Brose stellt nicht nur einen neuen Motor vor. Sondern gleich ein ganzes Ökosystem. Hinter dem Namen Qore verstecken sich gleich eine ganze Vielzahl von Komponenten. Neben zwei Motoren-Optionen und einer kompakten Display-Remote-Kombi gibt es zwei Akku-Varianten mit 650 bzw. 800 Wattstunden. In den nächsten Jahren soll das Brose-System um weitere Parts aufgestockt werden. Wir konzentrieren uns in unserem ersten Test auf das bestehende Portfolio mit dem Top-Motor Drive³ Peak und 800-Wattstunden-Akku. Kann der neue Brose der etablierten Konkurrenz das Wasser reichen?
Klar ist: Mit 600 Watt und 95 Newtonmetern maximalem Drehmoment zielte der Drive³ Peak auf die klassischen E-Bike Werte von Bosch, Shimano und Yamaha. Kein Wunder, schließlich ist das Projekt schon länger in der Pipeline. 2023 stellte Brose die neuen Parts erstmals auf der Eurobike vor. Bis zur Serienreife ist damit jetzt ungewöhnlich viel Zeit vergangen. Zeit, in der sich bei E-Bikes viel bewegt hat. DJI setzte mit seinem Avinox im letzten Jahr einen entscheidenden neuen Impuls, Bosch hat mit mehr Leistung mittlerweile nachgezogen. Passend dazu verpasst Brose dem Qore-System zum Jahresende 2025 ebenfalls mehr Power. Bis zu 800 Watt in der Spitze und 105 Newtonmeter sollen den Drive³ Peak auf das Niveau der Konkurrenz heben.
Unser Testbike mit dem Drive³ Peak kam hingegen noch mit 95 Newtonmetern Drehmoment und 600 Watt Spitzenleistung - also relativ klassischen Werten der Power-E-Bike-Liga. In dieser Klasse fand zuletzt ein Leistungs-Wettrüsten statt. Der DJI Avinox (hier im Test) pulverisierte den Status Quo mit bis zu 1000 Watt Leistung und 120 Nm Drehmoment. Vor kurzem legte Bosch nach und verpasste dem Klassiker Performance CX ein Update auf 100 Newtonmeter und 750 Watt Spitzenleistung. Ein hart umkämpfter Markt. Zuletzt stieg auch Mahle mit dem starken M40 in den Kampf um leichte und leistungsstarke Mittelmotoren ein.
Mit 2,9 Kilo liegt das Gewicht des neuen Drive³ Peak minimal über Bosch-Niveau, Shimanos EP801 ist mit 2,65 Kilo noch etwas leichter und der brandneue DJI Avinox wiegt sogar knapp unter 2,6 Kilo. Deutlich schwerer ist hingegen das neue Kraftpaket von Specialized (3,18 kg), das im Werk von Brose gebaut wird.
Control Allround hat Brose die Bedieneinheit für den Qore-Antrieb getauft. Die Display-Bedien-Kombi lässt sich über vier definierte Taster gut schalten, der Screen ist klar und scharf. Das gefällt und macht einen gelungenen Eindruck. Das Bedienteil ist Bluetooth-fähig und ermöglicht eine Kommunikation mit der Brose App. Hier soll es Systemupdates und Möglichkeiten zur Individualisierung geben. Außerdem gibt es einen USB-C-Port, der als Service-Schnittstelle dient und das Laden von Smartphone oder GPS ermöglicht.
Im Gelände fällt schnell der kernige Schub von unten auf. Die Drehmomentstärke kennen wir bereits von Broses Vorgänger-Aggregat Drive SMag. Und diesen Charakter behält der Nachfolger. Bei langsamem Tritt schiebt der Motor stark und unbeirrbar voran. Im direkten Vergleich mit einem Bosch Performance CX (vor dem Power-Update!) ist deutlich mehr Kraft spürbar. Ein konstanter Nachlauf sorgt dafür, dass man in kniffeligen Situationen nicht so leicht hängenbleibt.
Auf den Fahrerinput reagiert der Drive³ Peak direkt, was das Fahrgefühl angenehm lebhaft macht. Das gilt insbesondere im "One Mode", der den Motorschub stark an den Fahrerinput koppelt. An die dynamische Bosch-Beschleunigung kommt das aber nicht heran. Auffällig ist der hohe Unterstützungsfaktor. Bereits bei geringem Fahrerinput schiebt der Drive³ Peak im Turbo-Modus richtig stark voran.
Bei schneller Trittfrequenz zieht der Brose gut durch, wobei Boschs CX bereits vor seinem Power-Update mindestens ebenbürtig wirkt. Angenehm: Die Geräuschkulisse des neuen Brose bleibt zu jeder Zeit dezent. Das Antriebsgeräusch landet in etwa auf dem Niveau des neuen Bosch Performance CX. Beim Bergabfahren ist allerdings ein ganz leichtes Klappern aus dem Getriebe zu hören. Nicht so drastisch wie beim Shimano EP801 oder dem alten CX – aber doch wahrnehmbar.
In unserem standardisierten Reichweitentest beweist der Drive³ Peak seine Power. Bei verhältnismäßig geringem Fahrerinput von 150 Watt liefert er bereits richtig Leistung. Deutlich mehr als ein Bosch Performance CX.
So schießt der Brose unseren Testanstieg (12,2 % Steigung) mit 16,7 km/h im Schnitt hinauf. Zum Vergleich: Ein Bosch CX legt hier im Schnitt 15 km/h vor. Das zeigt den höheren Unterstützungsfaktor von vorläufig 410 Prozent im Vergleich zu 340 % bei Bosch.
Zum Launch will Brose den Unterstützungsfaktor sogar auf 600 % anheben. Dann fällt der Unterschied noch deutlicher aus. Aber Achtung, festhalten: Ein DJI Avinox fliegt unter identischen Bedingungen mit über 21 km/h den Berg hinauf. Also nochmal satte 6 km/h schneller als der neue Brose.
Nach vier Runden im Vollgas-Modus geht dem 800er-Akku des Brose Qore die Puste aus. 1681 Höhenmeter erklettert der Berliner mit voller Power, um bei niedrigem Akkustand nochmal 331 Höhenmeter mit minimaler Unterstützung draufzulegen. Zum Vergleich. Reichweitenplatzhirsch Bosch schafft bei geringerer Geschwindigkeit gut 2000 Höhenmeter mit dem 800er-Akku und zieht bis zum Schluss mit Turbo-Schub durch.
Als Besonderheit stellt Brose auch sein neues Ladegerät vor. Neben dem klassischen Lademodus bietet der Charger zwei weitere Funktionen. Zum Verlängern der Akku-Lebensdauer gibt es die Option, den Akku nur auf 80 Prozent aufzuladen. Für schnelle Ladevorgänge, zum Beispiel zum Reichweite aufbessern unterwegs, gibt es die Schnellladefunktion. 4,5 Stunden gibt Brose für eine volle Ladung auf 100% des 800er-Akkus an. Mit den Schnellladefunktionen der Ladegeräte von DJI und Specialized kann das nicht mithalten.
Der Markt der E-Motoren ist hart umkämpft. Der neue Brose-Motor kann dabei nicht mit neuen Bestwerten auftrumpfen. Zum Ende des Jahres will Brose jedoch auf 800 Watt und 105 Newtonmeter aufrüsten. Auf dem Trail können sowohl die Kraftentfaltung, als auch Fahrgefühl und Geräuschkulisse des Drive³ Peak schon jetzt überzeugen. Die Unterstützung ist richtig kräftig. Spannend bleibt, wie sich der Brose Drive³ Peak dann mit den neuen Leistungsdaten schlagen wird.