Entwickler-InterviewDer neue Decathlon E-Bike-Motor Owuru

Adrian Kaether

 · 01.09.2025

Das Besondere steckt im Inneren: Der Owuru-Motor kombiniert Mittelmotor und Automatik-Getriebe, der Antrieb erfolgt klassisch über Kette.
Foto: Georg Grieshaber
Decathlon bringt seinen neuen E-Bike-Motor “Owuru” mit integriertem Automatik-Getriebe an den Markt. Wir haben mit den Entwicklern über seine Besonderheiten, Funktion und seinen sensationell niedrigen Verschließ gesprochen.

Sie sind die Experten. Stephane Blandin, Program-Manager Owuru bei Decathlon und Christophe Deleval vom Motorenhersteller E2 Drives kennen am Owuru jedes Zahnrad beim Vornamen. Für unseren Test des Owuru-Motors und des dazugehörigen Bikes von Decathlon haben wir die beiden ausgefragt. Wie funktioniert der Motor überhaupt, wie lange hält er und wird es den Owuru vielleicht bald sogar in den Rädern anderer Hersteller geben?

Christophe Deleval von E2 Drives (links) und Stephane Blandin, Program-Manager Owuru bei Decathlon.Foto: DecathlonChristophe Deleval von E2 Drives (links) und Stephane Blandin, Program-Manager Owuru bei Decathlon.

MYBIKE: Ein E-Bike-Motor mit integriertem Automatik-Getriebe: Das klingt anspruchsvoll. Wie kamt ihr bei E2 Drives zu der Idee?

Christophe Deleval: Unser Gründer Arthur war ursprünglich als Ingenieur in der Automobilindustrie tätig. Bei der Analyse verschiedener Getriebetypen stieß er auf das Prius-System, welches die zündende Idee für unser Produkt lieferte.

Was unterscheidet den Owuru von einem konventionellen E-Bike-Motor?

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Christophe Deleval: Das integrierte Automatik-Getriebe ist natürlich der wichtigste Unterschied. Damit das nach unseren Vorstellungen funktioniert, arbeiten wir mit zwei E-Motoren im Inneren. Der größere E-Motor treibt das Getriebe an und kontrolliert die Übersetzung. Der kleinere E-Motor reguliert die Unterstützung.

Decathlons revolutionärer Motor fährt sich unauffällig und geschmeidig.Foto: Georg GrieshaberDecathlons revolutionärer Motor fährt sich unauffällig und geschmeidig.

Wie funktioniert die Automatik im Owuru?

Christophe Deleval: Unser CVT arbeitet mit einem Planetengetriebe und zwei Elektromotoren. Man kann es sich wie ein Differential vorstellen, bei dem die Eingangsgeschwindigkeit des Fahrers mit der Drehzahl unseres Motors kombiniert wird, um eine gewünschte Ausgangsgeschwindigkeit zu erreichen. Während dieses Getriebe durch Patente geschützt ist, spielt auch die Software eine wesentliche Rolle. Sie steuert das Zusammenspiel aus Mensch, Getriebe und E-Motoren so, dass sich das Pedalieren trotz komplexer Technik im Hintergrund so natürlich anfühlt.

Hat der Owuru auch Nachteile?

Christophe Deleval: Es gibt ein paar Besonderheiten. Auch mit abgeschalteter Unterstützung laufen beide E-Motoren mit. Dabei fungiert der eine als Motor und der andere als Generator. Das System braucht also immer etwas Energie. Durch das integrierte Getriebe ist unser maximales Drehmoment variabel und verringert sich bei kleiner Übersetzung. Dafür wiegt der Owuru nur so viel wie ein Mittelmotor plus Nabenschaltung und die Effizienz ist unseren Messungen nach gerade mit höherer Unterstützung sehr gut.

Das Gesamtpaket aus Motor und Getriebe wiegt 4,6 Kilogramm laut Hersteller.Foto: Georg GrieshaberDas Gesamtpaket aus Motor und Getriebe wiegt 4,6 Kilogramm laut Hersteller.

Der Verschleiß an den integrierten Bauteilen, einschließlich dem Getriebe, geht gegen null

Wie steht es ums Thema Haltbarkeit?

Stephane Blandin: Der Motor schafft die üblichen 30.000-Kilometer-Tests ohne Probleme. Der Verschleiß an den integrierten Bauteilen, einschließlich dem Getriebe, geht gegen null. Außerdem können wir mit einer besonders robusten Kette arbeiten, die keinen Schräglauf hat und besonders schnell läuft. Das minimiert Lastspitzen und erhöht die Haltbarkeit deutlich.

Wird es den Owuru-Motor auch in anderen Rädern geben?

Stephane Blandin: Decathlon ist der größte Anteilseigner bei E2 Drives. Die Marke wird aber eigenständig bleiben und den Motor bei Interesse auch anderen Herstellern zur Verfügung stellen.

Was könnt ihr euch für die Zukunft noch vorstellen?

Stephane Blandin: Wir werden das Portfolio mit dieser Technik weiter ausbauen. Neben Urban- und Trekkingbikes ist das System gerade auch im Cargo-Einsatz interessant. Ein Konzept mit Riemen ist vorstellbar, auch sportliche Applikation werden kommen. Lasst euch überraschen!

Das Besondere steckt im Inneren: Der Owuru-Motor kombiniert Mittelmotor und Automatik-Getriebe, der Antrieb erfolgt klassisch über Kette.Foto: Georg GrieshaberDas Besondere steckt im Inneren: Der Owuru-Motor kombiniert Mittelmotor und Automatik-Getriebe, der Antrieb erfolgt klassisch über Kette.

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