Florentin Vesenbeckh
· 14.05.2024
Giant entwickelt seine E-Antriebe traditionell gemeinsam mit Yamaha. Die Hardware des Syncdrive Pro ist mit dem Yamaha PW-X3 identisch, softwareseitig geht Giant jedoch eigene Wege. Neuester Wurf der beiden Asiaten ist die MG-Variante des Topmotors. Bei Yamaha heißt der Neuling PW-XM. Das Gehäuse aus Magnesium spart über 100 Gramm und macht den Motor mit 2,60 Kilo zum leichtesten Antrieb der Powerklasse. Die Leistungsdaten bleiben identisch mit dem Vorgänger, der nominell 85 Newtonmeter liefert. Jedoch soll das Wärmemanagement und damit die Standfestigkeit des Antriebs durch das neue Gehäuse verbessert worden sein.
Herausstechendes Charaktermerkmal des Giant Syncdrive Pro MG ist seine progressive Kraftentfaltung und das direkte Ansprechen. Er reagiert sehr feinfühlig und geschmeidig auf Impulse des Fahrers. Beim Anfahren gibt er Schub, sobald der Fuß auch nur leicht auf dem Pedal aufliegt. Das sorgt für minimalen Leerweg beim Anfahren und hilft in kniffeligen Situationen. Zudem beschleunigt er spritzig, was in schwierigen Anstiegen eine gute Kontrolle verleiht. Die Abstimmung ist sehr gelungen, das erinnert an den Bosch CX. Im Alltag kann das Zucken beim Fußaufsetzen nerven, doch über die Giant App kann man das bei Bedarf abstellen – für jede der fünf U-Stufen separat (”Launch”-Einstellung). Das Antriebsgeräusch des Motors ist etwas dezenter als bei der Konkurrenz von Bosch und Shimano, der Unterschied ist aber minimal. Das gilt auch bergab, denn der Syncdrive Pro MG klappert beim Überrollen von Hindernissen, wenn auch nicht ganz so auffällig wie Bosch CX und Shimano EP801.
Mit dem minimalistischen Gewicht des Magnesium-Antriebs geht auch eine gemäßigte Leistung einher. Mit 457 Watt ist er spür- und messbar schwächer auf der Brust als die Powermotoren Performance CX, EP801, Pinion MGU oder auch Srams Powertrain. Stark: Auch wenn der Syncdrive nicht ganz die Spitzenleistung von Bosch und Co bringt, zieht er dafür bei hohen Kadenzen voll durch.
Die Kraftentfaltung ist extrem dynamisch und hängt stark vom Fahrerinput ab. Neben der guten Modulation hat er mit dem Bosch CX gemein, dass bei geringem Fahrerinput nur wenig Schub freigesetzt wird - selbst im stärksten Modus. Dieses Merkmal ist sogar noch deutlich ausgeprägter, als bei Boschs Performance CX. Das fördert das progressive und spritzige Fahrgefühl. Wer erwartet ohne viel eigenes Zutun den Berg hinaufgeschoben zu werden, für den ist der Giant eventuell nicht der richtige Antrieb.
Schlicht, schlank und unauffällig - so lassen sich die Bedienelemente des Giant-Antriebs beschreiben. Das aktuelle "Display" der Giant-E-MTBs ist die LED-Anzeige Ridecontrol Go. Akkustand und U-Stufe werden über farbige LEDs dargestellt. Optional kann kabellos das Ridedash Plus 2 am Lenker befestigt werden. Auf dem Screen in der Optik eines klassischen Bikecomputers gibt's dann alle E-Bike-Daten inklusive Fahrerleistung, sowie klassische Tachofunktionen. Serienmäßig ist das aber nicht verbaut.
Der Taster Ergo 3 geht optisch nahtlos in den Griff über und verbirgt sich sehr unauffällig am Lenker. Ergonomie und Bedienung sind gelungen.
Die Giant-E-MTBs gibt's vom Lightbike mit 400 Wattstunden bis zum reichweitenstarken Paket mit 800er-Akku. Den MG-Motor gibt´s aktuell aber nur im Light-E-MTB Trance E+ Elite mit fest verbautem 400er-Akku. Dieses und viele weitere Modelle sind zusätzlich mit einem Range-Extender (200 oder 250 Wh) kompatibel.
Die App für die Giant E-Bikes RideControl und bringt eine Menge Zusatzfunktionen. Die Motoreinstellungen können umfangreich angepasst werden - in allen fünf Unterstützungsstufen. Außerdem sind über die App problemlos auch System-Updates für alle Komponenten möglich. Ein Ridescreen, der als Ersatz für ein Display viele Fahrdaten anzeigt, Navigation und Fitness-Features runden das Paket der App ab. Bike-Computer können kabellos mit dem System verbunden werden.
Nach der Magnesiumkur ist der Giant Syncdrive der leichteste E-Motor der Powerklasse mit 85 Newtonmetern. Allerdings bleibt auch seine Leistung hinter den stärksten zurück. Top Modulation und dynamischer Schub bringen einen sportlich-spaßigen Charakter! Leider klappert auch der Yamaha-Antrieb bergab. - Florentin Vesenbeckh, stellv. Chefredakteur EMTB Magazin
Den Giant-Motor gibt es natürlich nur an Giant-Bikes. Doch das Schwester-Modell von Yamaha verbauen mehrere Hersteller. Die neue MG-Variante PW-XM ist bisher jedoch nur selten zu finden. Das neue Haibike Hybe 10.5 ist aber bereits damit ausgestattet. Und beim Bike-Festival in Riva del Garda zeigte R Raymon einen Prototypen mit Yamahas MG-Antrieb. Erste Infos dazu gibt´s in unserem Liveticker vom Festival.