrolle verleiht. Die Abstimmung ist sehr gelungen, das erinnert an den Bosch CX. Im Alltag kann das Zucken beim Fußaufsetzen nerven, doch über die Giant App kann man das bei Bedarf abstellen – für jede der fünf U-Stufen separat (”Launch”-Einstellung). Das Antriebsgeräusch des Motors ist etwas dezenter als bei der Konkurrenz von Bosch und Shimano, der Unterschied ist aber minimal. Das gilt auch bergab, denn der Syncdrive Pro MG klappert beim Überrollen von Hindernissen, wenn auch nicht ganz so auffällig wie Bosch CX und Shimano EP801.

Im Prüflabor PT Labs haben wir alle Antriebe auf einem Rollenprüfstand gemessen. Die umfangreiche Laboranalyse ergänzt unsere Erfahrungen und Tests aus der Praxis um objektiv vergleichbare Daten.Foto: Adrian KaetherIm Prüflabor PT Labs haben wir alle Antriebe auf einem Rollenprüfstand gemessen. Die umfangreiche Laboranalyse ergänzt unsere Erfahrungen und Tests aus der Praxis um objektiv vergleichbare Daten.

Die Kraftentfaltung des Giant Syncdrive Pro MG

Mit dem minimalistischen Gewicht des Magnesium-Antriebs geht auch eine gemäßigte Leistung einher. Mit 457 Watt ist er spür- und messbar schwächer auf der Brust als die Powermotoren Performance CX, EP801, Pinion MGU oder auch Srams Powertrain. Stark: Auch wenn der Syncdrive nicht ganz die Spitzenleistung von Bosch und Co bringt, zieht er dafür bei hohen Kadenzen voll durch.

Das maximale Drehmoment (in Nm, rechte Ordinate) liegt auf ähnlichem Niveau wie Bosch und Shimano. Die Leistungskurve flacht aber früher ab. Die maximale Leistung (in Watt, linke Ordinate) bleibt dadurch deutlich unter den anderen Power-Antrieben. Stark: Zieht bei hohen Trittfrequenzen (X-Achse, U/min) sehr gut durch.Foto: PT LabsDas maximale Drehmoment (in Nm, rechte Ordinate) liegt auf ähnlichem Niveau wie Bosch und Shimano. Die Leistungskurve flacht aber früher ab. Die maximale Leistung (in Watt, linke Ordinate) bleibt dadurch deutlich unter den anderen Power-Antrieben. Stark: Zieht bei hohen Trittfrequenzen (X-Achse, U/min) sehr gut durch.

Die Kraftentfaltung ist extrem dynamisch und hängt stark vom Fahrerinput ab. Neben der guten Modulation hat er mit dem Bosch CX gemein, dass bei geringem Fahrerinput nur wenig Schub freigesetzt wird - selbst im stärksten Modus. Dieses Merkmal ist sogar noch deutlich ausgeprägter, als bei Boschs Performance CX. Das fördert das progressive und spritzige Fahrgefühl. Wer erwartet ohne viel eigenes Zutun den Berg hinaufgeschoben zu werden, für den ist der Giant eventuell nicht der richtige Antrieb.

Ordentliches Drehmoment und progressive Kraftentfaltung: Bei seichtem Tritt vom Fahrer gibt der Giant Syncdrive Pro MG nur wenig Power frei - selbst auf höchster Unterstützungsstufe.Foto: EMTB MagazinOrdentliches Drehmoment und progressive Kraftentfaltung: Bei seichtem Tritt vom Fahrer gibt der Giant Syncdrive Pro MG nur wenig Power frei - selbst auf höchster Unterstützungsstufe.Im unteren Trittfrequenzbereich (X-Achse, U/min) liegt der Giant Syncdrive Pro MG noch in der nähe der anderen Power-Motoren. Doch die Leistungskurve flacht deutlich früher ab und liegt in der Spitze fast 100 Watt unter Bosch. Top: Zieht bei schnellem Kurbeln gut durch und bricht selbst bei Trittfrequenzen über 120 U/min nicht ein.Foto: PT LabsIm unteren Trittfrequenzbereich (X-Achse, U/min) liegt der Giant Syncdrive Pro MG noch in der nähe der anderen Power-Motoren. Doch die Leistungskurve flacht deutlich früher ab und liegt in der Spitze fast 100 Watt unter Bosch. Top: Zieht bei schnellem Kurbeln gut durch und bricht selbst bei Trittfrequenzen über 120 U/min nicht ein.

Display & Remote

Schlicht, schlank und unauffällig - so lassen sich die Bedienelemente des Giant-Antriebs beschreiben. Das aktuelle "Display" der Giant-E-MTBs ist die LED-Anzeige Ridecontrol Go. Akkustand und U-Stufe werden über farbige LEDs dargestellt. Optional kann kabellos das Ridedash Plus 2 am Lenker befestigt werden. Auf dem Screen in der Optik eines klassischen Bikecomputers gibt's dann alle E-Bike-Daten inklusive Fahrerleis­tung, sowie klassische Tachofunktionen. Serienmäßig ist das aber nicht verbaut.

Keep it simple: Serienmäßig verzichten die Giant E-MTBs auf ein Display. Die LED-Anzeige Ridecontrol Go im Oberrohr gibt Aufschluss über Akku-Stand und Unterstützungsstufe.Foto: Georg GrieshaberKeep it simple: Serienmäßig verzichten die Giant E-MTBs auf ein Display. Die LED-Anzeige Ridecontrol Go im Oberrohr gibt Aufschluss über Akku-Stand und Unterstützungsstufe.

Der Taster Ergo 3 geht optisch nahtlos in den Griff über und verbirgt sich sehr unauffällig am Lenker. Ergonomie und Bedienung sind gelungen.

Der schlanke Ergo 3 Controller geht nahtlos in den Griff über und lässt sich gut bedienen.Foto: Georg GrieshaberDer schlanke Ergo 3 Controller geht nahtlos in den Griff über und lässt sich gut bedienen.

Die Akkus für den Giant Syncdrive Pro MG

Die Giant-E-MTBs gibt's vom Lightbike mit 400 Wattstunden bis zum reichweitenstarken Paket mit 800er-Akku. Den MG-Motor gibt´s aktuell aber nur im Light-E-MTB Trance E+ Elite mit fest verbautem 400er-Akku. Dieses und viele weitere Modelle sind zusätzlich mit einem Range-Extender (200 oder 250 Wh) kompatibel.

Im Giant Trance E+ Elite ist der 400er-Akku fest im Unterrohr verbaut. Optional kann der Range-Extender mit 200 Wh im Flaschenhalter verstaut werden.Foto: Georg GrieshaberIm Giant Trance E+ Elite ist der 400er-Akku fest im Unterrohr verbaut. Optional kann der Range-Extender mit 200 Wh im Flaschenhalter verstaut werden.

App & Connectivity

Die App für die Giant E-Bikes RideControl und bringt eine Menge Zusatzfunktionen. Die Motoreinstellungen können umfangreich angepasst werden - in allen fünf Unterstützungsstufen. Außerdem sind über die App problemlos auch System-Updates für alle Komponenten möglich. Ein Ridescreen, der als Ersatz für ein Display viele Fahrdaten anzeigt, Navigation und Fitness-Features runden das Paket der App ab. Bike-Computer können kabellos mit dem System verbunden werden.

Über die “Launch”-Einstellung in der Ridecontrol App kann die Sensibilität und das Anfahrverhalten angepasst werden - für jede der sechs U-Stufen separat.Foto: Georg GrieshaberÜber die “Launch”-Einstellung in der Ridecontrol App kann die Sensibilität und das Anfahrverhalten angepasst werden - für jede der sechs U-Stufen separat.

EMTB Bewertung des Giant Syncdrive Pro MG

Geschmeidig, aber doch spritzig: Der Schub des Syncdrive Pro ist sehr dynamisch, aber top kontrollierbar. Wirklich leise ist der Antrieb nicht.Foto: EMTB MagazinGeschmeidig, aber doch spritzig: Der Schub des Syncdrive Pro ist sehr dynamisch, aber top kontrollierbar. Wirklich leise ist der Antrieb nicht.

Stärken

  • Direktes Ansprechen, gute Modulation
  • Leicht
  • Dynamische, progressive Kraftentfaltung

Schwächen

  • Klappert bergab
  • Mäßige Spitzenleistung
  • Bauform verhindert Rahmenkonstruktion mit kurzen Kettenstreben

Fazit zum Giant Syncdrive Pro MG

Nach der Magnesiumkur ist der Giant Syncdrive der leichteste E-Motor der Powerklasse mit 85 Newtonmetern. Allerdings bleibt auch seine Leistung hinter den stärksten zurück. Top Modulation und dynamischer Schub bringen einen sportlich-spaßigen Charakter! Leider klappert auch der Yamaha-Antrieb bergab. - Florentin Vesenbeckh, stellv. Chefredakteur EMTB Magazin
Florentin Vesenbeckh ist stellv. Chefredakteur beim EMTB Magazin.Foto: Max FuchsFlorentin Vesenbeckh ist stellv. Chefredakteur beim EMTB Magazin.

Bikes mit Giant Syncdrive Pro MG

Den Giant-Motor gibt es natürlich nur an Giant-Bikes. Doch das Schwester-Modell von Yamaha verbauen mehrere Hersteller. Die neue MG-Variante PW-XM ist bisher jedoch nur selten zu finden. Das neue Haibike Hybe 10.5 ist aber bereits damit ausgestattet. Und beim Bike-Festival in Riva del Garda zeigte R Raymon einen Prototypen mit Yamahas MG-Antrieb. Erste Infos dazu gibt´s in unserem Liveticker vom Festival.

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