Florentin Vesenbeckh
· 26.05.2024
Spätestens, seit Bosch mit dem Performance SX den Markt betreten hat, nimmt das Segment der Light-E-Mountainbikes massiv Fahrt auf. Nahezu jeder namhafte Hersteller hat inzwischen ein leichtes E-Mountainbike im Programm. Dabei ist die Bosch-Interpretation eines Light-Antriebs besonders. Optisch unterscheidet sich der SX nicht stark von seinem großen Bruder CX, damit ist er im Light-Vergleich fast schon klobig. Allerdings steckt im SX die deutlich höchste Spitzenleistung aller Light-Antriebe. Bosch spricht sogar von der gleichen Maximalleistung wie beim großen Performance CX. Wie das sein kann - und ob der SX seine vollmundigen Versprechen halten kann, haben wir in Labor und Praxis überprüft.
Herausragend ist die Modulation des Bosch-Aggregats. Er hängt förmlich am Fuß, reagiert direkt und dennoch sehr geschmeidig auf den Impuls des Fahrers. Das kann kein anderer E-Bike-Motor so brillant. Ebenfalls einzigartig ist die progressive Auslegung, die den Schub besonders dynamisch macht. Je mehr Gas der Fahrer gibt, desto mehr legt auch der SX zu. Wer den EMTB-Modus von Bosch kennt, kennt diesen Effekt. Beim SX fällt dieses Phänomen noch deutlich drastischer aus. Sehr unterschiedlich ist die Geräuschkulisse des Mini-Schwaben. Pedaliert man gemütlich vom Parkplatz weg, ist der SX fast unhörbar. Unter Last wird er jedoch beinahe so laut wie die Powerklassiker von Bosch und Shimano. Von denen hat er leider auch das nervige Klappern bergab geerbt.
Die harten Fakten klingen zu schön, um wahr zu sein: 521 Watt wirft der Prüfstand aus, damit spielt der Performance SX bei den Powermotoren mit. Doch es gibt ein Aber. Seinen vollen Wumms entfaltet der kleine Bosch nur bei sehr hohen Trittfrequenzen und spritzigen Antritten. Wer gemütlich pedaliert, bekommt deutliche weniger Schub als zum Beispiel vom Fazua Ride 60. Mit diesem sportlichen Charakter will Bosch seinem Leichtgewicht (2,1 Kilo) echten E-Bike-Schub und Uphillflow einverleiben.
In schwierigen Anstiegen geht das Konzept allerdings nur bedingt auf. Zwar kann man dynamisch Schwung holen und so manch fiese Stufe meistern. Wenn die Fahrsituation aber keine hohe Kadenz zulässt, lässt einen der SX etwas im Stich. Je technischer der Anstieg, desto weniger kann der SX überzeugen. Auch die Gefahr von Kurbelaufsetzern steigt durch hohe Trittfrequenzen. In manchen Situationen fühlt sich der Mini-Bosch dadurch etwas unharmonisch an. Denn auf seichten Forstwegen tut man sich leicht, eine hohe Kadenz zu kurbeln. Dann wirkt der Motor extrem stark. Wird es steiler und schwieriger, sinkt auch die Kadenz - und damit die Leistung des Motors. Man muss ganz bewusst auf hohe Trittfrequenzen achten. Selbst wer hohe Trittfrequenzen mag: Der SX animiert zu unnatürlich schnellem Kurbeln, denn er legt auch deutlich über 100 U/min noch an Leistung zu.
Der "kleine" Bosch ist mit allen Komponenten seines großen Bruders kompatibel. Inklusive aller Displays und Akkus. Doch besonders beim SX-Motor setzen die allermeisten Bike-Hersteller auf den minimalistischen Systemcontroller mit LED-Anzeige im Oberrohr. Das passt zum sportlichen und minimalistischen Ansatz der Light-Bikes. Optional kann auch ein Kiox-Display kombiniert werden, das gibt´s auch zum nachrüsten. Besonderheit der schlanken Mini-Remote: Sie funktioniert kabellos, das gibt´s bei kaum einem anderen Hersteller.
Passend zum kleinen Motor hat Bosch den Compact Tube 400 (2,1 kg, 400 Wh) vorgestellt. Auch wenn der Motor theoretisch mit allen anderen Bosch-Batterien bis 750 Wh aus dem Smartsystem kompatibel ist, kommen aktuell alle E-MTBs mit SX-Motor mit dem 400er-Akku. Viele Bikes haben den Akku fest verbaut. Dafür ist die Option auf den 250er-Range-Extender Bosch Power More 250 besonders spannend. So kann die Reichweite unkompliziert erweitert werden.
Auch in Sachen App ist der kleine Bosch seinem großen Bruder sehr nahe. Wie der CX nutzt auch der SX die Bosch eBike Flow App. Unterstützungsstufen fein einstellen, das Smartphone als Schlüssel nutzen, Navigation und Updates “over the Air”: Hier stecken viele Funktionen drin. Nur die Kommunikation mit Geräten von Drittanbietern, wie Garmin-Bike-Computern ist auch beim SX deutlich eingeschränkt. Hier muss man auf die Infrastruktur und Komponenten aus dem Bosch-Portfolio zurückgreifen.
Sportlicher Light-Motor mit hoher Spitzenleistung, exzellenter Modulation und dynamischem Schub. Belohnt sportlichen Einsatz vom Fahrer und dreht bei hohen Trittfrequenzen richtig auf. Dafür eher groß und teils lauter. Schade: Klappert bergab. Gemacht für alle, die ein leichtes Bike suchen, aber auf E-Bike-Feeling und Uphill-Flow nicht verzichten wollen.
Bikes mit Boschs Performance SX schießen förmlich wie Pilze aus dem Boden. Obwohl der kleine Bosch der jüngste Light-Motor am Markt ist, ist die Auswahl an Modellen bereits recht groß. Auch Branchenriesen wie Bulls, Canyon, Cube und Flyer verbauen den SX bereits. In den Links gibt´s alle Infos und Details zu einigen E-Mountainbikes mit Performance SX: